Insolvenz: Brauerei Burgdorf schließt für immer

Burgdorf verliert seine einzige Brauerei. Die Brauerei Burgdorf GmbH & Co. KG hat den Betrieb eingestellt und beim Amtsgericht Gifhorn Insolvenz angemeldet. Vertriebspartner wie das Einzelhandelsunternehmen Cramer mit seinen Edeka-Supermärkten bekommen seit Wochen keine Ware mehr. In der Tür der Brauerei im ehemaligen Matthaei-Hof an der Lise-Meitner-Straße 8 im Gewerbepark Nordwest hängt ein Schild in der Tür, das sich direkt an die Endverbraucher wendet. Die Brauerei sei dauerhaft geschlossen, steht dort zu lesen. „Vielen Dank für Ihre Treue.“ Ein Bild des Schildes hat es in die sozialen Medien geschafft und dort für Spekulationen gesorgt. Julia Rohlf und Uwe Grünheid, die beiden Gesellschafter der Hausbrau Kolshorn Verwaltungs GmbH, bestätigen auf Nachfrage dieser Zeitung das Aus ihrer Brauerei Burgdorf. Laut Rohlf habe die Brauerei Burgdorf GmbH & Co. KG Ende Februar einen Insolvenzantrag gestellt. Die Hausbrau Kolshorn Verwaltungs GmbH, die für die KG haftet, werde vermutlich in Kürze ebenfalls Insolvenz anmelden müssen. Das Gericht habe die Pluta Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter bestimmt. Pluta ist ein europaweit agierender Sanierungs- und Restrukturierungsspezialist. „Es lag am mangelnden Absatz. Wir hätten mehr Gastronomen gebraucht, die unser Bier vom Fass ausschenken“, nennt Rohlf den Hauptgrund für die finanzielle Schieflage, in die ihr Unternehmen geraten sei. Außerdem habe die Brauerei Burgdorf keinen Werbeetat gehabt, um auf sich und ihre Biersorten aufmerksam zu machen. Wegen der Corona-Krise gehe es mit der Insolvenz zurzeit nur schleppend voran, sagt Rohlf. Der Insolvenzverwalter habe zwar einen Verwerter bestimmt, der die vorhandenen Sachwerte allerdings erst noch feststellen müsse. Ein Treffen mit diesem habe aus verständlichen Gründen noch nicht stattfinden können. Es gebe lediglich einen Telefonkontakt. Sebastian Cramer vom Einzelhandelsunternehmen Cramer, der wohl wichtigste Vertriebspartner der insolventen Brauerei, bedauert deren Ende. Er sei gegebenenfalls bereit, zu helfen, um die kleine Brauerei am Leben zu erhalten. „Ich würde mich riesig freuen, wenn die Brauerei weitermacht. Wir würden deren Bier gern weiter verkaufen.“ Womöglich brauche es ein neues Konzept, das zündet. Tatsächlich brachten Rohlf und Grünheid, anders als etwa die laut Cramer erfolgreichere Burgwedeler Brauerei, immer wieder neue Biersorten heraus. Anlässlich des Reformationsjubiläums beispielsweise das „ Junker Jörg“. Laut Rohlf hatte die Brauerei Burgdorf außer ihrem Pils und dem Schwarzbier als Dauersorten fünf weitere Saisonbiere im Portfolio. Nur fürs Stadtfest Oktobermarkt kreierte sie ein eigenes Bier. „Bei uns läuft halt Pils“, sagt Cramer. Rohlf ist diplomierte Biologin. Gemeinsam mit ihrem Mann Uwe Grünheid begann sie in Kolshorn vor acht Jahren zunächst hobbymäßig mit dem Bierbrauen. Vier Jahre später gründete das Paar dann die Burgdorf Brauerei mit zuletzt zwölf Anteilseignern an der KG, unter ihnen dem Vernehmen nach auch Altbürgermeister Alfred Baxmann. Rohlf will nun zurückkehren in ihren angestammten Beruf. Braumeister Mathis Krome, der erst im vergangenen Jahr ins Unternehmen eingestiegen war und Geschäftsanteile erworben hatte, sei schon wieder ausgestiegen und verzogen, lässt Rohlf wissen. Ihr Mann Uwe Grünheid besitzt auch noch die Firma Teamfest, die vergangenes Jahr erstmals das Musikfestival Wild auf Bock auf dem Spittaplatz organisierte. Grünheid konzentriert sich zurzeit darauf, eine Neuauflage für das Wochenende vom 8. bis 10. Mai vorzubereiten. Das Fest, eine Mischung aus Kulinarik und Kultur, sei bereits durchorganisiert. Ein neuer Caterer für die Wildgerichte sei gefunden. Das Musikprogramm mit neun engagierten Bands stehe. Eine befreundete Brauerei in der Region werde nach den Rezepten der Brauerei Burgdorf das Kolshorner Rotwild und das Burgdorfer Schwarzbier für das Fest ansetzen. Die Corona-Krise allerdings mache ihm zu schaffen, räumt Grünheid ein. Er hofft, dass das Fest im Mai stattfinden kann, und wirbt dafür mit einer eigenen Seite im Netz. Die ersten Sponsoren allerdings seien schon abgesprungen. Von Joachim Dege