Tropische Schmetterlinge ziehen ins Tropenschauhaus ein
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Vom 26. Januar bis zum 18. März bewohnen bunte Falter aus Mittelamerika, Asien und Afrika das Tropenschauhaus im Berggarten Herrenhausen.
© Quelle: Samantha Franson
Hannover. Alexander Wiellers und sein Kollege Dietmar Borchers brauchen heute ruhige Hände. Die Gärtner haben die knifflige Aufgabe, mehr als 1000 Schmetterlingspuppen an ihren neuen Wohnquartiere im Tropenschauhaus des Berggartens Herrenhausen anzubringen. Schlüpfen werden die bunten Falter in etwa einer Woche – pünktlich zur Ausstellungseröffnung der Schmetterlingsschau Gaukler der Tropen.
„Das Schwierige ist, die Puppen mit viel Feingefühl aus der Transportkiste zu nehmen. Passt man nicht auf, kann man sie zerdrücken“, sagt Wiellers. Vorsichtig nimmt er eines der grün leuchtenden Kokons aus dem mit Schaum gepolterten Karton heraus, und schaut in seine Liste. „Das wird ein Donaus plexippus, ein Monarchfalter“. Die Puppe wird zusammen mit mehrere Hundert anderen auf einen abgesägten Baumstamm gehängt. Die beiden Gärtner sind schon seit fünf Tagen mit dem Umsiedlungsprojekt beschäftigt. Trotz der Anspannung – schließlich darf den Puppen auf der letzten Etappe ihrer Reise nichts passieren – ist das eine willkommene Abwechslung. „Sonst haben wir immer nur mit Pflanzen zu tun“, sagt der 24-jährige Wiellers.
Tausende Kilometer haben die Kisten zurückgelegt. Der Schmetterlingsnachwuchs stammt aus Costa Rica, Malaysia, Thailand, den Philippinen und aus Afrika, wo er in Farmen gezüchtet wird. „Die Falter kommen nicht aus der freien Natur“, betont der Biologe und Ausstellungskurator Boris Schlumpberger.
Damit sich die Exoten auch in Hannover wohlfühlen, arbeiten seine Mitarbeiter seit zwei Wochen auf Hochtouren. Futterstationen werden aufgestellt, ganze Beete umgepflanzt. Mehr als 1000 Pflanzen wurden dafür benötigt. Denn die neuen Bewohner sind wählerisch. Der große Himmelsfalter mit seinen charakteristischen blauleuchtenden Flügeln mag überreifes Obst, genauso wie der Bananenfalter, dessen Flügelspannweite 14 Zentimeter betragen kann. Für sie haben die Gärtner extra Bananenbäume aufgezogen. „Dort legen die Bananenfalter gerne ihre Eier“, sagt Schlumpberger.
Und damit die Schmetterlinge, die es gerne um die 24 Grad mögen, keine kalten Füße bekommen, haben Wiellers und seine Kollegen ein rund 1000 Quadratmeter großes Netz um die Fensterscheiben Tropenschauhaus gehängt. „Die sind durch den Kontakt mit der Außenluft kalt. Da können wir die Temperatur nicht regulieren“, erklärt Kurator Schlumpberger die ungewöhnliche Maßnahme. Die Falter sind wechselwarme Tiere, wird ihnen zu kalt fallen sie in eine Art Starre.
Besonders Vorsichtig war das Team diesmal bei der Pflanzenaufzucht. Ein Schmetterlingssterben wie im letzten Jahr, das auf Resten eines Pflanzenschutzmittels zurückzuführen war, sollte es nicht mehr geben. „Wir setzen nun Florfliegen, Marienkäfer oder Raubmilben gegen Schädlinge ein“, sagt Schlumpberger. Auch die Nektar-Pflanzen, die in Holland eingekauft wurden, seien chemiefrei. So kann auch der seltene, bis zu 30 Zentimeter große Atlasspinner sorgenfrei im Tropenschauhaus flattern.
Vom 26. Januar bis zum 18. März findet die Ausstellung Gaukler der Tropen im Bergarten Herrenhausen statt. Die Tickets kosten zwischen 3,50 Euro für Erwachsene und 1,50 für Jugendliche. Für Kinder bis zwölf Jahren ist der Eintritt frei.
Von Andrea Brack Peña