Verdienstkreuz für Nazi-Gegner
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Der bunte und ausgelassene Protest der Bad Nenndorfer wird mit dem Verdienstkreuz belohnt. Foto: Archiv
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BAD NENNDORF. Die Ehrung gilt dem früheren Vorsitzenden, Jürgen Uebel, persönlich. Uebel wird das Verdienstkreuz mit seinem Nachfolger, Winfried Wingert, und dem ehemaligen Vorstandsmitglied Birgit Kramp am 22. Mai in Berlin vom Staatsoberhaupt entgegennehmen. Uebel sieht in dem Akt ausdrücklich eine Würdigung für das gesamte Bündnis, das sich über Jahre dem Neonazi-Aufmarsch am Winckler-Bad entgegen stellte und die unliebsame Veranstaltung schließlich mit Spott-Liedern und Konfetti zum Scheitern brachte.
Seit 2016 haben sich die Rechten in der Kurstadt nicht mehr blicken lassen – obwohl sie ihren Aufmarsch bis 2030 als offizielle Versammlung angemeldet hatten. Fast 1000 Rechte waren daran in der Spitze beteiligt.
Dass Uebel die Auszeichnung bekommt, dürfte ihm kaum jemand neiden. Schließlich war es der Bad Nenndorfer Apotheker, der den bürgerlichen Proteste maßgeblich ankurbelte, als 2006 erstmals Neonazis am Winckler-Bad demonstrierten. Uebel betont: Ohne seine Mitstreiter wäre der Erfolg unmöglich gewesen. Denn anfangs taten sich die allermeisten Kurstädter noch schwer damit, den Rechten entgegenzutreten.
Dies lag nicht zuletzt daran, dass linke und linksradikale Gruppierungen – vor allem die Antifa – mit Hunderten Teilnehmern durch die Kurstadt marschierten, um den Nazis die Stirn zu bieten. Einen Schulterschluss mit den teils vermummten Demonstranten lehnte die große Mehrheit der Bürger ab. Dank einer Gruppe um Uebel, zu der Sigrid und Günter Bade, Dietmar Buchholz, Birgit Kramp, Silke Engelking, Gitta Mathes, DGB-Sekretär Steffen Holz und einige andere gehörten, gelang es aber bald, eine wachsende Gruppe an bürgerlichen Nazi-Gegnern auf die Straße zu bringen, die die Größe des Nazi-Trosses bald überstieg.
Die linken Kräfte spielten eine immer unbedeutendere Rolle, sodass Bad Nenndorf ist bunt gemeinsam mit einigen überörtlichen Organisationen bald den wichtigsten Teil der Gegenwehr zustande brachte. Auch dass es dabei stets friedlich zuging, wird nun vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz gewürdigt. Abgesehen von einer Sitzblockade im Jahr 2013 beteiligten sich die bürgerlichen Protestler nie an Vorgängen, die ein Eingreifen der Polizei nach sich zogen – ganz im Gegenteil zum linken Lager, das Züge lahm legte und gewalttätige Übergriffe auf die Nazis versuchte.
Die jetzige Auszeichnung ist nicht die erste für das hiesige Bündnis: 2012 gab es den Preis für Demokratie und Toleranz.
SN