Imker bereitet Bienenstöcke für das Frühjahr vor
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Wachsplatte um Wachsplatte legt Imker Horst Schäfer in die Rähmchen für den Bienenstock.
© Quelle: Antje Bismark
Burgwedel/Isernhagen. Imker Horst Schäfer wartet – auf das Frühjahr, allerdings legt er dabei nicht die Hände in den Schoß. Denn der Vorsitzende des Imkervereins Burgwedel/Isernhagen nutzt die Wintermonate, um die Ausstattung für die Bienenstöcke zu überarbeiten. Und das dauert gleich mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen. Denn Schäfer besitzt 60 Bienenvölker, die mit Beginn der Blütezeit auf den Feldern und Wiesen wieder fliegen, um Nektar zu sammeln.
Seit dem Herbst hat der Imker aus Leidenschaft, der 1990 mit zwei Völkern seines Großvaters begann, die hölzernen Rähmchen für Wachsplatten in einem Ätznatronbad ausgekocht, von Resten gesäubert und auf diese Weise desinfiziert hat. Nun halten Spanngurte die rechteckigen Elemente in Form, bis Schäfer sie löst und in jedes Rähmchen eine Wachsplatte einlötet. Dies geschieht mittels eines Trafos, der einen gespannten Draht so erwärmt, dass die Wachsplatte mittig fixiert wird. Die Wachsplatten lagert er vorher 24 Stunden in einem Kühlschrank, den er mit Glühlampen thermostatgesteuert zum Wärmeschrank umgebaut hat. Genau 35 Grad zeigt das Thermometer – diese Temperatur herrscht schließlich auch im Brutraum des Bienenstocks.
„Wenn die Platten kalt eingelötet werden, wellen sie sich später im Bienenvolk“, weiß Schäfer aus Erfahrung. Das wiederum störe die Honigernte, weil sich die Waben so nicht gut entdeckeln lassen, um den Honig zu schleudern. Ohnehin legt der Hobbyimker, der seit 1988 als Hornist in der Staatsoper Hannover arbeitet, großen Wert auf die Wachsplatten: „Ich verwende ausschließlich von den eigenen Bienen produziertes Wachs, welches ich über das Ausschmelzen der Altwaben gewinne“, sagt er. Mit dem Entdecklungswachs schmilzt Schäfer das bis zu Kilogramm schwere Blöcken zusammen. „Sie lasse ich in einem wachsverarbeitenden Betrieb bei Uelzen, einem Unternehmen des Vertrauens, verarbeiten“, sagt er.
Echtes Bienenwachs ist auf dem Weltmarkt eine Mangelware: Um mehr Gewinn zu machen, versuchen Unternehmen mitunter, das Wachs mit billigerem Paraffin oder Stearin zu strecken, was bei Importwachs, je nach Herkunft, der Fall sein könne. Deren Schmelzpunkt liege aber unter den 35 Grad, wie sie im Bienenstock herrschen, mit der Folge, dass das ungewollte Gemisch die Bienen und ihre Brut töten könne. Die einzelnen Zellen, in denen beispielsweise eine neue Biene schlüpfen soll, falle auseinander und die Larve könne sich nicht verpuppen, sie sterbe ab. „Einige Imker sprechen angesichts dieser Verunreinigung bereits von der Wachsmafia und einem Skandal“, sagt Schäfer. Seine gut 130 Vereinskollegen und andere Imker in der Region für dieses Thema zu sensibilisieren, sieht er als eine wesentliche Aufgabe an.
Denn der Isernhagener leitet nicht nur den Imkerverein Burgwedel-Isernhagen mit den regelmäßigen Treffen an jedem ersten Dienstag im Monat, er kümmert sich in seiner Eigneschaft als Vorsitzender des Kreisimkervereins auch um die Ausbildung von Jungimkern. „Der Hype hört nicht auf“, sagt er mit Blick auf bis zu 100 Neueinsteigern im Jahr allein in der Region Hannover. Diese Entwicklung führt er darauf zurück, dass bei immer mehr Menschen das Bewusstsein für die Natur geschärft wird – unter anderem durch das Bienen- und allgemeine Insektensterben. „Durch die Beschäftigung mit den Bienen ändern viele Menschen ihre Einstellung zur Natur, der Blick auf sie wird geschärft“, hat er festgestellt.
Viel Freizeit bleibt dem Hobbyimker im Winter nicht: „Deshalb betreibe ich auch keinen Wintersport.“ Dafür aber nutzt er die Sommermonate für sein zweites Hobby – das Segeln. „Aber auch da fallen Verbandsarbeit und Fortbildungen in die Wintermonate“, sagt er und schmunzelt, während er Rähmchen um Rähmchen mit frischen Wachsplatten in die Zargen der künftigen Bienenstöcke hängt. Diese werden ab der Kirschblüte als Honigräume übe die Bruträume eines jeden Bienenvolkes gestell. Dann gehört diese Arbeit im heimischen Keller vorerst der Vergangenheit an, bis zum nächsten Winter.
Am 11. März dreht sich alles um die Bienenvölker
Horst Schäfer, Vorsitzender des Kreisimkervereins Hannover, bereitet zudem den 20. Hannoverschen Imkertag am Sonntag, 11. März, auf dem Gutshof in Rethmar vor. Dabei geht es nicht nur um die Ausstattung für angehende Imker, sondern es gibt auch Vorträge zur Völkerführung und über Wildbienen. „Es wird eine Betriebsweise vorgestellt, wie man ohne Völkerverluste gut imkern kann“, sagt Schäfer. Wegen der 1977 eingeschleppten Varroamilbe, die nicht mehr wegzudenken, aber zu beherrschen sei, sei es nötig, in der Imkerei eine an den Parasiten angepasste Betriebsweise zu etablieren. Die Westliche Honigbiene komme mit der Varroamilbe ohne Hilfe durch den Menschen nicht zurecht, sagt Schäfer und fügt hinzu, dass es aus diesem Grund so gut wie keine wild lebenden Bienenvölker gebe. Aber auch, weil in der aufgeräumten Kulturlandschaft hohle Baumstämme fehlten, die Bienenschwärmen als Behausung dienen könnten. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.kreisimkerverein-hannover.de im Internet.
Von Antje Bismark