Die tägliche Hannover-Glosse

„Lüttje Lage“: Pendeln zwischen Mann und Frau

Michael Zgoll

Michael Zgoll

Hannover. An mir fremden Orten habe ich gelegentlich Probleme mit den Örtlichkeiten. Egal ob feines Restaurant oder Vereinsgaststätte: Manche Betreiber halten es offenbar für antiquiert, ein „Damen“- oder „Herren“-Schild an ihre Klotüren zu hängen. Stattdessen favorisieren sie Piktogramme, gestrichelte Figuren oder Schattenbilder, die meinen beschleunigten Gang jäh bremsen. Und mir vergleichende Betrachtungen aufzwingen. Denn meine Angst, in einer falschen Kabine zu landen, ist groß.

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Jüngst schaute ich die TV-Serie „Babylon Berlin“. In einer Sequenz wagte sich die unter Druck stehende Protagonistin ins Männerklo und entdeckte den hilflos daniederliegenden Helden. Diese Begegnung war wichtig für den Fortgang der Handlung, doch konnte die Frau ihre Verirrung auch gut begründen: 1929 gab es im Berliner Polizeipräsidium gut 50 Herrentoiletten – aber nur fünf Sanitärräume für das weibliche Geschlecht. So hatte ich denn auch vollstes Verständnis für die Grenzüberschreitung der kecken Kommissarsanwärterin, frage mich aber um so mehr, warum ich mir – in Zeiten ausgewogen verteilter WCs – trotzdem noch Gedanken über den richtigen Weg machen muss.

Er in Hose, sie im Rock: Das ist – jenseits von Schriftzügen – der Klotür-Klassiker. Doch bin ich auch schon auf Schilder mit androgynen Gestalten gestoßen, auf Kinderzeichnungen oder künstlerisch wertvolle Kegel, deren Geschlecht arg verschlüsselt daherkam. Und auch die Kreise mit Pfeil und Kreuz lassen mich regelmäßig innehalten – wer dringt schon gern in eine No-go-Area ein?

Nicht durchzusetzen im Umfeld öffentlicher Bedürfnisse scheint sich die Unisex-Toilette für jedermann. Stattdessen dürfte es bald einen Schub für zusätzliche Klotür-Kennzeichen geben, ist die Anerkennung des dritten Geschlechts doch beschlossene Sache. Jüngst sah ich ein erstes Schild, eine Figur mit halbem Rock und halber Hose. Glücklich macht mich diese Entwicklung nicht: Im Sanitären künftig drei Rätselbilder entschlüsseln zu müssen, wird mich noch mehr wertvolle Sekunden kosten.

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Hier finden Sie weitere Beiträge aus unserer Serie Lüttje Lage.

Von Michael Zgoll

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