Auf die Details kommt es an
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Oberärztin Tanja Germerott erklärt beim Großen runden Tisch der Arbeitsgemeinschaft BISS die Arbeitsweise des Netzwerkes „Pro Beweis“.
© Quelle: mak
Landkreis. Aus diesem Grund hat das Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover zur Unterstützung das Netzwerk „Pro Beweis“ ins Leben gerufen. Wie das Netzwerk arbeitet, stellte Dr. med. Tanja Germerott anlässlich des Großen runden Tischs der Arbeitsgemeinschaft BISS zum Thema häusliche Gewalt im Kreishaus vor.
„Niedergelassene Ärzte haben oftmals keine Spezialkenntnisse, ein Gynäkologe hat beispielsweise nicht unbedingt Erfahrung mit dem Thema Vergewaltigung“, erklärte die Vertreterin der Rechtsmedizin. Ein standardisiertes Vorgehen sei so nicht möglich.
In Fällen von Gewalt, die Frauen angetan wurde, ist nicht nur die allgemeine Feststellung eines Hämatoms wichtig, fuhr die Oberärztin fort. „Welche Farbe hat das Hämatom und an welcher Stelle des Körpers befindet es sich?“ Ist es gelblich umrandet, ist die Verletzung älter und nicht aktuell zugefügt worden, bei einem rotbläulichen Fleck sieht es anders aus. „Befindet sich der Fleck an der Oberarminnenseite, ist das zum Beispiel ein Beweis für ein festes gewaltsames Zupacken am Arm“, erklärte die Rechtsmedizinerin.
Um eine möglichst detaillierte Feststellung von Verletzungen zu gewährleisten, bietet das Netzwerk betroffenen Frauen selbst genaue Untersuchungen nach einem bestimmten Standard an. Diese können sofort erfolgen, auch wenn die betroffene Frau vorerst keine Anzeige erstattet, wie die Expertin betont.
Mit zwei Standorten, in Hannover und in Oldenburg, gestaltet sich eine flächendeckende Versorgung sehr schwierig. Aus diesem Grund kooperiert das Netzwerk mittlerweile mit mehreren Kliniken in Niedersachsen. Möglich macht das eine finanzielle Förderung durch das Land.
Schaumburger finden in der MHH ihre nächste Anlaufstelle. Die dortigen Ärzte sind, so wie alle anderen teilnehmenden Kliniken, speziell geschult. „Bevor die Kliniken anfangen, ihre ersten Fälle zu untersuchen, bringen wir ihnen alles bei, was für eine Untersuchung wichtig ist“, betonte die Referentin. Ein spezielles Untersuchungskit, gestellt vom Netzwerk, enthält einen entsprechenden Fragebogen, eine Fotokarte und einen Maßstab für Fotos.
"Ist sich ein behandelnder Mitarbeiter doch mal unsicher, kann er in einem Praxisleitfaden alles, was er wissen muss, nachschlagen", so Germerott. Vergessen werden könne bei einer Untersuchung eigentlich nichts, da der Untersuchungsbogen selbst wie ein Leitfaden aufgebaut ist. mak
SN