Der Beginn einer neuen Zeit: Vor 125 Jahren gründete der Verleger August Madsack in Hannover seine Zeitung. Es war nicht der einzige Einschnitt in jenem Jahr. Wir blicken zurück auf 1893 – und das was mit der Zeitung danach noch geschehen sollte.
Hannover.Es war ein Einschnitt. Die Uhren gingen buchstäblich anders nach jenem Tag im März 1893. Vor 125 Jahren bekam das Deutsche Reich eine einheitliche Uhrzeit. Über Jahrhunderte hatten die Orte von Straßburg bis Königsberg ihre eigenen Zeiten nach dem Sonnenstand bestimmt. Um die Fahrpläne der Eisenbahn zu vereinheitlichen, legte ein Gesetz am 12. März 1893 die Mitteleuropäische Zeit, bemessen nach dem 15. Längengrad östlich von Greenwich, als gesetzliche Uhrzeit für ganz Deutschland fest. Ein Schritt in die Moderne.
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Bereits zwölf Tage zuvor erlebte Hannover einen Einschnitt ganz anderer Art, der ebenfalls ein Schritt in die Zukunft war – und wie die einheitliche Zeitmessung bis heute Bestand hat. Am 1. März 1893 brachte der Verleger August Madsack die erste Ausgabe seines „Hannoverschen Anzeigers“ heraus.
Mit dem Vorgänger der HAZ begann eine Erfolgsgeschichte. August Madsacks Betrieb sollte zwei Weltkriege überstehen, die deutsche Teilung und die Wiedervereinigung erleben – und aus allen Krisen gestärkt hervorgehen. Die heutige Madsack Mediengruppe, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert, zählt bundesweit zu den führenden Unternehmen der Branche. Zugleich ist sie ein hannoversches Traditionsunternehmen wie Bahlsen, Pelikan oder Continental.
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Der aus Ostpreußen stammende August Madsack hatte sich für seinen „Anzeiger“ eine aufstrebende Stadt ausgesucht. Hannover wuchs rapide, zahlreiche prägende Unternehmen entstanden in jenen Jahren. Die Markthalle wurde 1892 gebaut, im Jahr darauf fuhren die ersten elektrischen Straßenbahnen durch die Stadt, und das erste Automobil rumpelte über die Straßen. Kurz bevor Madsack hierher kam, hatte Kaiser Wilhelm II. der Stadt den wohlklingenden Titel einer „Königlichen Haupt- und Residenzstadt“ verliehen.
Zum Auftakt unserer Jubiläumsfeierlichkeiten blicken wir in unserer heutigen Ausgabe zurück: Wie sah der Alltag im Hannover des Jahres 1893 aus? Wie haben Menschen damals gekocht und geheizt? Wie stand es um Sport, Hochschulen und Wirtschaft? Was hat sich verändert – und was hatte Bestand?
August Madsack (Bild) bringt am 1. März 1893 die erste Ausgabe des „Hannoverschen Anzeigers“ heraus.
39,6 Quadratkilometer groß ist Hannover im Jahr 1893. Durch Eingemeindungen sind es heute rund 204 Quadratkilometer.
205 000 Einwohner zählt Hannover im Jahr 1893 ungefähr. Aktuell sind es rund 542.000.
Die Mindestgebühr für Telegramme innerhalb der Stadt liegt 1893 bei 30 Pfennig, dazu kommt eine Worttaxe von 3 Pfennigen (Obacht: „Durch fünf nicht teilbare Pfennigbeträge sind bis auf solche zu erhöhen“). Im Jahr 2018 ist die Flatrate das Maß aller Dinge, die Zahl der verschickten Whatsapp-Nachrichten ist Legion.
In Herrenhausen macht Oberhofgärtner Hermann Wendland 1893 das aus Ostafrika stammende Usambaraveilchen heimisch – vom Berggarten aus tritt es seinen Siegeszug durch die deutschen Wohnzimmer an. Im Jahr 2018 wird in Herrenhausen eine Schmetterlingsausstellung zum Überraschungserfolg: Nach nur drei Wochen kann Gartendirektor Ronald Clark den 20.000. Besucher begrüßen.
Etwa 2400 Menschen wurden 1893 durch die Armenpflege unterstützt. Heute erhalten rund 87.000 Menschen in Hannover Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts.
Rund 88 Prozent der Stadtbevölkerung sind 1893 evangelisch, 9 Prozent sind katholisch. Im Jahr 2018 sind etwa 31 Prozent evangelisch, rund 12 Prozent sind katholisch – Konfessionslose stellen die größte Gruppe.
Zum bislang einzigen Mal wird 1893 im Weißen Haus in Washington ein Baby geboren: Die kleine Esther ist die Tochter von US-Präsident Grover Cleveland und seiner Frau Frances.
In Berlin wird 1893 der Bund Deutscher Frauenvereine gegründet, doch bis Frauen das Wahlrecht bekommen, müssen noch weitere 25 Jahre vergehen.
Rudolf Diesel erhält am 23. Februar 1893 das Patent auf den nach ihm benannten Motor.
Karl May veröffentlicht 1893 die ersten drei Bände von „Winnetou“.
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