Renaturierung oder Abfalldeponie?
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Die Abdeckung der Halde Friedrichshall bei Sehnde ist Vorbild für die Abdeckung des Wathlinger Kalibergs. Die Bürgerinitiative Umwelt Wathlingen hat kürzlich dieses Foto von der Sehnder Halde gemacht. An den dunklen Srellen ist die aufgeschüttete Böschung abgesackt. Die Bürgerinitiative sieht sich damit in ihrer Kritik bestätigt, dass das technische Bauwerk nicht ewig halten wird.
© Quelle: Privat
Hänigsen/Wathlingen. Die Pläne des Konzerns K+S, den Wathlinger Kaliberg mit Bauschutt und Bodenaushub abzudecken, erhitzen die Gemüter in Hänigsen und anderen Orten rund um die Abraumhalde. Bis Montagmittag sind im Uetzer Rathaus bereits 157 Einwendungen gegen das Projekt eingegangen. Bis Donnerstag, 15. März, kann die Gemeindeverwaltungm noch Einwände im Auftrag des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie entgegennehmen.
Warum will K+S die Halde abdecken?
Rund 11,5 Millionen Kubikmeter Rückstände aus der früheren Kaliproduktion in Wathlingen sind zu einer 85 Meter hohen Halde aufgeschüttet worden, die eine Fläche von 25 Hektar bedeckt. Dieser Berg besteht zu 94 Prozent aus Steinsalz. Regen und Schmelzwasser waschen Salz aus der Halde aus. K+S leitet das salzhaltige Haldenwasser derzeit in das stillgelegte Bergwerk Niedersachsen-Riedel, das ist zwischen Hänigsen und Wathlingen kilometerweit bis zu einer Tiefe von 1525 Metern erstreckt. Ziel der Abdeckung ist laut K+S, den Anfall dieses Haldenwassers zu verringern.
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In einem Ringgraben fängt K+S das Haldenwasser des Wathlinger Kalibergs auf. Mit der Abdeckung der Halde soll erreicht werden, dass weniger von diesem salzigen Wasser entsteht.
© Quelle: Friedrich-Wilhelm Schiller
Wie wird die Abdeckung aufgebaut sein?
Eine Schicht aus Ton soll weitgehend verhindern, dass Sickerwasser aus den darüber liegenden Schichten der Aufschüttung in den Boden und damit in das Grundwasser eindringt. Über die Ton kommt eine Drainageschicht, die aus zerkleinertem Bauschutt besteht. Mit Bodenaushub will K+S den Bauschutt abdecken und ahschließen die Halde begrünen. Die Abdeckung hat zur Folge, dass der Kaliberg enorm wächst: Er wird eine Grundfläche von bis zu 41,5 Hektar bedecken und 100 Meter hoch sein. Das Haldenwasser, das sich über der Tonschicht sammelt, soll in einem neuen Ringgraben auffangen und von dort in den ersten Jahren ins stillgelegte Bergwerk und später in die Fuhse geleitet werden.
Was landet auf dem Kaliberg? Ist belastetes Material dabei?
Ja. K+S will auch Bodenaushub und Bauschutt der Schadstoffklasse Z2 einbauen. In Z2-Materialien darf beispielsweise bis zu 700 Milligramm Blei pro Kilo Boden enthalten sein. Erlaubt sind bis zu fünf Milligramm Quecksilber und bis zu 30 Milligramm polychlorierte aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese Werte hat die Länderarbeitsgemeinschaft Abfall festgelegt. „Für die kalispezifischen Parameter Chlorid, Sulfat, Leitfähigkeit und pH-Wert sollen davon abweichende Grenzwerte gelten“, fordert der Konzern in seinem Genehmigungsantrag. Angesichts dieses belasteten Materials sprechen sowohl die Bürgerinitiativen als auch Uetzes Bürgermeister Werner Backeberg von einer Abfalldeponie, die K+S in Wathlingen schaffen will. Übrigens: Die Schadstoffklasse Z2 ist die höchste, die außerhalb von Sondermülldeponien gelagert werden darf.
Wie lange wird es dauern, die ganze Halde abzudecken?
Das hängt von der Variante ab, die das Landesamt genehmigt. Bei jeder Version beträgt die jährliche Einbaumenge rund 600.000 Tonnen. K+S bevorzugt die Variante, bei der der Kaliberg mit rund 14,9 Millionen Tonnen abgedeckt wird. Das würde rund 25 Jahre dauern. Für die beiden anderen Varianten würden 13 Millionen beziehungszweise 9,7 Millionen Tonnen Abdeckmaterial benötigt und die Halde müsste abgefräst werden –Zeitspanne etwa 22 beziehungsweise 16 Jahre.
Welche Verkehrsbelastungen verursacht der Anlieferverkehr?
K+S rechnet im Mittel mit täglich 100 Materialtransporten zum Kaliberg –einschließlich der Rückfahrten also 200 Lastwagenfahrten. Die Fahrer der vertraglich gebundenen Speditionen sollen über die B 188 den Schwüblingser Kreisel ansteuern und von dort aus durch Hänigsen zum Kaliberg fahren. Diese Verkehrslenkung läuft nach einem Gutachten auf 150 zusätzliche Lastwagenfahrten am Tag durch Hänigsen hinauslaufen. Die restlichen Fahrten würden sich auf andere Strecken verteilen.
Wieso bringt K+S die Fuhse mit ins Spiel?
Auch nach der Abdeckung der Wathlinger Halde wird Oberflächenwasser anfallen. Außerdem wird die Drainage Sickerwasser in den neuen Ringgraben leiten. Beides –mehr oder weniger belastet –soll nach den Plänen von K+S in die Fuhse gepumpt werden. Geplant ist die Einleitung in den Fluss ab dem zehnten Jahr nach Abschluss der Abdeckung, jedoch spätestens, sobald die Flutung des Bergwerks Niedersachsen-Riedel mit dem Haldenwasser anderer K+S-Bergwerke abgeschlossen ist. Denn K+S geplant, das Bergwerk Niedersachsen-Riedel zu nutzen, um Haldenwasser anderer K+S-Werke in Deutschland zu entsorgen, so ist es im Genehmigungsantrag nachzulesen.
K+S beantragt auch, Grundwasser in größerer Menge zu fördern. Warum?
K+S hat eine maximale Förderung von 360 Kubikmetern am Tag beziehungsweise 48 750 Kubikmetern im Jahr beantragt. Mit dem geförderten Grundwasser werden Wege auf der Halde und der Recyclingplatz befeuchtet , auf dem der Bauschutt zerkleinert wird. Auf diese Weise sollen die Staubemissionen verrringert werden.
Von Friedrich-Wilhelm Schiller