Hilfe unterm Brückenbau – Viele Ehrenamtliche helfen Obdachlosen
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Isabelle Prochnau und weitere Freiwillige kümmerten sich eine Woche lang um Bedürftige in der Drogenszene.
© Quelle: Katrin Kutter
Hannover. Unter der Raschplatzhochstraße, wo sich kalter Wind manchmal besonders fies zu bündeln scheint, ließen sich am Dienstagnachmittag, an diesem 25. Dezember besser bekannt als erster Weihnachtsfeiertag, einige Dutzend Menschen die Aussicht auf innere Wärme nicht entgehen. Es waren Wohnungslose und Bedürftige, die sich beim Kontaktcafė der christlichen Drogenarbeit „Neues Land“ auf Bratwürste vom Grill, Punsch ohne Alkohol, Kaffee, Tee, Kekse, und einen Krökeltisch freuten. Wer mochte, konnte mit Sozialarbeitern sprechen. Man kennt sich inzwischen, die Container unter der Brücke sind eine bekannte Adresse in der Szene.
Zu Weihnachten und der „Christmas in the city“-Woche der Hilfseinrichtung kamen auch auswärtige Ehrenamtliche für ein paar Tage zu Besuch nach Hannover. Isabelle Prochnau, 20, aus Bünde in Nordrhein-Westfalen, stand am Dienstag mit strahlendem Lächeln in der kleinen Küche im weihnachtlich dekorierten Bauwagen und half, wo Hände gebraucht wurden. Im Alltag lernt sie Einzelhandelskauffrau, die soziale Arbeit aus christlicher Überzeugung heraus führte auch in diesem Jahr zu einem „richtigen Weihnachten, bei den Armen“.
„Jetzt geht langsam die Luft raus“
Als sie das erste Mal mit Obdachlosen zu tun hatte, war sie erschrocken, unter welchen Bedingungen Menschen leben müssen, „dass es so etwas überhaupt gab und doch nicht alles heile Welt ist, ich war distanziert“. Jetzt hat sie Berührungsängste verloren. Stattdessen, sagt die Christin, erreiche sie nach einer Woche Engagement in Hannover doch ihre Grenze. „Jetzt geht langsam die Luft raus.“ Am Dienstag reichte es noch für den Tag und eine Stimme im Chor der Besucher, die vorm Container „O du fröhliche“ sangen. Geschrieben übrigens von Johannes Daniel Falk, der vier seiner sieben Kinder verlor und 1815 in Weimar das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“ gründete.
“Christmas in the City” ist ein sozial-missionarischer Einsatz von „Neues Land“ in Hannovers Drogenszene. Zwischen 50 und 60 Gäste wie Isabelle Prochnau sind nach einer Schätzung von Vorstandsmitglied Michael Lenzen in der vergangenen Woche dabei gewesen. Bedürftige sollten Weihnachten nicht auf der Straße allein sein, darum ging es. Die freiwilligen Helfer besuchten, nach täglicher „Bibelarbeit und Gebetszeit“ und einer Schulung, wie man auf womöglich vorsichtige und abweisende Menschen zugeht und ein Gespräch beginnt, Orte der Drogenszene, Ausgabestellen für Methadon und Wohnunterkünften. Am Heiligabend wurden kleine Geschenke verteilt.
Von Gunnar Menkens