Reinhard Lensch ist neuer SPD-Chef
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Reinhard Lensch (62) am Morgen nach seiner Wahl in seinem Garten in N.B.: "Ich bin ein Teamplayer".
© Quelle: Martin Lauber
Isernhagen. „Den Leuten soll die Parteiarbeit wieder Spaß machen!“ Mit diesem hehren Anspruch tritt Reinhard Lensch, neu gewählter Vorsitzender des 170 Mitglieder starken SPD-Ortsvereins Isernhagen, sein Amt an. Das Kontrastprogramm also zur letzten Juni-Woche, als sein Vorgänger André Marburg nach nur einem Dreivierteljahr im Streit hinschmiss.
Lensch, der sich nach eigener Aussage „sehr kurzfristig“ zur Kandidatur entschlossen hatte, wollte nur am Morgen nach seiner Wahl weder zu den Querelen vor der Sommerpause noch zu seinem Vorgänger äußern, sondern nach vorne schauen. Nur so viel: Er habe vor, das Amt des Parteichefs länger auszuüben – und zwar „nicht als großer Zampano, sondern als Teamplayer“. In der von 17 Wahlberechtigten besuchten Mitgliederversammlung gab es für den Juristen aus N.B. am Mittwochabend im Hotel „Amadeus“ außer zwei Enthaltungen nur Ja-Stimmen.
Sein SPD-Parteibuch hat Lensch erst seit 2001, er darf aber als bestens vernetzt gelten. Dem Vorstand seines Ortsvereins gehört er seit 2004 ohne Unterbrechung an. Im Rat fungiert der 62-Jährige in seiner ersten Wahlperiode als Stellvertreter von SPD-Fraktionschef Hans-Edgar Ojemann. Im Vorstand des SPD-Unterbezirks hat er einen Beiratsposten. Zu den SPD-Vorsitzenden in Burgwedel und Langenhagen, mit deren Ortsvereinen er die Zusammenarbeit gerne intensivieren würde, pflegt Lensch freundschaftliche Kontakte. Zudem engagiert er sich als Ehemann der Initiatorin des Helfernetzwerks Isernhagen, Barbara Schindewolf-Lensch, auch in der Flüchtlingsarbeit.
Nach dem wenig werbewirksamen parteiinternen „Stress“, dem bedauerlicherweise auch mancher Stammtisch des SPD-Ortsvereins Isernhagen im Heuboden zum Opfer gefallen sei, ist Lensch jetzt nur allzu klar, „dass wir wieder mehr präsent sein müssen“. Stände vor den Wahlen reichten dafür nicht aus. Teamwork und Aufgabenteilung sollen die Arbeit prägen. Seine Aufgabe sieht der Vorsitzende darin, zu moderieren und delegieren, aber auch klare Kante zu zeigen, vor allem gegen den. so Lensch, „Rechspopulismus der AfD“, der darauf ziele, Fremdenhass und Angst zu schüren.
Und da ist Lensch auch schon vom Stil zu den politischen Zielen gewechselt: Für bezahlbaren Wohnraum und die Integration von Flüchtlingen werde der SPD-Ortsverein sich einsetzen. Gegen den „Lärm von oben“ (sprich: die vielen Nachtflüge) und den „Lärm von der Seite“ (sprich: den Schwerlastverkehr auf der L 381 quer durch die Altdörfer). Geplant sei eine Aktion vor den Kitas, um den Eltern bewusst zu machen, dass die neue Gebührenfreiheit „unser Ding gewesen ist“.
Intern gibt es unerledigte Hausaufgaben für das Vorstandsteam, zu dem außer Lensch unverändert die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Gudrun Krone-Höpfner und Jan Hartge gehören. Zur vernachlässigten Homepage, die einige in der Partei André Marburg angekreidet hatten, verspricht dessen Nachfolger: „Da passiert was.“ Und dann ist da ja noch die Frage, wen Isernhagens Sozialdemokraten als Bürgermeister-Kandidat aufstellen wollen, wenn Amtsinhaber Arpad Bogya (CDU) das Ende seiner Amtszeit konkretisieren sollte. „Wir haben welche im Auge“, sagt Lensch – darunter möglicherweise auch von außerhalb.
Durch die Blockbildung mit FDP, der Gruppe Grüne/Ute Bobe sowie Heiko Weichert (Bürgerstimme) sind die Sozialdemokraten seit Beginn dieser Wahlperiode Teil der Ratsmehrheit. „Da haben wir etwas Besonderes geschaffen“, meint Reinhard Lensch. Dass die CDU als größte Fraktion nicht den Posten des Ratsvorsitzenden bekam, belastete damals das Klima im Rat erheblich. „Erstaunlich, wie wenig kontrovers wir mittlerweile unterwegs sind“, sagt der neue SPD-Chef, dem an sachlicher Zusammenarbeit gelegen ist und sich darüber freut, dass „wir einen kooperativen Stil entwickelt haben“.
Von Martin Lauber