Wanderin zwischen zwei Welten
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„Chicago ist eine faszinierende Stadt“: Marianna Buchwald aus Hannover am Cloud Gate in Chicago, einem Touristenmagneten, der wegen seiner Form volkstümlich auch "die Bohne" genannt wird.
© Quelle: Picasa
Vahrenwald/Chicago. Eigentlich ist Marianna Buchwald immer auf Reisen. Denn sie ist eine Wanderin zwischen zwei Welten. In Chicago zu leben, Gruppen durch die Stadt zu führen und sich selbst auf unterschiedlichen künstlerischen Ebenen auszuprobieren, das ist die eine Seite ihres Lebens. Im Sommer für zwei Monate ihre Koffer zu packen, um in Vahrenwald und Syke ihren künstlerischen Wurzeln nachzuspüren und ihre eigene Identität weiterzuentwickeln, das ist die andere, ergänzende Facette ihrer Arbeit.
Tätig in Chicago und Hannover
Herbst 2018. Treffen mit Marianna Buchwald im Cultural Center. Erst vor wenigen Tagen ist sie aus Deutschland zurückgekehrt. Kaum ist das Gespräch in Gang, klingelt das Telefon. Eine kurzfristige Terminänderung hat sich ergeben. Statt einer viertägigen Tour mit einer Gruppe aus den Philippinen steht jetzt eine Führung für eine aus Kanada kommende Gruppe von Jamaikanern auf dem Programm. Also heißt es umdenken, Vorbereitungen ändern. Kein Problem für Marianna Buchwald. Selbstständige Stadtführerin und Reiseleiterin in Chicago zu sein, das ist für sie ein Standbein, das sie liebt und mit Leidenschaft betreibt.
Marianna Buchwald leitet die International Art Group in Chicago – und Workshops im Freizeitheim Vahrenwald. Sie studierte bis 1980 Theater und Pantomime an der Folkwang-Universität der Künste in Essen. Am Chicago Art Institute absolvierte sie ein Kunststudium in Malerei, Bildhauerei und Performance. Schon in den Neunzigerjahren war sie Dozentin für Deutsches Theater am Goethe Institut Chicago und gestaltete zusammen mit dem Illinois Arts Council ein internationales Künstleraustauschprogramm, arbeitete auch als Theaterpädagogin. Seit 2009 war ihre Malerei und Multi Media Performance auch Teil vieler Gruppenausstellungen in Chicago.
Eltern gründeten Theater
Ihre Liebe zur Stadt Hannover und zum Scharniertheater Hannover, das von ihren verstorbenen Eltern Hella und Hans-Ulrich gegründet wurde, hat sie über all die Jahre aufrecht erhalten – auch den Kontakt zu den Schauspielern. Wie jedes Jahr leitete sie im Freizeitheim Vahrenwald auch in diesem Sommer einen inklusiven Maskentheaterworkshop. Denn seit der Gründung im Jahr 1969 hat sich das Scharniertheater auf Masken- und Figurentheater spezialisiert. Die mit der kleinen Vahrenwalder Bühne entwickelten Stücke werden seit 2011 regelmäßig im Kreismuseum in Syke aufgeführt. „Ich will den intensiven Kunst- und Kulturaustausch zwischen Amerikanern und Deutschen weiter vorantreiben. Für nächstes Jahr plane ich auch, Kunst- und Kulturreisen in Hannover und Berlin zu organisieren“, sagt die Künstlerin. „Und ich habe mir vorletztes Jahr sogar ein kleineres Gartenhaus in Vahrenwald zugelegt, um dort für immer eine Wurzel zu haben. Hier ist für mich auch ein echtes Refugium entstanden.“
Langweilig wird es Marianna Buchwald also nicht, ganz im Gegenteil. Wie aber lebt es sich in Chicago? „Diese unglaubliche Vielfalt an Menschen unterschiedlicher Herkunft, auch der Zusammenhalt, sind einfach faszinierend“, sagt sie, ohne lange überlegen zu müssen. Chicago werde nicht umsonst als „City of Big Shoulders“ – als „Stadt der breiten Schultern“ – bezeichnet. Vor allem auch das kulturelle Angebot begeistert sie, es müsse sich im Vergleich etwa mit New York in keiner Weise verstecken. Diese „unentdeckte Stadt“ gerade auch Europäern näherzubringen, daran liegt ihr sehr viel. „Wer weiß schon, dass in Chicago schon im Jahr 1885 die Wolkenkratzer erfunden wurden, dass es hier heute aber auch mehr als 400 Parks gibt“, sagt sie.
Zwei Orte also, an dem die Hannoveranerin Marianna Buchwald ihr Leben verbringt. „Mein Herz schlägt für Chicago – aber auch für Hannover.“
Von Brigitte Geiselhart