Oberschule: Kiehl spricht über Drogen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/V56PML642OLPF7HI23UQ6JV6TM.jpg)
Der ehemalige Drogenabhängige Wolfgang Kiehl klärt die Oberschüler über die Gefahren der Drogensucht auf.
© Quelle: Ann Kathrin Wucherpfennig
Gehrden. Es war ein Treffen, das die Schüler nicht so schnell vergessen werden. Denn das Zusammentreffen mit Wolfgang Kiehl im Jugendpavillion hatte es für die Neunt- und Zehntklässler der Oberschule Gehrden wahrlich in sich. Der ehemaligen Drogenabhängige hat es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, die Menschen vor Drogen zu bewahren – und erzählte mit schonungsloser Offenheit von seinen ganz persönlichen Erfahrungen mit der Sucht und den gewaltigen Gefahren.
„Die meisten Junkies sterben an ihrer eigenen Kotze“, sagte der 55-Jährige. Die Aufmerksamkeit der rund 100 Jugendlichen war ihm spätestens nach dieser harten Feststellung sicher. Die Schüler hörten gespannt zu, wie der ehemalige Rugby-Nationalspieler von seiner Krankheit berichtete und die Auswirkungen der unterschiedlichen Drogen erläuterte. Und seine Ausführungen erzeugten bei den Jugendlichen spürbar Wirkung. „Es ist erschreckend, wie die Drogen wirken können“, sagte der 16-jährige Steffen Werner nach der Veranstaltung. Auch die Neuntklässlerin Majenn Rodzis fand es spannend, Kiehl zuzuhören. „Er versucht nicht, die Situationen schön zu reden“, sagte die 14-jährige Schülerin.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/R7XHNRIAFOOPGT6BIU55ZNUIMM.jpg)
Der ehemalige Drogenabhängige Wolfgang Kiehl klärt die Oberschüler über die Gefahren der Drogensucht auf.
© Quelle: Ann Kathrin Wucherpfennig
Das Leben des einstigen Leistungssportlers lief schon früh aus der Bahn. Stress in der Schule und häufige Auseinandersetzungen mit seinen Eltern hätten ihn sehr belastet, erzählte Kiehl, der in der Nähe von Hannover aufwuchs. „Ich konnte mit niemandem reden“, sagte er. Mit 15 Jahren habe er angefangen, zu rauchen. Ein Jahr später trank er regelmäßig Alkohol, und mit seinen Freunden probierte er die unterschiedlichsten Drogen aus.
Sein schlimmster Tiefpunkt sei die achtjährige Heroinabhängigkeit gewesen, gibt er offen zu. „Ich brauchte 300 Mark am Tag, um meine Sucht zu befriedigen“, erklärte er offen. Um die hohen Kosten aufzubringen, sei er straffällig geworden und wurde später verurteilt. Im Gefängnis musste er einen „kalten Entzug“ durchleben, da es damals noch keine Medikamenten-Unterstützung für drogenabhängige Häftlinge gab. Nach einem Gefängnisaufenthalt fasste Kiehl den Entschluss zu einer Therapie. Inzwischen ist er seit mehr als zwölf Jahren „clean“.
„Es ist wichtig, den Schülern zu zeigen, wie schnell der Weg in die Abhängigkeit sein kann“, betont der ehemalige Abhängige, der mit seinem mobilen Suchtmobil durch Deutschland fährt und Schulklassen über die Gefahren der Sucht aufklärt. In Gehrden traf er dabei auf offene Ohren. Die Zehntklässler behandeln im Religionsunterricht mit der didaktischen Leiterin der Oberschule, Anke Berlin, das Thema „Gefahrenvolle Sehnsüchte“ und hatten den Wunsch, den ehemaligen Drogenabhängigen zu treffen. „Wir haben das Gefühl, dass einige Schüler den Vortrag gebrauchen könnten“, erklärt die Zehntklässlerin Sandy Meibert. Und Berlin ergänzt, dass „Betroffene meistens ernster genommen werden als Lehrer, die einfach nur die Gefahren nennen“.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/454AJLQTW6YY7HBZXJHM7CL2R4.jpg)
Der ehemalige Drogenabhängige Wolfgang Kiehl klärt die Oberschüler über die Gefahren der Drogensucht auf.
© Quelle: Ann Kathrin Wucherpfennig
Im Anschluss des Vortrages hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, persönliche Fragen an den ehemaligen Drogensüchtigen zu stellen. Und sie nutzten diese Chance. Bevor der reguläre Unterricht weiterging, wiederholte Kiehl noch einmal seine Mission: „Sagt Nein zu den Drogen, damit sagt ihr Ja zu euch!“
Von Ann Kathrin Wucherpfennig