Wunstorf

Hases Lotterie rettete die Sigwardskirche

Das Los Nummer 05722 zum Preis von 2 Mark: 15.000 solcher Lose ließ der Architekten- und Ingenieursverein Hannover ausgeben, um die Sigwardskirche zu retten.

Das Los Nummer 05722 zum Preis von 2 Mark: 15.000 solcher Lose ließ der Architekten- und Ingenieursverein Hannover ausgeben, um die Sigwardskirche zu retten.

Idensen. Was für eine Schaffenskraft. 267 Bauwerke hat der Hannoversche Architekt Conrad Wilhelm Hase in seinem 84-jährigen Leben konzipiert und dabei einen Baustil geprägt, der sich über ganz Norddeutschland bis in den skandinavischen Raum verbreitet hat. Am 2. Oktober wäre Hase 200 Jahre alt geworden. Er hat nicht nur Generationen von Architekten geprägt, er hat in Idensen auch etwas Sensationelles geschafft.

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1858, mit 40 Jahren, besuchte Hase die Sigwardskirche. Die zwischen 1129 und 1134 geschaffene Stiftskirche war Mitte des 19. Jahrhunderts so stark frequentiert, dass die Gemeinde eine Erweiterung planen musste. Über 300 Menschen fanden Platz in dem Raum, der mit zwei Emporen übereinander oft ausgebucht war. Hase sollte die Erweiterung planen.

Die Sigwardskirche in Idensen wäre ohne Conrad Wilhelm Hase dem Abriss zum Opfer gefallen

Die Sigwardskirche in Idensen wäre ohne Conrad Wilhelm Hase dem Abriss zum Opfer gefallen. Heute stehen die wesentliche Teile der romanischen Kirche seit 888 Jahren.

Die weißen Kalkwände zeigten damals nichts Besonderes. Aber als Hase die Kalkfarbe stellenweise abkratzte, wurde ihm bewusst, dass er hier einen romanischen Schatz vor sich hatte.

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Die Gemeinde wollte die Sigwardskirche letztlich abreißen, um an gleicher Stelle eine neue Kirche bauen zu lassen. „Es gab zwischen 1874 bis 1880 immer wieder Anläufe, den Abriss in Gang zu bringen“, schreibt Kirchenvorsteher Jörg Mecke, „sogar die Finanzierung der neuen Kirche war gesichert. Die alten Steine sollten wiederverwendet werden.“

Conrad Wilhelm Hase war dem Abriss offenbar vollkommen abgeneigt. Was NDR-Moderator Michael Thürnau als Bingo Umweltlotterie betreibt, nannte Hase Kirchenlotterie. Er überzeugte den „Architekten- und Ingenieur-Verein“, eine Lotterie zur „Erhaltung der Stiftskirche in Idensen“ aufzulegen. Am 1. Mai 1884 kam die offizielle Erlaubnis dazu. Der Verkauf der Lose war so erfolgreich, dass 1888 beides gesichert war: Die neue Kirche Idensen wurde eingeweiht, und die Sigwardskirche war gesichert. Die Freilegung der einzigartigen romanischen Wand- und Deckenmalereien überließ Hase nachfolgenden Generationen. Sie begann 1930.

„Ohne diese Weitsicht und den Einfallsreichtum des Konsistorialbaumeister der Hannoverschen Landeskirche hätte es beide Kirchen so nicht gegeben. Die alte wäre abgerissen und die neue hätte nicht Hases unverwechselbaren neugotischen Stil erhalten“, schreibt Jörg Mecke. Nicht nur die Kirchengemeinde sei heute sehr dankbar, dass Hase den damaligen Kirchenvorstand überzeugte, sondern auch Kunsthistoriker in aller Welt. „Nur so konnte der Nachwelt mit der Sigwardskirche ein in Norddeutschland einzigartiges romanisches Kleinod erhalten bleiben.“

Von Markus Holz

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