Mehr Sprechstunden pro Woche?

Ärzte sehen sich bereits jetzt überlastet

Die Wochenarbeitszeit eines niedergelassenen Arztes liegt zwischen 50 und 60.

Die Wochenarbeitszeit eines niedergelassenen Arztes liegt zwischen 50 und 60.

Landkreis. 25 statt 20 Stunden Sprechzeit in der Woche: Mit einem entsprechenden Gesetz will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür sorgen, dass Patienten in Zeiten des Ärztemangels in ländlichen Gebieten wie Schaumburg schneller einen Termin bekommen. Ärzte protestieren. Viele Praxen blieben in der vergangenen Woche einen Tag lang geschlossen. An Kundgebungen in mehreren Großstädten haben sich unter anderem Mediziner aus Stadthagen beteiligt, denn wie viele ihrer Berufsgenossen lehnen sie Spahns Pläne ab.

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Für überlastet Ärzte sind fünf Zusatzstunden nicht zumutbar

Vor allem argumentieren die Ärzte, die aktuellen Gespräche gingen am eigentlichen Problem vorbei. Von einer „Scheindebatte“ spricht zum Beispiel die Bückeburger Allgemeinmedizinerin Ulrike Weitkemper. Kollegin Petra Gericke mit Praxis in Rinteln pflichtet ihr bei: Diskutiert werde viel, letztendlich werde der Vorschlag „jedoch wohl keine positive Veränderung bringen“.

Unterversorgte Gebiete dürften zwar profitieren, räumt Ahmet Cetindere ein. Aber, fügt der Bad Eilser Mediziner und Vorsitzende des Ärztevereins Schaumburg hinzu: Für die bereits jetzt überlasteten Kollegen seien die fünf zusätzlichen Stunden nicht zumutbar. „Darum ist das für mich keine Lösung und darum bin ich auch dagegen.“

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Zumal fünf Stunden nicht tatsächlich fünf Stunden bedeuteten. Mit Aktenarbeit und Hausbesuchen ließe sich die Arbeitszeit nicht exakt eingrenzen. In Stadthagen zum Beispiel fehlten aktuell sieben Ärzte. Die Wochenarbeitszeit eines Niedergelassenen liege realistisch zwischen 50 und 60.

Kernproblem ist der fehlende Nachwuchs

Das Kernproblem bleibe der Ärztemangel beziehungsweise die mangelnde Attraktivität einer Allgemeinarztpraxis auf dem Lande. Quereinsteiger – Fachärzte, die auf Allgemeinmedizin umsatteln – seien ein Anfang, in Universitäten müsse mehr „Werbung“ für das Berufsbild gemacht werden. Vor allem aber fordert Cetindere mehr Freiheit, ein Ende der Budgetierung und eine Anpassung des seines Erachtens veralteten Abrechnungssystems. Es demotiviere Ärzte, täglich Post von der Kassenärztlichen Vereinigung wegen aus deren Sicht zu hoher Abrechnungen zu bekommen.

In Reaktion auf die Proteste will Gesundheitsminister Spahn „zusammen mit der Ärzteschaft schauen, ob wir zu besseren Regelungen kommen können“. Am Ziel des Gesetzes, nämlich „dass wir verbindlich zu schnelleren Terminvergaben kommen“, halte er jedoch fest. Das Gesetz soll dieses Jahr in Kraft treten.

von Jan-Christoph Prüfer

SN

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