Teamspieler mit Wertvorstellungen
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Bringt viel Erfahrung mit: Richter Norbert Kütemeyer im Saal des Bückeburger Schwurgerichts.
© Quelle: ly
Bückeburg. Als Schwurgericht darf die Kammer lebenslange Haftstrafen verhängen, was in der langen Geschichte des Landgerichts allerdings erst einmal passiert ist.
„Man lernt ganz viele verschiedene Leute kennen und taucht in unterschiedliche Welten ein. Es ist ausgesprochen interessant, wenn Menschen über ihr Leben berichten“, erklärt Kütemeyer, der nach seinem Wechsel aus Rinteln kürzlich die Ernennungsurkunde zum Vorsitzenden Richter am Landgericht erhalten hat, den Reiz der neuen Herausforderung.
Das Rad will der 50-Jährige in Bückeburg nicht neu erfinden. „Sie hat die Aufgabe hervorragend gemacht“, spricht er seiner Vorgängerin Birgit Brüninghaus, die zum Oberlandesgericht Celle gewechselt ist, ein großes Lob aus. „Mein Bestreben ist es, dies seriös fortzuführen. Es gibt keinen Grund, alles umzustülpen.“
Als „harten Hund“ würde sich Kütemeyer nicht bezeichnen. „Aber Wertvorstellungen, die man selber hat, sollten sich auch in Strafen wiederfinden“, betont der Jurist. „Wie Angeklagte in solch eine Situation geraten sind, muss berücksichtigt werden. Grundsätzlich bin ich jedoch schon aufseiten der Opfer.“ Der neue Vorsitzende hofft, dass er alle Menschen gleich behandelt „und am Ende rauskommt, was das Team für richtig und angemessen hält“.
Damit outet sich Kütemeyer als Teamspieler. Anders geht’s auch nicht, denn die 1. Große Strafkammer ist mit vier bis fünf Richtern besetzt, darunter zwei Schöffen (Laien). Je einer Jugend- und Zivilkammer sitzt der Wahl-Lipper in Bückeburg ebenfalls vor. Recht und Gerechtigkeit sind oft zwei Paar Schuhe. „Aber Strafrecht hat mehr mit Gerechtigkeit zu tun als Zivilrecht.“
Absprachen vor Gericht, sogenannte Deals, will Kütemeyer „sicher sehr zurückhaltend anwenden“. Er würde sich aber „nicht sperren, über so etwas mal nachzudenken“. Das Gesetz zur Regelung der Verständigung im Strafverfahren erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen Absprachen vor Gericht. Sinn können diese Deals zum Beispiel bei aufwendigen Verfahren machen. Immer muss am Ende eine angemessene Strafe stehen.
Als Strafrichter hat Kütemeyer am Amtsgericht Rinteln nicht gearbeitet. Zuständig war er dort für Zivilsachen und Ordnungswidrigkeiten. Trotzdem bringt der neue Vorsitzende reichlich Erfahrung mit: Von 2001 bis 2007 war er Vorsitzender einer Großen Strafkammer am Landgericht in Magdeburg, wo er insgesamt 18 Jahre verbracht hat. Ein Fall aus dieser Zeit brachte ihn bundesweit in die Schlagzeilen. Es ging um einen Frauenmörder aus Quedlinburg, den die Justiz nach 22 Jahren in Haft freilassen musste, weil die Gesetzeslage anschließende Sicherungsverwahrung nicht zuließ.
Kütemeyer ist gebürtiger Bückeburger, hat am Gymnasium Adolfinum Abitur gemacht und in Bielefeld studiert. Auch deshalb ist er Fan des Drittligisten Arminia Bielefeld. Beim Volleyball, Joggen, Schwimmen und Fußball betätigt sich der Familienvater auch selbst sportlich.
Seine erste Sitzung mit der Großen Strafkammer hat Richter Kütemeyer am Mittwoch, 10. September. Dann geht es im Großen Sitzungssaal um einen Raubüberfall in Stadthagen.ly
SN