Patienten klagen über neue Klinikküche
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Fließbandarbeit fürs Krankenhausessen: In der Zentralküche werden täglich bis zu 12.000 Mahlzeiten portioniert.
© Quelle: (Alexander Körner)
Hannover. In der am 1. März eröffneten Zentralküche des Klinikums Region Hannover (KRH) läuft es offenbar alles andere als rund. Patienten klagen über zu hartes Gemüse, viel zu heißes Essen, zu kleine Portionen und abgepackte Desserts, die sich zum Teil nur mit einem Taschenmesser öffnen lassen. Um die neuen Tabletts aus den Transportwagen zu heben, benötige das Personal dicke Handschuhe, um keine Verbrennungen davonzutragen. „Wir haben mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen und arbeiten daran. Deshalb können wir nur um Verständnis bitten“, räumt Dirk Zoschnik, Betriebsleiter der KRH-Servicegesellschaft, ein.
„Wenn die Tabletts mit dem Essen gebracht werden, muss man erst eine Weile warten, ehe man sie berühren kann. So heiß sind sie“, berichtet Margarethe Rosenthal. Die Garbsenerin hatte während ihres Klinikaufenthalts im Nordstadtkrankenhaus im März genügend Zeit, sich das neue System der Speiseversorgung anzuschauen. „Das Personal braucht unendlich viel Zeit, um das Essen an die Patienten zu verteilen. Die Tabletts sind so klein, dass ständig etwas herunterfällt“, erzählt die 75-Jährige. Fast täglich habe es klein geschnittene Möhren oder Kohlrabi gegeben, die allerdings „knackhart“ gewesen seien. „Dabei bin ich Gemüse al dente gewohnt.“ Einige Male sei das vorher angebotene Essen gar nicht geliefert worden. „Von meinen Mitpatienten habe ich nur zu hören bekommen, dass sie das Essen nicht kauen können. Ich schätze, dass drei Viertel aller Mahlzeiten während meines Aufenthalts zurückgegeben wurden.“
Die neue Zentralküche des Regionsklinikums in Empelde ersetzt seit Anfang März die dezentralen Küchen in den einzelnen Krankenhäusern. In Deutschlands größter Krankenhausküche werden seitdem täglich bis zu 12.000 Mahlzeiten - Frühstück, Mittag- und Abendessen - zubereitet. Gekocht wird nach dem „Cook und Chill“-Verfahren. Das Essen wird frisch gekocht, dann heruntergekühlt, in speziellen Behältern in die elf Kliniken transportiert und auf den Stationen wieder erwärmt.
„Wir hatten keine Möglichkeit, vor der Inbetriebnahme Testläufe durchzuführen“, sagt Zoschnik. Schließlich hätten die dezentralen Küchen bis Ende Februar weiterbetrieben werden müssen. Der Betriebsleiter verweist vor allem auf strenge Hygienevorschriften. So müssten die warmen Speisen vor Ort eine Kerntemperatur von 72 Grad aufweisen. „Wir müssen unsere Logistik an die vorhandenen Abläufe der Kliniken anpassen“, sagt Zoschnik. Nun sollen die Speisen eher angeliefert werden, damit Zeit bleibt, sie vorschriftsmäßig zu erhitzen, aber auch so weit abkühlen zu lassen, dass Personal und Patienten sich nicht verbrennen. Außerdem befinde sich die Küche noch die Übergangsphase mit eingeschränktem Angebot, sagt Zoschnik. „Nach Ostern stehen wieder drei Menüs zur Auswahl“, verspricht er. Margarete Rosenthal rät einstweilen zur Selbsthilfe: „Ohne Taschenmesser übersteht man zurzeit keinen Aufenthalt im Klinikum.“