Regionspolitik lehnt 1-Euro-Ticket ab
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Für einen Euro pro Tag durch die Stadt? Der Vorschlag aus der Ratspolitik wird kritisch diskutiert.
© Quelle: Christian Behrens
Hannover. Die Idee aus der Ratspolitik, ein Ein-Euro-Ticket für Busse und Bahnen aufzulegen, hat bei den Kollegen in der Regionsversammlung Kopfschütteln verursacht. "Die Region braucht das Ein-Euro-Ticket nicht", sagt CDU-Fraktionschef Bernward Schlossarek. Der Nahverkehr sei bereits jetzt sehr preisgünstig und damit attraktiv. Die SPD sieht Probleme bei der Finanzierung der voraussichtlich hoch subventionierten Jahreskarte. "Wir müssten auch die Kapazitäten erhöhen und neue Züge anschaffen", sagt SPD-Fraktionschefin Silke Gardlo. Sie hätte sich gewünscht, dass die Kollegen im Rat zuvor das Gespräch mit der Regionspolitik suchten, die schließlich über neue Ticketangebote entscheidet. "Der Vorschlag ist aus der Hüfte geschossen", sagt Gardlo.
Einen Euro pro Tag
Die Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP hat am Montag im Umweltausschuss Ideen vorgelegt, wie die Luftverschmutzung in Hannover wirksam bekämpft werden kann. Weit oben auf der Liste steht der Vorschlag, den öffentlichen Nahverkehr noch attraktiver zu machen, um mehr Autofahrer zu bewegen, auf Busse und Bahnen umzusteigen. Dazu könne ein Jahresticket für 365 Euro dienen, also einen Euro pro Tag. Der Tarif soll für das gesamte Stadtgebiet gelten. „Zudem könnten wir Berufspendlern, die täglich von einer Umlandkommune in die City fahren, einen günstigen Tarif für genau diese Strecke anbieten“, sagt Grünen-Umweltpolitiker Patrick Drenske.
Der für Tarife zuständige Verbund Großraum-Verkehr Hannover (GVH) zweifelt, ob preisgünstige Tickets mehr Menschen bewegen, ihr Auto stehen zu lassen. „Wir sollten abwarten, wie die Sparcard angenommen wird“, sagt GVH-Sprecher Tolga Otkun. Damit meint er das neue Schülerticket für 15 Euro im Monat. Das Angebot sei auch ein Test um zu sehen, wie viele neue Fahrgäste dadurch gewonnen werden.
„Darüber müssen wir diskutieren“
Nicht jeder in der Regions-SPD winkt beim Ein-Euro-Ticket ab. „Darüber müssen wir diskutieren“, sagt Adis Ahmetovic, Mitglied im Vorstand des SPD-Unterbezirks. Er ist der Ansicht, dass niedrige Preise für Busse und Bahnen durchaus helfen, die Luftqualität zu verbessern. „Bei günstigen Angeboten steigen die Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr um“, sagt er. Der Juso-Vorsitzende ist zugleich Ideengeber für die Schülerkarte gewesen. Auch damals habe es erheblichen Widerstand gegen die Idee gegeben, sagt er. „Jetzt unterstützen viele Parteien das Projekt“, sagt Ahmetovic.
Von Andreas Schinkel