Von anderen Schulen lernen

Neue Lernformen ausprobieren

Die Schule hat ihre Erfahrungen von ihrer Lernreise dokumentiert.

Die Schule hat ihre Erfahrungen von ihrer Lernreise dokumentiert.

OBERNKIRCHEN. Friederike Hobein, Pontus Grünbeck und Tine Protze sind Studierende und möchten Lehrer werden. Sie haben im Rahmen einer Lernreise insgesamt sechs Schulen besucht, die anders denken, querdenken oder Graubereiche nutzen, um andere Lernformen auszuprobieren.

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Lernreisen werden vom Dachverband Kreidestaub angeboten. Dieses Netzwerk wurde 2013 zur Verbesserung der Lehrkräfteausbildung gegründet: Gemeinsam sollte herausgefunden werden, was im Studium fehlt, denn eine Studie von 2012 hatte zuvor belegt, dass 50 Prozent aller Studenten sich am Abschluss des Studiums nicht genügend auf die Praxis vorbereitet sahen.

„Ein Armutszeugnis für die Ausbildung“, sagt Grünbeck. Der Kreidestaub möchte nun eigene Ideen ins System einspeisen. Sie sind, wenn man so möchte, Systemveränderer.

Keine Lust auf Veränderung?

Das waren die sechs besuchten Schulen wohl auch einmal, und hier und da klingt im Vortrag der Reihe „Treff im Stift“ durch, dass jede Veränderung auf Widerstände trifft, man benötigt einen langen Atem.

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An der Jeetzeschule Salzwedel ist ein Drittel des Unterrichtes Freiarbeit: Die Schüler wählen aus, in welchem Bereich sie arbeiten, welche Lernziele sie sich setzen und an welchen Bausteinen sie arbeiten. Ein Baustein in Deutsch lautet etwa „Argumentation“, in Mathematik: „Gleichungen“, im Bereich der Gesellschaftswissenschaften „Kartenarbeit I“: Die anwesenden Lehrkräfte beraten, kontrollieren oder leiten an, alle drei Wochen stehen Zielgespräche zwischen Lehrern und Schülern an. Zeugnisse gibt es erst ab Klasse acht. Jedes Projekt hat immer Vorrang vor dem Fachunterricht.

Lehrer und Schüler sind keine Freunde

Es wird sich wie ein roter Faden durch die Schulen ziehen, die das Trio besucht hat: Es gibt eine Beratungskultur, sagt Grünbeck. Lehrer und Schüler sind dabei keine Freunde, aber der hierarchische Abstand ist deutlich kleiner als an anderen Schulen. Jede Lehrkraft hat eine persönliche Beziehung zum Schüler – als Grundlage für die Arbeitsbeziehung. Und kleine Lernteams wie in Salzwedel gab es an nahezu jeder der besuchten Schulen, erklärt Grünbeck.

Eine weitere Konstante für gelingende Schulen: Sie nehmen die Herausforderung an, die das gesellschaftliche Umfeld stellt. Als Beispiel diente die Lichtenberg-Gesamtschule in Göttingen. 1620 Schüler – dort findet sich der repräsentative Querschnitt der Gesellschaft. Zehn Prozent der Schüler hatten eine Hauptschulempfehlung, 25 Prozent Realschule, der Rest sollte auf das Gymnasium. Das Ergebnis: 80 Prozent schaffen das Abitur, eine enorme Leistungssteigerung, befand das Trio im Stiftssaal.

Lernen braucht Beziehungen

In Göttingen werde die Schule als Lern- und Lebensraum betrachtet. Teamarbeit gebe es von den Schülern bis zu den Hausmeistern, mit eigenem Etat, weil das Team sonst nichts gestalten könnte. Jede große Struktur werde in kleine Teile heruntergebrochen, jeder lerne vom anderen, denn: „Lernen braucht Beziehungen.“

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Sehr stark wird auf digitalisierten Unterricht gesetzt, es gibt ein schuleigenes Internet, auf das der Schüler auch von zu Hause Zugriff hat. Die iPads werden von den Eltern bezahlt und bleiben im Besitz der Schüler, gründliche Medienkompetenz wird in jeder Stunde, in der es sich anbietet, vermittelt. Digitalisierung ist an dieser Schule eine Methode, um jeden Schüler zu erreichen – und damit deutlich mehr Bildungsgerechtigkeit.

Digitalisierung in der Schule

Für Hobein, Grünbeck und Protze ist es ein durchaus zweischneidiges Schwert: Wie wichtig ist die Digitalisierung in der Schule? Welches Ausmaß sollte sie annehmen? Und sollte ein Luxusprodukt zur alltäglichen Normalität werden?

Vielleicht ist auch das eine Erfahrung aus einer Bildungsreise durch gelingende Schulen: Für jede gefundene Antwort ploppt eine neue Frage auf. rnk

SN

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