Wedemark

Verkehrschaos bringt Wedemärker auf die Palme

Protest formiert sich in Gailhof gegen den permanenten Umleitungsverkehr speziell der 40-Tonner wegen der Arbeiten auf der Autobahn.

Protest formiert sich in Gailhof gegen den permanenten Umleitungsverkehr speziell der 40-Tonner wegen der Arbeiten auf der Autobahn.

Wedemark. In der Gemeinde gibt es nur wenige Ortsteile, die nicht seit Monaten wegen der Sanierungsarbeiten auf der Autobahn 7 zwischen Mellendorf und Schwarmstedt – einhergehend mit Vollsperrungen – schwer vom Umleitungsverkehr beeinträchtigt sind. An der Kreisstraße 107 zwischen Elze, Meitze und Gailhof etwa sollen nun kurzfristig Ampeln das Verkehrsaufkommen besser lenken – und ein Tempolimit für mehr Lärmschutz und Sicherheit sorgen. Doch reicht das? Zumal die Arbeiten auf der Gegenspur wohl in den nächsten Jahren anstehen. Und die letzten Tage hatten es erneut in sich.

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Anwohner schieben immensen Frust

Wie groß der Frust bei den Anwohnern ist, zeigte nun eine Bürgerversammlung in Gailhof, zu der die CDU-Landtagsabgeordnete Editha Westmann auch den niedersächsischen Generalsekretär der Christdemokraten, Kai Seefried, während seiner Sommertour eingeladen hatte.

Dabei machten sich etwa 60 Anlieger mehr oder weniger mächtig Luft. So warf etwa Herbert Schrader-Pries allen am Verfahren beteiligten Behörden ein Komplettversagen vor. Denn seiner Ansicht nach hätten im Vorfeld schon einfache Maßnahmen geholfen, um die Belastungen für die Bewohner halbwegs erträglich zu halten. Er meint etwa das Beseitigen von Schlaglöchern in den Fahrbahnen oder den ordentlichen und festen Einbau von Gullydeckel, um so den Lärmschutz zu erhöhen. „Ich bin frustriert, dass über diese einfachen Dinge nicht nachgedacht worden ist“, monierte der Mellendorfer. Und das sei auch „beschämend für die verantwortlichen Politiker“, meinte er.

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Maggie Garland macht sich vor allem Sorgen um die Kinder. Denn einige der ausgewiesenen Umleitungsstrecken, aber vor allem auch die nunmehr stark frequentierten und als Abkürzung genutzten Schleichwege dienten den Kleinen auch als Schulweg, mahnte die Sprecherin der Gailhofer Einwohner.

Maggie Garland hat in erster Linie Angst um die Kinder, die entlang der Umleitungsstrecke den Weg zur Schule antreten müssen

Maggie Garland hat in erster Linie Angst um die Kinder, die entlang der Umleitungsstrecke den Weg zur Schule antreten müssen.

„Und Bedarfsampeln werden häufig ignoriert“, hat Garland nach eigenen Angaben beobachtet – und findet bei anderen geplagten Anliegern Zustimmung. „Wenn erst ein Kind sterben muss, dann ist hier was los“, malt die Mutter ein wenig freundliches Bild. Wegen des durchdonnernden Verkehrs, speziell der 40-Tonner, könnten die Anwohner etwa an der Kreisstraße 107 zudem auch ihre Gärten kaum noch nutzen, geschweige denn nachts schlafen. „Und wir atmen täglich Abgase ein.“ Deshalb fordert sie dort ein striktes Verbot für den Schwerlastverkehr.

„Wir müssen nicht darüber reden, ob die Situation vor Ort unhaltbar, gefährlich und schädlich ist“, stellte Seefried nach der knapp einstündigen Veranstaltung in Gailhof fest. Der Generalsekretär der niedersächsischen CDU gesteht auch, dass es eigentlich jedem offensichtlich sein müsste, der nur einmal fünf Minuten an der Gailhofer Durchfahrtsstraße steht und den Verkehr beobachtet. Die Problematik betreffe aber viele Orte entlang der A7-Baustelle, räumt er im Gespräch mit dieser Zeitung ein. Doch er sieht durchaus dringenden Handlungsbedarf. Und darüber wolle er gemeinsam mit Westmann und dem Niedersächsischen Verkehrsminister Bernd Althusmann sprechen. „Mein Ziel ist es, alle zuständigen Ebenen, von der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr über die Region Hannover bis hin zur Kommune an einen Tisch zu holen, um konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu besprechen“, kündigt er an. Und das müsse zügig passieren. „Niemand darf sich seiner Pflicht entziehen.“ Es müsse gemeinsam über mögliche Einzelmaßnahmen, von Ampelanlagen über Geschwindigkeitskontrollen bis hin zu Fahrverboten gesprochen werden. „Hier muss spürbar etwas passieren“, sagt Seefried abschließend.

Alles in allem haben sich gut 60 betroffene Anwohner dem Protest angeschlossen

Alles in allem haben sich gut 60 betroffene Anwohner dem Protest angeschlossen.

Autobahn wird in nächsten Jahren weiter saniert

Auch Westmann gibt sich als Anwohnerin kämpferisch. Denn auch sie fordert, dass etwas passieren muss. Zumal die Wedemark ihren Angaben zufolge wegen der weiteren Sanierung der Autobahn 7 auch in den nächsten Jahren auf diesem Teilabschnitt betroffen sein dürfte. Doch der Landtagsabgeordneten ist auch klar, dass die Lage der Gemeinde den zuständigen Behörden beim Ausweisen von Umgehungsstrecken wenig Spielraum gelassen werde. Allerdings sei die Frage des „Wie“ entscheidend. Und: „Jeder-Lkw-Fahrer auf der Autobahn ist mir lieber als in der Wedemark.“ Sie fordert deshalb ein modernes Verkehrsmanagement, dass den im Stau stehenden Nutzern der Autobahn anzeigt oder ansagt, dass auch die Strecken in der Gemeinde hoffnungslos überlastet seien.

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Einstiger Richter fordert Abwehr der Gefahrenlage

Helmut Gurkau hat indes einen Protestbrief an die Region Hannover und die Gemeinde Wedemark verschickt. Nach eigenen Angaben hat der Rechtsanwalt und einstige Vorsitzende Richter am Landgericht aber weder von der einen noch von der anderen Stelle bislang Antwort erhalten. Doch seiner Ansicht nach reicht das nunmehr verhängte Tempolimit auf einigen Streckenabschnitten angesichts der „zunehmenden konkreten Gefahrenlage“ nicht aus, heißt es in seinem Schreiben weiter. Zumal auch eine Geschwindigkeitsüberwachung bislang fehle, moniert der Meitzer. „Da diese Beeinträchtigungen und Gefahren für den öffentlichen Verkehr stetig zunehmen und nicht nur sporadisch bei Spitzenbelastungen auftreten, ist hier dringend eine ordnungsbehördliche Maßnahme der zuständigen Straßenbehörde zur Gefahrenabwehr gefordert“, betont der Jurist streng fachlich. „Die Sicherheit des Verkehrs ist ganz erheblich gefährdet und die Belastung aller betroffenen Bürger nicht mehr hinnehmbar.“ „Wenn das nicht möglich ist, müssten nötigenfalls die Betroffenen im Verwaltungsverfahren um eiligen Rechtsschutz nachsuchen“, stellt Gurkau in Aussicht.

Arbeiten sind vorerst bis November geplant

Seit dem Frühjahr lässt die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr – Geschäftsbereich Verden – die A7 zwischen Mellendorf und Schwarmstedt in Fahrtrichtung Norden auf einer Länge von etwa elf Kilometern von Grund auf sanieren. Der Verkehr wird in dieser Zeit komplett auf den Spuren gen Süden abgewickelt. Dafür stehen in Richtung Hamburg drei Spuren, in Richtung Hannover zwei zur Verfügung. Diese Arbeiten sind bis Ende November geplant, die Kosten belaufen sich auf etwa 31,9 Millionen Euro. Witterungsbedingte Verzögerungen nicht eingerechnet. Im Anschluss soll dann die Gegenfahrbahn dran sein. Ebenfalls wieder zu Lasten der Wedemärker Anwohner. swa

Nächste nächtliche Vollsperrung steht bevor

Die Wedemärker müssen sich auf weitere fünf, besonders laute Nächte einstellen: Nach Auskunft der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr wird von Montag, 20., bis Freitag 25. August, die Autobahn 7 in Fahrtrichtung Süden nachts voll gesperrt. Als Grund nennt Behördenleiterin Gisela Schütt erhebliche Schäden an der Fahrbahn im Baustellenbereich zwischen Schwarmstedt und Mellendorf. Diese sollen an fünf Nächten zwischen 20 und 6 Uhr unter Vollsperrung repariert werden. In dieser Zeit wird der Verkehr in Richtung Hannover von Schwarmstedt aus über die U 30 nach Berkhof und weiter über die U 32 nach Mellendorf geleitet. Der Verkehr in Richtung Westen soll über die Bedarfsumleitung U 2 von Mellendorf nach Kaltenweide direkt zur Autobahn 352 geführt werden. Die Fahrtrichtung Hamburg ist aber von den nächtlichen Vollsperrungen nicht betroffen. Witterungsbedingt kann es zu Verzögerungen kommen.

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Von Sven Warnecke

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