Niemand will Eigentümer der Försterbrücke sein
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Auf der Försterbrücke sanieren Arbeiter die Brückengeländer.
© Quelle: Mirko Haendel
Egestorf. Im Zuge der Gleisbauarbeiten auf der Deisterstrecke hat eine Fachfirma auch an der Försterbrücke in Egestorf Arbeiten durchgeführt. Augenscheinlich wurden die Geländer instand gesetzt. Was genau erledigt wurde und ob noch weitere Arbeiten an der Brücke zu erwarten sind? Der Versuch, diese Informationen zu beschaffen, ist trotz großer Anstrengungen weitgehend erfolglos geblieben.
Bei Beginn der Recherche war nicht zu erwarten, dass drei Tage und fast ein Dutzend Telefonate nötig sein würden, um allein den Eigentümer des Bauwerks, das oberhalb des Tiefentals in den Deister führt, zu ermitteln.
Die Chronologie: Eine erste Anfrage bei der Pressestelle der Deutschen Bahn beantwortet eine Sprecherin per Telefon: „Unsere Bahnen fahren unter der Brücke durch, also gehört sie nicht uns.“ Klingt einleuchtend und einfach. Nächster Versuch: die Stadt Barsinghausen. Die Brücke liegt ja schließlich im Stadtgebiet. Der Fachdienstleiter für Tiefbau, Michael Dettmann, ist sich nicht sicher. „Wir gucken mal schnell im Kataster nach“, sagt er. Kein Eintrag. „Ist nicht unsere“, bestätigt Dettmanns Kollege.
Dann vielleicht die Niedersächsischen Landesforsten? Immerhin nutzt die Forst die Brücke, um in ihren Wald zu gelangen. Die Abteilung Liegenschaften in Braunschweig verweist an das Forstamt Saupark, die dortige Pressesprecherin verbindet mit dem Verwaltungsdezernenten, dieser leitet weiter an den stellvertretenden Forstamtsleiter Jochen Matthaei. Dieser erbittet sich Zeit und schreibt am nächsten Morgen eine E-Mail: „Ich kann Ihnen mitteilen, dass sich die Försterbrücke im Eigentum der Bahn befindet.“ Ach, also doch?
Nächste Runde: Eine hörbar genervte Bahn-Sprecherin ("Sie zitieren mich nur mit ,Bahn-Sprecherin'") antwortet am dritten Tag der Recherchen telefonisch und besteht darauf: "Die Brücke gehört nicht der Deutschen Bahn." Auch Michael Dettmann ist sich immer noch ziemlich sicher, dass die Försterbrücke nicht zu Barsinghausens Schätzen gehört. Besagter Kollege, Uwe Skowranek, wiederholt noch einmal: "Die Brücke gehört definitiv der Bahn. Wir wollten sie in den 1990er-Jahren nicht geschenkt haben, weil die Statik nicht passte."
Jetzt meldet sich noch einmal die Bahn – diesmal per E-Mail: „Die Brücke ist Eigentum der Landesforstverwaltung. Wir sind lediglich mit der Instandhaltung beauftragt“, schreibt die Sprecherin. Also scheint die Frage „Wem gehört die Försterbrücke?“ damit beantwortet.
Mit dieser Aussage konfrontiert, sagt Jochen Mattaei vom Forstamt: „Oh, ein guter Hinweis. Das werde ich unserem Revierförster mitteilen. Der weiß das auch nicht.“ Es sei aber „Jacke wie Hose“, erklärt Mattaei. Die Landesforsten führten die Arbeiten ohnehin nicht durch.
Etappenziel erreicht: Die Brücke befindet sich im Eigentum der Landesforsten. Die Deutsche Bahn ist mit der Instandhaltung beauftragt. Die Bahn wiederum hat ein Fachunternehmen beauftragt, die notwendigen Arbeiten durchzuführen. Jetzt die entscheidenden Fragen: Welche Arbeiten wurden durchgeführt, und ist noch mit weiteren Arbeiten zu rechnen? Fragen, die die Bürger womöglich interessieren. „Der verantwortliche Mitarbeiter ist gerade im Urlaub“, sagt die Bahn-Sprecherin und ergänzt: „Derzeit wird das Geländer instand gesetzt.“ Mittlerweile scheinen die Arbeiten übrigens beendet.
Von Mirko Haendel