Nur Aktionismus oder Populismus?
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© Quelle: RND/SN
Liebe Leserinnen und Leser,
in den letzten Tagen und Wochen ist viel über den Chatbot ChatGPT gesprochen worden. Das Programm kann auf Wunsch Texte generieren – darunter Antworten auf einfache Fragen, aber auch Hausaufgaben und ganze wissenschaftliche Artikel. Es wird viel über Gefahren, aber auch Chancen gesprochen. Ich habe mal einen Versuch gewagt und geschaut, ob der Chatbot mir die Arbeit für diesen Newsletter abnehmen kann. Was soll ich sagen: Kann er nicht! Leider oder Gott sei Dank? Es ist ja schon irgendwie schön und erleichternd zu wissen, dass man dann doch nicht so leicht zu ersetzen ist. Ich wundere mich aber schon über die Nachrichten, die es zusammengesucht hat. Da ist von einem Winter-Festival die Rede, von dem ich noch nie etwas gehört habe und von Straßenarbeiten, die am 6. Februar starten, ohne zu sagen, welcher Ort und welche Straße denn gemeint sind. Tja, muss ich also doch selbst ran ...
Diese Woche hat erneut die Serie der Raubüberfälle Stadthagens Bürger beschäftigt. Nun hat sich auch die Junge Union geäußert, nachdem am Montag erst wieder ein 16-Jähriger überfallen worden war. Sie rufen - sicherlich zu Recht - etwa nach mehr Jugendarbeit, wollen aber auch an kleinen Stellschrauben drehen, wie mehr Beleuchtung in den betroffenen Bereichen, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Die Forderung der JU nach einem „freiwilligen Ordnungs- und Streifendienst“ lässt mich jedoch kopfschüttelnd zurück. Direkt vor Augen hatte ich das Bild einer Bürgerwehr nach amerikanischem Vorbild. Welche Befugnisse sollen diese Freiwilligen erhalten? Und wer ist haftbar, sollten sie irgendwie verletzt werden? Ist das nur Aktionismus der JU oder schon Populismus? Und von der Idee einer Hilfspolizei hält auch die richtige Polizei in Schaumburg nichts. „Diese Frage stellt sich aus Sicht der Polizei für Stadthagen nicht. Das liegt vor allem an dem Umstand, dass es hier eben nicht um Ordnungsdelikte wie Alkoholkonsum im öffentlichen Raum oder lautes Verhalten von Gruppen geht“, heißt es dazu von der Behörde.
Und nochmal Polizei: Im Juli 2022 fand eine Razzia bei einem in Schaumburg lebenden Polizisten statt. Sowohl die Wohnung als auch die Diensträume des damals 43-jährigen Beamten wurden durchsucht, dabei wurden Waffen und Uniformen sowie Devotionalien aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Auch Datenträger wurden damals sichergestellt. Aufgrund der Bilddateien verdächtigte die Staatsanwaltschaft Bückeburg den Schaumburger, er habe in den Jahren 2014 bis 2018 die Kennzeichen von verfassungswidrigen Organisationen verwendet. Wie die Göttinger Polizei-Pressestelle erläutert, habe man zunächst ein „Verbot der Führung der Dienstgeschäfte ausgesprochen“. Mittlerweile sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden und der Beamte wurde vorläufig des Dienstes enthoben. Es sind Einzelfälle, aber immer schlimme, die bei Menschen, die ohnehin kein gutes Bild von den Beamten haben, zur Stärkung der Vorurteile führen. Umso wichtiger ist es, dass die Führung in solchen Fällen durchgreift und die Vorwürfe zweifelsfrei aufklärt. Seit vergangenem Jahr greifen auch bei der Polizei in Schaumburg strengere Regeln. So gibt es seit Juni 2022 grundsätzlich eine Abfrage beim Verfassungsschutz, ob ein Bewerber für die Polizei bereits extremistisch auffällig geworden ist. Besser spät als nie.
Und ich darf Ihnen noch eine tolle Nachricht zum Start ins Wochenende verkünden: Ein fantastisches Ergebnis hat die Aktion Weihnachtshilfe in dieser Saison erzielt. Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Leserinnen und Leser hat zu einem großartigen Spendenrekord in Höhe von 135.310 Euro geführt – das sind gut 20 Prozent mehr als im vorausgegangenen Jahr. SN-Chefredakteur und Geschäftsführer Marc Fügmann zeigte sich nach eigenen Worten „überwältigt von diesem tollen Ergebnis“ - so wie der Rest der Schaumburger Nachrichten. Fügmann richtet einen großen Dank an alle Spenderinnen und Spender: „Ich danke von Herzen allen Schaumburgern, die daran mitgewirkt haben, diese Aktion wieder zu einem so großen Erfolg zu machen.“ Ich schließe mich diesen Worten gerne an.
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Bild der Woche
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© Quelle: Vera Skamira
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Mira Colic
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