Fulminanter Abschluss der Musiktage
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„Heimlich, still und leise“ brachten die Musiker das Publikum zum Schwärmen.
© Quelle: momo
Rinteln. Eineinhalb Stunden lang präsentierten Olaf Kordes am Piano, Wolfgang Tetzlaff am Kontrabass und Karl Godejohann am Schlagzeug den Gästen ein faszinierendes Potpourri aus Eigenkompositionen, Arrangements und klassischer Musik.
Das Publikum war mit Recht begeistert. Als der letzte Ton in der Kirche mit ihrer großartigen Akkustik verklungen war, hielt es kaum jemanden auf den Bänken. Es gab Ovationen im Stehen – bei Kirchenkonzerten ist das nicht alltäglich. Das war auch Kordes ostwestfälischem Humor geschuldet, der die Stimmung zwischen den Stücken mit erklärenden Worten auflockerte. „Heimlich, still und leise“, so lautete das Programm, aus dem die Jazzmusiker vortrugen. Dabei begannen sie vor allem heimlich und still. Das erste Stück, ein Arrangement von Kordes, trug den Titel „Resignazione“. „Wir hoffen, Sie resignieren nicht, sondern fühlen sich nach diesem Abend besser“, witzelte er.
So ruhig und bisweilen melancholisch wie es begann, so kraftvoll ging es weiter. Zum nächsten Stück, dem „Song for Peace“, sagte Komponist Kordes: „Lange habe ich gedacht, ich hätte es selbst komponiert.“ Erst später sei ihm bewusst geworden, wie sehr er inspiriert worden war durch Mendelssohn Bartholdy und Martin Luther. „Ich sage es besser gleich, es kommt ja eh raus.“
Drumsolo wie Artilleriefeuer
Doch auch die Truppe kam raus – und zwar aus sich selbst. Kaum ein Zuhörer, der nicht rhythmisch mitwippte bei der Eigenkomposition zu dem Klassiker „Somewhere over the Rainbow“. Und dann folgte der Höhepunkt: „Anastasia“ von Stefano di Battista, ein Stück, das eigentlich für ein ganzes Orchester gedacht ist. Um trotzdem die ganze Bandbreite der Instrumente auszuschöpfen, rotierte jeder Akteur durch die fehlenden Instrumente: Mal übernahm das Piano den Part der Harfe, dann der Kontrabass, mal spielte das Schlagzeug die Rolle der Streicher, mal diejenige der Bläser. Das war fulminant. Ebenso das erste Drumsolo Godejohanns, das immerhin mehrere Minuten anhielt und wie Artilleriefeuer über die Zuschauer hinweg donnerte.
Herausragendstes Stück war sicherlich die erste Zugabe, die die Drei gaben, ganz ohne darum gebeten worden zu sein: „Wir wollten ja auch noch was spielen“, so Kordes, nämlich ein Arrangement von Bachs fünftem Brandenburgischem Konzert. „Leise hatten Sie ja schon, jetzt gibt es Klang.“ Und ws für einen Klang. Selten durfte man solch eine perfekt aufeinander abgestimmte Mischung aus klassischer Musik und modernem Jazz hören, ein Ohrenschmaus und ein denkwürdiger Abend für die Nikolaikirche.
Von Maurice Mühlenmeier