Medienwerkstatt feiert 40. Geburtstag
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Filmer mit Anspruch: Geschäftsführerin Alexandra Mauritz und ihr Vorgänger Bernd Wolter, Gründungsmitglied der Medienwerkstatt.
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Linden-Süd. Eigentlich wollte Bernd Wolter die Dreharbeiten bis zum Sommer 2019 beenden –wenn die ersten Bewohner der Wasserstadt Limmer ihr neues Zuhause beziehen. Doch mit dem Neubauprojekt geht es nicht so voran wie geplant – noch haben die Hochbauarbeiten nicht begonnen. Darum wird Filmemacher Wolter von der Medienwerkstatt Linden seine Dokumentation über die Wasserstadt weiterführen. Bis die Pioniere auf dem Gelände einziehen. „Wir bleiben am Ball“, sagt Wolter.
Die Medienwerkstatt in der Charlottenstraße, die weit über den Stadtteil hinaus für ihre Film- und Medienprojekte bekannt ist, gibt es seit 40 Jahren. Wolter, der bis zum vergangenen Jahr Geschäftsführer war, ist bereits kurz nach der Gründung im Jahr 1978 dazugekommen. In dem Wasserstadt-Projekt, das der 61-Jährige mit seinem Kollegen Wolfgang Becker realisiert, ist der gesamte Prozess dokumentiert – von den ersten Planungen 2014 über die Phase der Bürgerbeteiligung bis zu den Erschließungsarbeiten auf dem Gelände. Die beiden haben mit Menschen gesprochen, die dort wohnen werden, mit dem Grundstücksbesitzer, mit Baufirmen und der Stadtverwaltung. „Wir wollen festhalten, was sich verändert, und wir wollen wissen, was die Betroffenen darüber denken“, sagt Wolter.
Vor 40 Jahren in Linden...
So war es schon vor 40 Jahren. Auch im Gründungsjahr der Medienwerkstatt ging es um weitreichende Veränderungen im Stadtteil. Seinerzeit startete die Sanierung in Linden-Nord, historische Häuser wie in der Viktoriastraße sollten abgerissen werden, und eine Gruppe von Studenten beschloss, die Vorgänge mit der Kamera zu dokumentieren. Einer der Studenten war Wolter. „Das Filmen mit der Videokamera war damals ein ganz neues Medium“, erinnert er sich. „Unser Anspruch war auch, den Menschen zu erklären, wie sie es nutzen konnten.“ Eine Einführung war nötig. Schließlich handelte es sich um eine umfangreiche Apparatur aus Kamera und separatem Rekorder, verbunden mit einem dicken Kabel. „Im digitalen Zeitalter, wo jeder sein Video per Knopfdruck dreht, ist das undenkbar“, meint Wolter schmunzelnd.
Er ist immer am Ball geblieben – und die Medienwerkstatt ist mit der Zeit gegangen. Heute sind neben eigenen Filmproduktionen Workshops für Filmemacher eines der wichtigsten Standbeine. „Wir bieten thematisch wechselnde Seminarreihen an und arbeiten bundesweit mit renommierten Dozenten und Referenten aus der Branche zusammen“, erklärt Alexandra Mauritz, die seit 2012 dabei ist und die Geschäftsführung von Wolter übernommen hat. Die Einnahmen aus den Workshops sichern auch einen guten Teil der finanziellen Grundlagen der als Verein organisierten Medienwerkstatt, zu der noch vier freie Mitarbeiter gehören.
Eine kontinuierliche institutionelle Förderung, wie sie das Land früher gewährte, gibt es seit fast 20 Jahren nicht mehr. „Wir müssen für jedes einzelne Projekt Förderanträge stellen“, sagt Wolter. Das gilt auch für die Angebote, die den filmischen Nachwuchs betreffen. Zum Programm gehören medienpädagogisch konzipierte Kurse und Workshops, die sich an Lehrer ebenso wie an Kinder und Jugendliche richten.
Kooperationspartner und Geldgeber sind meist öffentliche Einrichtungen, Bildungsträger oder soziale Institutionen. Auch die Stadt Hannover förderte bereits Filmvorhaben, etwa eine Dokumentation mit Jugendlichen aus den Partnerstädten Bristol und Poznan. Das Museum August Kestner gab einen Film über Kuratoren und ihre Lieblingsexponate in Auftrag. Themen wie Migration und Integration spielten eine wichtige Rolle, sagt Mauritz. Viele der Produktionen sind Dokumentarfilme, es gibt aber auch experimentelle Arbeiten.
Ein ganz besonderes Werk stellte die Medienwerkstatt 2015 vor: Zum 900. Geburtstag Lindens brachte sie eine Sammlung mit sechs Kurzfilmen heraus – von einer Reportage auf dem Lindener Markt über die Geschichte der drei warmen Brüder bis zu Zeitzeugenberichten aus der Generation des Zweiten Weltkriegs. Ein Jahr später folgte eine DVD-Kollektion mit sechs weiteren aktuellen und historischen Linden-Filmen, darunter das Werk „Einer von Millionen“ über den berühmten Lindener Fotografen Walter Ballhause, der das Leben der Arbeiter vor und während der NS-Zeit mit seiner Kamera in eindrucksvollen Bildern abbildete.
Auch die Entwicklung auf dem Wasserstadt-Gelände, behalten Wolter und sein Kollege Becker filmisch im Blick. Am Ende werden mehr als sechs Jahre in 45 Minuten zusammengefasst.
Die Medienwerkstatt in der Charlottenstraße 5 feiert am Freitag, 31. August, ab 18 Uhr ihren 40. Geburtstag. Wer dabei sein möchte, meldet sich unter info@mediacampus.info an.
Von Juliane Kaune