Unabhängig davon, ob sie nun mit Ja oder Nein stimmen: Herr Farr wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach Schließung der Wahllokale und Auszählung der Stimmen als Wahlsieger bekannt gegeben werden – es sei denn, die allgemeine Entrüstung der Wahlberechtigten entlüde sich am Wahlsonntag in einem demokratischen Shitstorm durch ein kollektives Nein.

SPD 24, CDU 17, Grüne 6, WGS 4, WIR 1, Die Linke 1 und FDP 1: Bei dieser Sitzverteilung im Kreistag wären andere Mehrheiten beziehungsweise Alternativen doch durchaus möglich gewesen. Bleibt die Frage, warum es keinen einzigen Gegenkandidaten gibt? Der bei Landratswahlen ohnehin beängstigend geringen Wahlbeteiligung dürfte diese Veranstaltung trotzdem – oder gerade deswegen – nicht unbedingt zuträglich gewesen sein. Da beschwere sich ein Politiker der vermeintlichen politischen „Kontrahenten“ noch einmal laut über die Politikverdrossenheit der Menschen. Er bekäme vermutlich etwas zu hören, was ihm nicht gefällt.

Gefühlt haben sich diese nämlich zu Trittbrettfahrern degradieren lassen, statt selbstbewusst und im Bewusstsein einer basisdemokratischen mündigen Wählerschaft ihre Interessen kundzutun und sich zur Wahl zu stellen. Hierbei geht es gar nicht um Herrn Farr in persona oder die SPD, die brav auf den Amtsinhaber als logischen Spitzenkandidaten setzt. Ein solch grotesker Wahlgang, wie er uns am 9. September ins Haus steht, beschädigt in der öffentlichen Wahrnehmung das Amt des Landrates, über den einige frustrierte Wählerinnen und Wähler oder auch Nichtwählerinnen und Nichtwähler sagen werden: „Der hat doch nur gewonnen, weil es keinen Gegenkandidaten gegeben hat.“

Bleibt dies vielleicht auch ein Stück hinter der Realität zurück – wir werden es nur schwerlich herausfinden – bleibt der Umstand an sich gleichermaßen beschämend.

Franz Schnitker

Stadthagen

SN