Auf den Spuren von Julius Rodenberg
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Dagmar Eynck kennt zahlreiche Details rund um die Deisterstadt und ihren Ehrenbürger.
© Quelle: ar
Rodenberg. Dass die Deisterstadt mit einem waschechten Kriminalfall aufwarten kann, hatten wohl die wenigsten Zuhörer erwartet. Der Mord an einem Landwirt aus Horsten, der im Feld wahrscheinlich aus Habgier erschlagen worden war, faszinierte Eyncks Publikum sichtlich.
Die Gästeführerin wusste von zahlreichen spannenden Details zu berichten. So hat der am 26. Juni 1831 geborene Künstler im Jahr 1854 seinen Namen geändert. Als Jude mit Namen Levy habe er keine Chance, berühmt zu werden, hatte man ihm geraten. Zum Christentum zu konvertieren, hat er jedoch nie übers Herz gebracht.
Wohngebäude ist noch erhalten
Während seiner Kindheit mit fünf jüngeren Geschwistern hat Rodenberg an der Langen Straße gelebt. Das Wohngebäude, in dem heute ein Reisebüro betrieben wird, ist noch erhalten und anhand einer Plakette als sein Geburtshaus gekennzeichnet. Sein Vater war Kaufmann und Eigentümer eines Warenhauses – allerdings nur mäßig erfolgreich, erzählte die Gästeführerin.
Es seien dort eher viele Künstler ein- und ausgegangen. Als äußerst ungewöhnlich bezeichnete Eynck den Umstand, dass die Familie Levy nicht wie andere jüdische Bewohner an der Stadtgrenze gelebt hat. Ein Vorfahre habe im Siebenjährigen Krieg die Stadt gerettet, indem er durch eine Geldzahlung erreicht hatte, dass Rodenberg von einem Angriff verschont blieb.
Den Großbrand im Jahr 1859, dem etliche Gebäude zum Opfer gefallen waren, hat die Familie Levy nicht mehr in der Deisterstadt erlebt: Sie war 1857 nach Hannover gezogen. Julius Rodenberg ist dort nur ein Jahr zur Schule gegangen.
Zeitschrift ist im Museum zu sehen
Er sei dort nicht zurechtgekommen, so Eynck. Nach dem Besuch des Gymnasiums Ernestinum in Rinteln und dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften in Marburg, Heidelberg und Berlin. Der Jurist glänzte als Herausgeber der Zeitschrift „Deutsche Rundschau“, von der die meisten Exemplare heute auf der Museumsinsel zu bewundern sind.
Mit eigenen Kenntnissen warteten einige Frauen aus den Besucherreihen auf, als sie das wohlklingende Volkslied "Wohlauf in Gottes schöne Welt" am Ratskeller anstimmten: Es ist eins der Glockenspiele, die am Turm zu hören sind, und stammt aus der Feder des im Jahr 1911 zum Ehrenbürger ernannten Künstlers. ar
SN