Fixpunkt

Hannovers Drogenabhängige konsumieren mehr Kokain

Den Fixpunkt, eine Anlaufstelle für Drogenabhängige, gibt es seit 15 Jahren.

Den Fixpunkt, eine Anlaufstelle für Drogenabhängige, gibt es seit 15 Jahren.

Hannover . Rund 20 Prozent der Besucher, die in der Einrichtung Drogen konsumieren wollen, spritzen sich nicht mehr Heroin, sondern Kokain. „Sie sind aufgeputscht, geräuschempfindlich, unruhig, paranoid, fühlen sich ungerecht behandelt und sind für uns schwer erreichbar“, beschreibt Vikas Bapat, Leiter des Fixpunkts. Der Flachbau an der Hamburger Allee diene außerdem Menschen als Treffpunkt, die wegen psychischer Auffälligkeiten in anderen Einrichtungen nicht mehr geduldet würden. „Von den Mitarbeitern erfordert das sehr viel Geduld und Abgrenzungsfähigkeit.“

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Der Anteil der Kokainkonsumenten im Fixpunkt stieg ab 2011 schlagartig. Vorher lag er bei rund fünf Prozent. Vieles hat sich seit Gründung der Einrichtung vor 15 Jahren jedoch verbessert. „Wir sorgen dafür, dass Abhängige möglichst gesund und sicher durch diese Zeit in ihrem Leben kommen“, sagt Bapat. Die Besucher des Fixpunkts, der zur Paritätischen Gesellschaft für Sozialtherapie und Pädagogik (STEP) gehört, leben auf der Straße oder in Unterkünften für Abhängige. „Die Szene ist in den vergangenen 15 Jahren kleiner und älter geworden. Früher wurden Abhängige vielleicht 30 Jahre alt, heute sind unsere älteren Besucher um die 60“, sagt Bapat. Aktuell kommen rund 200 verschiedene Personen regelmäßig in die Einrichtung, werden auch medizinisch versorgt und können dort duschen.

50 Besucher nutzen Anlaufstelle am Tag

Im Fixpunkt bekommen die Abhängigen saubere Spritzen und Zubehör. Im Durchschnitt nutzen 50 Besucher pro Tag den sogenannten Druckraum, in dem sie sich an einem Tisch mit Sichtblende einen Schuss setzen. An manchen Tagen passiert das bis zu hundertmal. Zu Hochzeiten in den Jahren 2001 bis 2004 kamen in Schnitt 120 Nutzer pro Tag in den Druckraum, manchmal sogar 200. "Wir konnten damals nur einen Besucher nach dem anderen durchschleusen." Die Zahl der Konsumplätze wurde deshalb erhöht. Die Besucher bringen ihre Drogen selbst mit, ein Sicherheitsdienst verhindert, dass rund um den Fixpunkt gedealt wird.

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Die Zahl der Abhängigen in der offenen Szene sank in den vergangenen Jahren, auch durch das Zusammenwirken der verschiedenen Beratungs- und Hilfseinrichtungen. Fixpunktbesucher begannen einen Entzug, eine Substitution oder gingen in Einrichtungen für chronisch Mehrfachabhängige. In 15 Jahren haben die Mitarbeiter rund 2,1 Millionen Spritzen ausgegeben, auch an Abhängige, die sie anderswo nutzen. Sie mussten mehr als 1300 Menschen akut medizinisch versorgen, die in der Einrichtung kollabierten. „Es gab aber keinen Todesfall“, betont Step-Geschäftsführer Serdar Saris.

Fixpunkt holt Süchtige von der Straße

Sozialdezernent Thomas Walter erinnerte am Montag an die Situation vor der Fixpunkt-Öffnung. Im Tunnel Fernroder Straße hielten sich jeden Tag über 800 Leute in der offenen Szene auf, die sich mit Sperrmüll dort einrichteten und Lagerfeuer entfachten. „Der Tunnel war für normale Bürger faktisch nicht mehr passierbar“, sagt CDU-Politiker Joachim Albrecht. Im Rat formierte sich schließlich eine parteiübergreifende Mehrheit für einen Drogenkonsumraum – rechtlich war das allerdings noch keineswegs zulässig. „Wir wollten nicht, dass die Leute auf der Straße verrecken“, sagt Walter, der die Rolle des damaligen Oberbürgermeisters hervorhebt. Kurzzeitig lief sogar ein Ermittlungsverfahren gegen Herbert Schmalstieg, Walter und Justizministerin Heidi Alm-Merk.

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