Wölfe streifen durch Neustadts Norden
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SJOPQNYEJWAPT77732JU52QR7Y.jpg)
Ein Wolf läuft nahe Esperke in der Feldmark umher.
© Quelle: HAZ_Online
Neustadt. Vor Kurzem wurde ein Wolf in der Feldmark bei Esperke gesichtet. Einem Landwirt kam das Tier so nahe, dass er es mit dem Smartphone filmen konnte. nun soll auch am Donnerstag eines der Raubtiere bei Niedernstöcken aufgetaucht sein. In den sozialen Medien kursiert ein Filmchen, das zeigt, wie es sich einem Hühnerstall nähert – und der Person, die den Film dreht. Helge Stummeyer, Wolfsberater der Jägerschaft Neustadt am Rübenberge, hat die Bewegungen der Tiere genau im Blick – und bittet darum, Sichtungen der Tiere weiterzuleiten. „Ich kann es nur im Monitoring aufnehmen, wenn es mir direkt gemeldet wird“, betont Stummeyer. Die Tiere seien auf der Suche nach neuen Revieren und Nahrung. „Das ist um diese Jahreszeit normal. Jetzt wandern die Welpen aus dem vorletzten Jahr aus ihren Territorien ab“, sagt Stummeyer. Ein Familienverband umfasse acht bis zwölf Tiere, die sich ein Areal von 250 bis 320 Quadratkilometern teilten. „Unsere nächsten Territorien sind Osterholz bei Bremen und Bergen im Landkreis Celle“, sagt der Wolf-Experte. Seit dem vergangenen Jahr, existiere auch ein Revier bei Rodewald. Woher die gesichteten Wölfe stammten und ob es sich eventuell um das selbe Jungtier handele, lasse sich nicht ohne Weiteres nachweisen. „Die können genau auch aus der Lausitzt sein, das lässt sich nur anhand von DNA-Proben feststellen.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/64LOHYGDGDYLZQII2RD4GRQSUA.jpg)
Wolfsberater Helge Stummeyer nimmt Sichtungen der Raubtiere an.
© Quelle: Nigel Treblin
Wolfsberater brauchen Hinweise aus erster Hand
Auch Fellzeichnung, das Gesicht des Tiere oder andere Merkmale, können geschulten Augen wie Stummeyers Hinweise geben – dazu müssen aber Fotos und Videos vorhanden sein. Er und über 70 weitere Wolfsberater in ganz Niedersachsen erfassen die Sichtungen der Tiere. „Wir sind oft das letzte Glied in der Nahrungskette“, sagt der 48-Jährige. Meist landeten Fotos und Videos der Tiere eher bei Facebook und anderen sozialen Medien, statt auf den Schreibtischen der Berater. Auch in der Facebook-Gruppe „Bürger der Stadt Neustadt am Rübenberge“, wird eifrig über die in letzter Zeit erblickten Wölfe disskutiert. „Ich finde Wölfe wunderschön und freue mich, dass sie zurück sind. Aber so richtig nah möchte ich ihm auch nicht begegnen, da hätte ich zu viel Respekt vor“, schreibt eine Nutzerin.
Berater sieht Zutraulichkeit mit Sorge
Das Wölfe selbst für Smartphone-Objektive nah genug kommen, macht Stummeyer Sorgen. „Das Schlimme daran ist, das sie menschliche Nähe überhaupt nicht stört. Sind die Tiere jetzt schon so abgeklärt?“ Bei allem Interesse an den sich ihr Revier zurückerobernden Jägern, rät Stummeyer zu Respekt und Abstand. „Man sollte die Tiere nicht stalken. Wolfstourismus ist kontraproduktiv.“
Dass die Raubtiere auf der Nahrungssuche auch Ställe anliefen, sei normal. Wer sich an die Richtlinien des Landes zum Herdenschutz halte und entsprechende Zäune aufgestellt hat, sei auf der sicheren Seite. „Es minimiert das Risiko.“
Dem Menschen drohe keine Gefahr durch die eigentlich als scheu geltenden Beutegreifer. „Wir haben noch keine Feindseligkeiten dokumentieren können“, sagt Stummeyer. Aktuell gebe es auf Landes- und Bundesebene Überlegungen, wie den Wölfen die ungewöhnliche Zutraulichkeit abgewöhnt werden kann. Ein Ansatz sieht vor, sie zu vergrämen, also mit Schmerzreizen oder Lärm zu verscheuchen. „Die Tiere dürfen nicht verletzt werden, deshalb darf das auch nicht jeder machen“, betont Stummeyer.
So können sie Wolfssichtungen melden
Wer einen Wolf gesehen hat, hat verschiedene Anlaufstellen. Die Landesjägerschaft Neustadt ist im Internet unter www.jaegerschaft-neustadt-rbge.de erreichbar. Wolfsberater Helge Stummeyer ist per Telefon (05073) 924027 oder (0151) 27526176 sowie per E-Mail an wolfsberater@jaegerschaft-neustadt-rbge.de erreichbar. Anschluss zu Raoul Reding, Wolfsberater der Landesjägerschaft Niedersachsen, gibt es unter Telefon (0511) 5304318 oder (0151) 72310392 und E-Mail rreding@ljn.de.
Unter www.wolfsmonitoring.com nimmt das Wildtiermanagement Niedersachsen Sichtungen per Meldebogen an. Dort finden sich auch Übersicht und Kontaktdaten zu den Wolfsberatern des Landes.
Von Benjamin Behrens