Flächentausch für Kiesabbau?
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© Quelle: pr.
RINTELN. Dazu wird die Ausweisung neuer Abbauflächen in der Nachbarschaft des bestehen Abbaus angestrebt. Vorgeschlagen wird, dafür auf die bisher ausgewiesenen Vorranggebiete SHG 1 („Ellerburg“) und SHG 4 („Doktorsee“) zu verzichten. Für einen solchen Flächentausch müsste die regionale Raumordnungsplanung geändert werden – doch die zuständige Landesbehörde, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), hat Vorbehalte. Landkreis und Stadt Rinteln stehen dem Vorhaben dagegen eher aufgeschlossen gegenüber. Um gemeinsam Auswege aus diesem Dilemma zu suchen und den aktuellen Planungsstand zu erörtern, hatte das Kieswerk Pampel am Dienstag zu einer Informationsveranstaltung in den Hofgarten Möllenbeck eingeladen.
Pampel baut zwischen Möllenbeck und Stemmen Kies ab. Südlich der Landesstraße 436 im „Trockenabbau“, südlich der Straße im Bereich der Ostenuther Teiche auf neun Hektar im „Nassabbau“. Dort wurden erst im vorigen Jahr 3,5 Millionen Euro in einen neuen Schwimmbagger und Transportbänder investiert. 250000 bis 300000 Tonnen Rohstoffe werden hier jährlich gewonnen. Das Problem: Diese Kieslagerstätten sind in sieben bis acht Jahren erschöpft.
Neue Vorkommen erschließen
Das Unternehmen müsste neue Kiesvorkommen erschließen, theoretisch wäre das in sogenannten Vorranggebieten möglich. Diese sind in der regionalen Raumordung und im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Voraussetzung: Man einigt sich mit den Grundeigentümern. Zwei solcher Vorrangebiete gibt es in den Weserauen: SHG 1 im Bereich Ellerburg im Weserbogen und SHG 4 südlich des Erholungsgebietes Doktorsee. Bürgermeister Thomas Priemer machte gestern unmissverständlich klar, dass es am Doktorsee keinen Kiesabbau geben wird: Die Stadt werde ihre Grundstücke dort in keinem Fall zur Verfügung stellen, die Interessen des Erholungsgebietes und die Nähe zur Stadt machten die Förderung dort unmöglich. An der Ellerburg haben die Naturschützer Einwände, dort leben und rasten seltene Vogelarten. Außerdem ist dieser Bereich recht zerstückelt.
Für die Firma Pampel wäre eine Ausbeutung dort auch nur unter erschwerten Bedingungen möglich: Die Anbindung an die bestehende Infrastruktur in Möllenbeck wäre schwierig und teuer. Daher wäre das Kieswerk nach Aussage von Geschäftsführer Philipp Reese dafür, auf SHG 1 und 4 zu verzichten, wenn stattdessen neue Bereiche in der Nachbarschaft des bestehenden Abbaus ausgewiesen würden. Bisher hatte die Festlegung als Trinkwasserschutzgebiet ein solches Vorhaben verhindert – doch diese Bindung wurde 2017 aufgehoben.
Die Vorteile eines solchen Flächentausches für Pampel zählte Landschaftsplaner Ulrich Kortemeier auf. Ein zusammenhängendes Gebiet erleichtere nicht nur den Abbau, sondern auch eine spätere naturnahe Rekultivierung. Bisher gebe es dort keine schützenswerten Biotope. Die Anbindung an vorhandene Infrastruktur sei kein Problem, die dort liegenden Kiesvorkommen seien von guter Qualität. Der Bereich, insgesamt 126 Hektar zumeist landwirtschaftlich genutzter Fläche, ist in drei Teilflächen aufgeteilt. Zwei davon könnten innerhalb von 25 Jahren abgebaut werden, auf der dritten östlich gelegenen (Reserve-)Fläche würde die Ausbeutung frühestens nach 25 Jahren beginnen.
Mehr Flexibilität zeigen
Eine Änderung des Raumordnungsprogramms müsste der Landkreis in Hannover anstoßen. Stadt, Landkreis und Naturschutzbund ständen einem Flächentausch durchaus aufgeschlossen gegenüber, wie aus Redebeiträgen von Priemer und Klaus Heimann hervorging. Der Landkreis-Dezernent machte jedoch klar, dass er wenig Sinn in einem solchen Vorstoß sehe, solange es vom LBEG keine klaren Signale gebe, dass überhaupt Chancen auf Erfolg bestehen.
Darin liegt der eigentliche Haken: Das LBEG ist nicht bereit, Vorrangflächen aus der Raumordnung herauszunehmen – auch nicht im Tausch gegen gleichwertige Bereiche. LBEG-Mitarbeiter Jörg Mandl begründete dies mit der Haltung der neuen Landesregierung, Rohstoffvorratsflächen eher noch auszuweiten. Zusätzliche Flächen würden gern aufgenommen, Streichungen gebe es nicht. Doch weitere Areale, so wurde sehr schnell klar, ließen sich der Bevölkerung nicht vermitteln und wären politisch kaum durchsetzbar.
Reese, Heimann und Priemer blieb wenig mehr, als an das LBEG zu appellieren, etwas mehr Flexibilität zu zeigen. Flächen wie SHG 4, die nur auf dem Papier zur Verfügung stünden, nützten doch sowieso niemandem.
Und noch bis mindestens 2021 auf ein komplett neues Raumordnungsprogramm zu warten, hilft zumindest der Firma Pampel wenig: Dieser läuft nämlich langsam, aber sicher die Zeit davon. kk