Hubschrauber bergen „Verletzte“ des Transportzuges
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Kameraden versorgen den Verletzten und fordern medizinische Hilfe an.
© Quelle: Thomas Tschörner
Luttmersen. Gelber Rauch signalisiert, dass sicher gelandet werden kann. Doch darauf verlassen sich die beiden Hubschrauber vom Typ NH 90 nicht: Während der Helikopter mit medizinischer Ausstattung abwartet, sondiert der mit zwei schweren Maschinengewehren bewaffnete Sicherungshubschrauber die Lage. Die medizinische Evakuierung von Verletzten und Verwundeten aus der Luft haben Heeresflieger aus Faßberg und Belgien auf dem Standortübungsplatz Luttmersen mit Soldaten des Transportzuges der 4. Kompanie des Versorgungsbataillons 141 geübt.
Transportzug übt Eigensicherung, Erstversorgung und Hilferuf
„Wir stellen die Rollenspieler“, sagt Oberleutnant Nils Wilke von der 4. Kompanie des Versorungsbataillons 141. Die Soldaten des Transportzuges stellen unterschiedliche Szenarien nach: Mal wird bei einem Verkehrsunfall bei einem Auslandseinsatz jemand schwer verletzt, mal werden Soldaten beschossen und verletzt oder geraten in eine Sprengfalle. Neben der Erstversorgung der Verletzten durch die Kameraden und die stets zu berücksichtigende Eigensicherung übt der Transportzug auch das richtige Absetzen eines Funkspruchs, dessen Inhaltspunkte nach Nato-Standard genau vorgegeben sind.
Truppe am Boden soll umfassend informieren
„Das Verfahren wurde in Afghanistan verbessert“, sagt Hauptfeldwebel Mike von Ellm vom Transporthubschrauberregiment 10 in Faßberg. Die taktische Operationszentrale wertet den Funkspruch aus, der neben Koordinaten unter anderem Angaben zur Sicherheitslage sowie Art und Entstehung der Verletzung enthält. „Wie präzise die Informationen sind, kommt auf die Truppe am Boden an“, sagt von Ellm. So seien bei der UN-Stabilisierungsmission Minusma in Mali nicht nur Soldaten von Nato-Ländern, sondern auch Truppen afrikanischer Staaten im Einsatz. „Die kennen den Standard nicht.“ Je genauer die Informationen sind, desto leichter kann die medizinische Evakuierung aus der Luft von Verletzten und Verwundeten organisiert werden. Diese Luftrettung ist bei großen Entfernungen, etwa bei Auslandseinsätzen abseits der Feldlager, oft die einzige Möglichkeit, behandlungsbedürfige Soldaten schnell in Sicherheit zu bringen.
Hubschrauber zur medizinischen Evakuierung wird von zweitem NH 90 gesichert
Die Hubschrauber werden stets in einer sogenannten Rotte eingesetzt, die aus zwei Maschinen besteht. In Luttmersen ist ein belgischer Helikopter für den medizinischen Bereich zuständig. Der NH 90 enthält die gleiche medizinische Ausstattung wie ein deutscher Rettungswagen mit zwei Liegeplätzen für Patienten sowie Geräten zur Beatmung und EKG. An Bord des NH 90 für die medizinische Evakuierung sind neben einem Arzt und einem Rettungssanitäter auch zwei Sky-Marshalls zur Sicherung, die beiden Piloten und ein Bordmechaniker. Der zweite Hubschrauber dient der Sicherung: Dieser NH 90 der Bundeswehr umkreist den Landeort und überprüft die Lage. Ist sie sicher, kann der belgische Hubschrauber mit medizinischer Ausstattung landen und sich um die Aufnahme und weitere Versorgung von Verletzten kümmern. Der Sicherungshubschrauber umkreist weiter das Gebiet. Tauchen überraschend Feinde auf, können zwei sogenannte Türschützen (Doorgunner) mit schweren Maschinengewehren vom Kaliber 12,7 Millimeter die Angreifer in Schach halten und so dem gelandeten Hubschrauber die Gelegenheit zum Start geben. Dabei wird notfalls auch Personal zurückgelassen, das dann bei der Bodentruppe bleibt. Hält die Besatzung des Sicherungshubschraubers die Lage von vornherein für zu unsicher, drehen beide Maschinen wieder ab.
Feldjäger sind als Sky Marshalls an Bord
An der Übung beteiligt sind auch belgische Air-Mobile-Protection-Teams (AMPT). Zwei Soldaten an Bord des Rettungshubschraubers sind für den Schutz des medizinischen Personals sowie des Hubschraubers zuständig. Bei der Bundeswehr übernehmen diese Funktion Feldjäger, die als Sky Marshalls sowohl Angreifer abwehren als auch prüfen, ob von den Verletzten eine Gefahr für Hubschrauber und Personal ausgeht. So durchsuchen sie die Verwundeten nach Waffen und anderen gefährlichen Gegenstände, bevor sich Arzt und Sanitäter um sie kümmern.
Deutsch-belgische Aufgabenverteilung in Mali
Das Zusammenspiel zwischen den beiden Hubschraubern funktioniert. Schließlich hebt der Helikopter wieder ab und fliegt mit seinem Sicherungshubschrauber davon. Diese Aufgabenverteilung wird es auch in Mali geben. „Belgische Kräfte untestützen uns von März bis Juni in Mali mit dem medizinischen Hubschrauber, Deutschland wird dann nur noch die Sicherung stellen“, sagt von Ellm.
Von Thomas Tschörner