Faurecia schließt Standort
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Nur noch 80 von 1100 Stellen sollen bei Faurecia in Schaumburg verbleiben.
© Quelle: rg
Stadthagen. Im Gegenzug will das Unternehmen im Raum Hannover ein neues Zentrum für Forschung, Entwicklung und Zentralverwaltung errichten und in diesem Zuge 50 Millionen Euro investieren.
Stadthagen steht unter Schock – die Kreisstadt verliert ihren größten Arbeitgeber. Mit einem derart weitreichenden Abzug hatte wohl niemand ernsthaft gerechnet.
Wenigstens dürfen die derzeit etwa 1100 Beschäftigten davon ausgehen, dass sie ihren Job nicht verlieren werden, sondern mit nach Hannover wechseln können. Betriebsbedingte Kündigungen sind nach derzeitigem Stand nicht vorgesehen.
Die neue Zentrale soll laut einer Mitteilung des Unternehmens Platz für etwa tausend Köpfe haben. Allerdings sind von der Umstrukturierung auch rund 140 Mitarbeiter aus Peine betroffen. Möglicherweise, so Insider, werde es bis zum Umzugstermin in zwei Jahren noch einen vorgezogenen Stellenabbau durch die Verlagerung kleinerer Abteilungen geben.
Stimmung merklich angespannt
Die Belegschaft war in einer Versammlung am Freitagmittag vom Faurecia-Management über die Pläne informiert worden. Die Stimmung unter den Teilnehmern war merklich angespannt, aber doch insgesamt sachlich. Dazu beigetragen haben mag auch, dass Geschäftsführer Eelko Spoelder auf ausdrückliche Nachfrage von Betriebsratschef Jürgen Bittner versicherte, dass Entlassungen nicht geplant seien.
Die von der Geschäftsführung mündlich ausgesprochene Beschäftigungsgarantie möchte Bittner am Montag vertraglich festhalten: "Da bin ich echt gespannt, ob sie das unterschreiben, aber da nehme ich sie beim Wort." Zu klären sei außerdem die Frage, wie es mit der Bezahlung der Mitarbeiter am neuen Standort weitergehe. Die Peiner Kollegen hätten als Chemiestandort einen Tarifvertrag der IG BCE. "Wir haben hier einen Metalltarifvertrag, der deutlich besser ist als der der Kollegen."
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Noch vor zwei Jahren hatte das Unternehmen angekündigt, den Neubau in Stadthagen errichten zu wollen. Entsprechend groß ist deshalb nun die Enttäuschung im Landkreis Schaumburg.
Landrat Jörg Farr reagierte ausgesprochen sauer: Er halte die Informationspolitik und Hinhaltetaktik bis zum gestrigen Tag für fragwürdig und sei enttäuscht, dass Faurecia in keiner Weise auf die Angebote des Landes in Form von Fördergeldern eingegangen sei. "Die vom Betriebsrat geäußerte Kritik am Vorgehen der Unternehmensführung kann vonseiten des Landkreises nur unterstrichen werden", betonte Farr. Man könne nur hoffen, dass aufgrund der räumlichen Nähe alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten.
Ministerpräsident Weil: Verlagerung schwächt Region
Auch Stadthagens Bürgermeister Oliver Theiß erklärte, dass diese Nachricht die Stadt, aber auch den Landkreis, die Wirtschaftsförderung und die Politik heftig treffe. Zumindest herrsche nun Klarheit nach monatelanger Ungewissheit. Diese Lücke eines so großen Unternehmens ab 2020 zu schließen, werde sicher mühsam.
Auch die Landesregierung hätte sich lieber eine Entscheidung zugunsten Schaumburgs gewünscht: „Aus unserer Sicht wäre es gut gewesen, wenn Faurecia sich für Stadthagen entschieden hätte. So wäre der Region Schaumburg ein wichtiger Arbeitgeber erhalten geblieben“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gegenüber den Schaumburger Nachrichten. „Die Verlagerung nach Hannover schwächt die Region.“
Mögliches Faurecia-Gelände in Hannover
Eine kurze Video-Ansicht des Geländes im hannoverschen Stadtteil Marienwerder, in dem der Autositzhersteller Faurecia nach SN-Informationen die Errichtung eines Standortes erwägt.
Von einem "schweren Schlag für das wirtschaftlich gebeutelte Stadthagen" spricht auch Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Er sei erstaunt, so der Minister im SN-Gespräch, dass Faurecia die in Aussicht gestellte Förderung in Höhe von 3,5 Millionen Euro nicht in Anspruch nehmen wolle. Althusmann und Weil machen beide deutlich, dass das Unternehmen bei einem Neubau in der Region Hannover leer ausgehen werde. col, mf, jemi