Kunstgottesdienst läutet Advent ein
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Start in den Advent: Matthias Surall prediget zu einer Plastik des Bildhauers Henry Moore. Tim Schaarschmidt
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Hannover. Die Eltern scheinen sich zu umarmen, das eine Kind blickt zur Mutter, das andere zum Vater. Ob die Figuren sich gegenseitig stützen oder einengen, ist schwer zu sagen. Doch alle vier sind aus einem einzigen Bronzeblock geformt. Ein berührendes Bild. Die nur 15 Zentimeter hohe Skulptur „Family Group“ des britischen Künstlers Henry Moore stand im Zentrum des Kunstgottesdienstes, mit dem das Sprengel Museum am ersten Advent die Weihnachtszeit einläutete.
„Bei Moore geht es immer um die menschliche Existenz“, sagt Gabriele Sand, die am Sprengel Museum seit vielen Jahren Kunstgottesdienste organisiert. Dieser wurde musikalisch von Ahed Nofal begleitet, der seiner Oud, einer mittelalterlichen Laute, ungewohnt orientalische Klänge ebenso entlockte wie den Kirchenliedklassiker „O Heiland, reiß die Himmel auf“. Und Moores bronzene Familienaufstellung passte besonders gut zur Adventszeit, die oft Kindheitserinnerungen wachruft – und an deren Ende ja unausweichlich das Familienfest Weihnachten steht.
„Der Zusammenhalt ist das Entscheidende“, sagte Kunstpastor Matthias Surall mit Blick auf die Skulptur. Henry Moore, geboren 1898 als Sohn einer kinderreichen Bergmannsfamilie, schuf die Plastik im Jahr 1944, als viele Familien vom Krieg zerrissen waren. Seine Frau hatte mehrere Fehlgeburten erlitten, die gemeinsame Tochter Mary kam erst später zur Welt. „Die Skulptur ist auch ein Sehnsuchtswerk des Künstlers“, sagte Surall.
Er erinnerte daran, dass auch die Heilige Familie der Bibel nur ein vermeintliches Idyll abbilde; Josef sei ja nur der Ziehvater von Jesus gewesen: „Eine Situation wie in einer sogenannten Patchworkfamilie.“ Heute gebe viele Varianten des Familienlebens, von Alleinerziehenden bis zu gleichgeschlechtlichen Paaren: „Menschen können in vielen Formen Familie leben“, sagte Surall, „und jede Familie ist heilig.“
Von Simon Benne