Temposünder zahlen in Seelze 23.410 Euro
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Die Stadt Seelze misst künftig selbst die Geschwindigkeit des Verkehrs.
© Quelle: Rainer Droese (Archiv)
Seelze. Temposünder haben 2018 (Stand Mitte Dezember) für Verstöße gegen die vorgeschriebene Geschwindigkeit in Seelze genau 23.410,92 Euro Bußgeld zahlen müssen. Damit liegt die Obentrautstadt bei einem Vergleich in der Region Hannover im unteren Bereich. Die Stadt rechnet für 2019 aber mit höheren Beträgen, weil dann ein eigenes mobiles Blitzgerät zum Einsatz kommt.
Die Aufgabe der Geschwindigkeitsüberwachung liege in der Zuständigkeit der Städte und Gemeinden, sagte Regionspressesprecherin Carmen Pförtner. Stationäre Messstellen würden grundsätzlich von den Kommunen selbst betrieben – die Region Hannover habe allerdings für alle 20 Städte und Gemeinden die Aufgabe der Bußgeldstelle inne. „Das heißt, dass die Auswertung der Bilder sowie das Verschicken des Bußgeldbescheides von der Region Hannover übernommen werden.“ Wenn die Kommunen selbst mit eigener Messtechnik den fließenden Verkehr überwachen, erhalten sie 50 Prozent der Erträge aus mobilen Messungen und 40 Prozent aus stationären Messungen. Bei stationären Blitzern gehen daher 40 Prozent der Einnahmen an die Kommune, 60 Prozent verbleiben bei der Region Hannover. Bei mobilen Messungen gehen je 50 Prozent an Kommune und Region. „Wenn die Region Hannover mit ihren zwei Messfahrzeugen mobil in den Städten und Gemeinden das Übertreten der Geschwindigkeit misst, verbleiben 100 Prozent der Einnahmen bei der Region Hannover.“ Damit geht Seelze leer aus.
„Wir haben 2018 als Stadt gar nicht geblitzt“, erklärt Bürgermeister Detlef Schallhorn. Ein Vertrag über die Mitnutzung des mobilen Blitzgerätes der Gemeinde Wennigsen durch Seelze sei gekündigt worden, sagte Schallhorn. Dann habe die Stadt Seelze geprüft, ob sie lieber selbst in Fahrzeug und Kamera investiert oder eine neue Kooperation anstrebt, etwa mit Neustadt. „Dies hat sich verzögert“, räumt Schallhorn ein. Jetzt sei aber klar, dass Seelze ein eigenes mobiles Blitzgerät kaufen wird.
In diesem Jahr sind für Seelze mit rund 23.400 Euro deshalb nur relativ geringe Bußgeldbeträge angefallen. In der Nachbarstadt Garbsen sind etwa 1,122 Millionen Euro an Bußgeld angefallen. Garbsen hat aber auch elf stationäre Anlagen. Davon ist eine im Dauerbetrieb, zehn weitere Standorte werden wechselweise mit zwei Kameras betrieben. In Wunstorf gibt es vier stationäre Anlagen, für die zwei Kameras zur Verfügung stehen, und zwei Rotlichtkameras. Das Bußgeldaufkommen lag bei gut 335.000 Euro. In Neustadt fielen knapp 201.000 Euro Bußgeld an.
Die relativ sicheren Zeiten für Temposünder sind in Seelze im nächsten Jahr vorbei. „Wir blitzen dann selbst an fünf Tagen pro Woche“, sagte Schallhorn. Mit der eigenen Anlage könne die Stadt auch selbst die Zeiten festlegen und auch mal in den Abendstunden oder am Wochenende die Kamera aufbauen. „Es geht uns aber nicht um die Einnahmen, sondern um die Erhöhung der Verkehrssicherheit.“ Dies sei auch das klare Votum des Rates gewesen. Klar sei schon jetzt, dass die Tempomessung in den Innenstadtbereichen von Seelze und Letter wenig Sinn mache, weil dort tagsüber ohnehin nicht schnell gefahren werden könne. Es ginge mehr um Strecken zwischen den Stadtteilen sowie bestimmte Straßen. Die Plätze zur Aufstellung des Blitzgerätes würden mit der Polizei abgesprochen. „Es geht ausschließlich um die Verringerung von Gefahrensituationen“, unterstrich Schallhorn.
Von Thomas Tschörner