Landwirtschaft in Schaumburg

Dänischer Roggen

Der Wandel: Johannes Dieckmann in der tiefen Fahrspur der Treckerreifen mit verwelkten Zwischenfruchtresten einer Rettichart.

Der Wandel: Johannes Dieckmann in der tiefen Fahrspur der Treckerreifen mit verwelkten Zwischenfruchtresten einer Rettichart.

SCHAUMBURG. Bald wird auf den Feldern der Domäne zum Beispiel Roggen sprießen. Wer den hier sieht, hat Saaten der Firma Nordic Seed aus Dänemark im Visier, die dieses Geschäftsfeld vor zwei Jahren von der Firma Monsanto in Sülbeck übernommen hat. Sie arbeitet auf einem Teilgelände des dortigen ehemaligen Sitzes der Firma Dieckmann, die 2013 an Monsanto verkaufte und jetzt auf der Domäne Coverden arbeitet.

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„Nordic Seed pachtet von uns hier Versuchsflächen, wird in Kürze wohl auch entsprechende Schilder mit dem Hinweis ,Roggenbasisproduktion‘ an den Flächen aufstellen“, teilt Dieckmann mit. Dabei geht es um Anbau für Forschung und Entwicklung, die Züchtung robuster, ertragsstarker und besonders reiner Roggensorten: „Alles natürlich ohne die in Deutschland und der EU verbotene Gentechnik bei Saaten.“

Gelassene Reaktion auf Fusionen

„Da werden bald auch wieder die bewährten Arbeitskräfte aus Polen durch die Felder stapfen, um unerwünschte nicht sterile Mutterpflanzen zu entfernen und zu zerstechen, damit die Luftbestäubung der Mutterpflanzen durch daneben angebaute männliche Pflanzen die richtigen Zuchtergebnisse liefert“, so Dieckmann. „Ein Feldbegeher der Landwirtschaftskammer kontrolliert diesen Anbau dreimal im Jahr. Im Umkreis von rund fünf Kilometern darf deshalb auch kein anderer Roggen angebaut werden, da sonst Fremdeinstäubungen möglich wären. Wir sprechen aus diesem Grund auch mit betroffenen Landwirten in der Nähe, damit die ihren Roggen weiter weg aussäen. Gut für uns und Nordic Seed: Im Wesertal dominieren ohnehin Weizen, Raps, Mais und Zuckerrüben und bei uns auch die Gerste.“

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Und die wirtschaftliche Großwetterlage? Bayer kauft Monsanto, gibt deshalb ein Teilgeschäft an BASF ab, das damit neuer Großwettbewerber wird.

Auswirkungen auf Dieckmann Seeds? Recht gelassen blickt Dieckmann auf die Fusionen von Konzernen, die in der Saatzucht und bei Pflanzenschutzmitteln tätig sind. „Aus den sechs Großen am Weltmarkt werden drei noch größere, aber die haben sich alle vorher schon Konkurrenz gemacht. Da ändern sich oft wohl nur die Etiketten“, sagt Dieckmann. „Und diese Konzerne konzentrieren sich auf die weltweit meist angebauten fünf Nutzpflanzen. Unser Markt hier mit Roggen und Zuckerrüben ist denen zu klein, wir können in unserer Nische gut weiterleben, suchen uns aber auch Partner und bauen Netzwerke auf.“

Insektensterben als Problem

Sein Netzwerk: Zusammenarbeit mit Nordic Seed, wo es noch ehemalige Dieckmann-Mitarbeiter gibt. Dazu 2017 die Gründung der Lippe-Weser Agrar GbR mit dem in Nordlippe und Schaumburg tätigen Landwirt Henning Schoof und zwei weiteren Gesellschaftern. „Wir verstehen uns gut, unsere Maschinenparks ergänzen sich. Die Gärreste seiner Biogasanlage sind ein Segen für unsere Böden“, fasst Dieckmann den Nutzen zusammen.

Das viel beklagte Insektensterben ist auch Dieckmann ein Dorn im Auge. Er verweist deshalb auf Gegenmaßnahmen. Neben den ständig wasserführenden Gräben sind ohnehin drei Meter Grünstreifen freizuhalten, aber auch zehn Meter Mindestabstand mit Pflanzenschutzmitteln vom Gewässerrand. Für Letzteres gibt es aber Entschädigungen für wegfallende mögliche Erntemengen. „Wir lassen deshalb neben dem Grünstreifen noch mal neun Meter Acker unbearbeitet als Blühstreifen frei, säen dort entsprechend Blumen und Wildkräuter aus.“

Zurück zu wirtschaftlicher Tierhaltung will Dieckmann nicht. Er verpachtet zwar Grünflächen als Kuh- und Pferdeweide. Aber wieder Schweine halten, sie im Sommer auf der Obstbaumwiese davor das Fallobst vernaschen lassen, das rechne sich nicht. "Zu klein und wegen der Auflagen durch die Schweinepestgefahr zu teuer", erklärt Dieckmann und weist auf eine weitere Gefahr hin. "Die Wildschweine als mögliche Krankheitsüberträger sind immer in der Nähe. Sie kommen aus dem Wald, wühlen in den Maisfeldern, wechseln sogar mal auf die andere Weserseite, und man wird ihrer nicht Herr", sagt der Jäger Dieckmann. "Und hat man eines geschossen, sind die anderen sofort tagelang weg. Verstärkte Präsenz des Jägers im Revier ist also nicht nur für einen gelegentlichen Braten nötig." dil

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