Einschnitte bei Lühr
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Die Geschäftsleitung der Firma Lühr will die am Georgschacht untergebrachte Versandabteilung ausgliedern.
© Quelle: rg
Stadthagen. In einer Betriebsversammlung überbrachte der geschäftsführende Gesellschafter Rüdiger Margraf am Montagnachmittag seinen Mitarbeitern die Hiobsbotschaft. Nach Schilderungen von Teilnehmern begründete er die Entscheidung mit hohen Produktionskosten in Deutschland bei gleichzeitig zunehmendem Wettbewerbsdruck.
Der kaufmännische Bereich der Versandsparte war teilweise schon vor einem Jahr ausgegliedert worden. Während damals nach Angaben des Betriebsrates Entlassungen noch vermieden werden konnten, wird es nun dem Vernehmen nach zehn Beschäftigte treffen. Pikant: Der für die Übernahme der Arbeiten ausgewählte Dienstleister hatte vergangene Woche bereits per Stellenanzeige Arbeitskräfte für die neue Aufgabe bei Lühr gesucht – als die beabsichtigte Auflösung der Abteilung im Unternehmen selbst noch gar kommuniziert worden war. Margraf äußerte in der Betriebsversammlung sein Bedauern darüber. Die Fremdfirma habe eigenmächtig gehandelt.
"Keinen Schnellschuss machen"
„Es ist schon abenteuerlich, dass jetzt plötzlich alles ganz schnell gehen muss, obwohl lange Zeit gewesen wäre, mit dem Betriebsrat über mildere Möglichkeiten als Kündigungen zu sprechen“, kritisierte IG-Metall-Geschäftsführerin Sabrina Wirth auf Anfrage das Vorgehen der Lühr-Geschäftsführung. „Ich kann nur davor warnen, jetzt einen Schnellschuss zu machen. Sollte es zu Kündigungen kommen, werden wir für unsere Mitglieder sehr genau prüfen, ob beispielsweise die Sozialauswahl korrekt ist und uns entsprechend auch juristisch dagegen wehren.“
Betriebsratsvorsitzender Horst Fischer hofft derzeit noch, dass sich zumindest ein Teil der Entlassungen verhindern lässt. Die Geschäftsleitung habe bislang keine Namen von Mitarbeitern genannt. Fischer räumt ein, dass die Situation „belastend für alle ist. Es ist schlimm für jeden Einzelnen, der betroffen ist“.
Angst vor Sparmaßnahmen
In der Belegschaft wächst die Sorge, dass die Ausgliederung des am Georgschacht ansässigen Versands erst der Anfang weitergehender Sparmaßnahmen sein könnte. Nicht ohne Grund: Schon zu Jahresbeginn hatte die Unternehmensleitung gegenüber Arbeitnehmervertretern angedeutet, die Zahl der Beschäftigten mittelfristig auf unter 300 senken zu wollen. Das würde den Abbau von rund 50 Stellen bedeuten. In der jüngsten Betriebsversammlung war dies dem Vernehmen nach aber kein Thema.
Die Geschäftsleitung wollte sich gestern zu der Entwicklung nicht äußern. Es handele sich um betriebsinterne Angelegenheiten, die man nicht über die Zeitung kommunizieren möchte, teilte Lühr-Finanzchef Philipp Jansen auf Anfrage mit.
Von Marc Fügmann