Was passiert, wenn Herrchen stirbt?
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Hilfe für Senioren und ihre Tiere: Die Tierärztinnen Birgit Schulte (li.) und Martina Nolte mit Lilli und Pippa.
© Quelle: Tobias Kleinschmidt
Hannover. Wenn Tierhalter in die Jahre kommen, stehen sie häufig vor drängenden Fragen: Wohin mit dem geliebten Haustier im Fall von Krankheit oder Tod? Und: Ist es zu vertreten, ein neues Tier anzuschaffen, wenn Hund oder Katze verstorben sind? Viele ältere Menschen verneinen diese Frage für sich und verzichten auf einen neuen Hausgenossen. Die Hannoversche Gesellschaft zur Förderung der Kleintiermedizin (HGFK) möchte Senioren diese Sorgen nun nehmen. Der gemeinnützige Verein, dem rund 20 Mitglieder, vorwiegend Tierärzte, angehören, hat eine „Vorsorgevereinbarung - Hilfe für Tiere älterer Menschen“ ins Leben gerufen.
„Bei fast jedem Hundespaziergang ist das ein Thema, und in den Tierarztpraxen sowieso“, erzählt Tierärztin und Vorstandsmitglied Birgit Schulte. „Diese Sorge treibt viele ältere Tierhalter um.“ Jetzt steht das Konzept des Vereins; alle juristischen und steuerlichen Fragen wurden im Vorfeld geklärt. Inzwischen haben die ersten Tierhalter Vorsorge für Hunde und Katzen getroffen.
Tiere sind für Senioren wichtige Sozialpartner
Das Modell funktioniert folgendermaßen: Tierhalter zahlen für Hund oder Katze so viel Geld auf ein Treuhandkonto der HGFK, wie jährlich für Futter, Tierarztkosten oder Medikamente benötigt werden. Diese Summe kann auch in Raten gezahlt werden. Für eine Katze sind es durchschnittlich 500 bis 600 Euro im Jahr, bei einem großen Hund können sich die Kosten auf 1200 Euro summieren. Parallel dazu schließen Herrchen oder Frauchen eine Vorsorgevereinbarung mit dem Verein, in der sämtliche Modalitäten zum Wohl des Tieres schriftlich vereinbart werden - vom bevorzugten Futter bis zur Wahl des Tierarztes. Mit dem gezahlten Betrag sollen die voraussichtlich entstehenden Kosten für das Tier für mindestens ein Jahr abgesichert werden.
Im Gegenzug verpflichtet sich die HGFK, das Tier den Wünschen seines Besitzers entsprechend unterzubringen und in ein neues, liebevolles Zuhause zu vermitteln. Das vom Vorbesitzer gezahlte Geld erhält der neue Halter. Bleibt das Tier dauerhaft bei ihm, übernimmt er nach einem Jahr die Versorgung des Tieres auf eigene Kosten; sollte das nicht möglich sein, springt der Verein mit Spendengeldern ein. Außerdem überprüft die HGFK das Wohlergehen des Tieres in regelmäßigen Abständen und schließt eine Tierkrankenversicherung ab, um gegen anfallende Krankheitskosten gewappnet zu sein. Sollte sich nach dem Tod des Tierbesitzers ein Erbe melden, der das oder die Tiere zu sich nehmen möchte, zahlt ihm die HGFK das Geld zurück.
„Wir haben einige Mitglieder in unseren Reihen, die ein Tier aufnehmen würden“, sagt Tierärztin Martina Nolte. Viele Studenten der Tierärztlichen Hochschule Hannover würden sich ebenfalls gern ein Tier anschaffen, ihnen fehlten aber häufig die finanziellen Mittel dazu. „Sie kämen für die Versorgung dieser Tiere ebenfalls infrage.“
Nicht auf Anschaffung von Tieren verzichten
Zu den ersten, die eine Vorsorgevereinbarung „Hilfe für Tiere älterer Menschen“ abgeschlossen haben, zählt Familie Kohne aus der Nähe von Bremen. Hermann Kohne ist 82 Jahre alt, seine Ehefrau ist krank. Sie haben zwei zehn Jahre alte Katzen. „Ich fühle mich gesund“, sagt Hermann Kohne, „aber man weiß ja nie“. Deshalb habe er die Vorsorgevereinbarung für seine Tiere abgeschlossen, die ja gut und gerne 18 Jahre alt werden könnten. „Wir wissen unsere Tiere jetzt gut aufgehoben, wenn wir nicht mehr für sie sorgen können“, sagt der Senior.
Prof. Ingo Nolte von der Tierärztlichen Hochschule Hannover und Mitgründer der HGFK, rät älteren Menschen, deren Tier verstorben ist, nicht auf die Anschaffung eines neuen vierbeinigen Hausgenossen zu verzichten. „Hunde und Katzen sind wichtige Sozialpartner, Begleiter im Alltag und Freunde in allen Lebenslagen, insbesondere für ältere Menschen“, sagt Nolte. Er rät ihnen außerdem, sich das Tier ihres Herzens anzuschaffen. „Wer immer Boxer hatte, sollte sich auch wieder einen Boxer zulegen und keinen Dackel.“