Keine Schäden durch Stollen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/4EOMK4O2TVLQX3N7MMKKP3ADIQ.jpg)
Im Bereich der sogenannten Kummerhaufen – wie hier an der Bergkette – ist der Hausbau eingeschränkt.
© Quelle: rg
Stadthagen. Eine derartige Gefahr sieht das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) auch nicht. Allerdings spielen die unterirdischen Gänge und Schächte hin und wieder bei der Bauleitplanung durchaus eine große Rolle.
Dass von den Hohlräumen aus heutiger Sicht keine Gefahr ausgeht, liegt an zwei Faktoren. Zum einen liegen die Stollen teilweise mehr als 100 Meter tief unter der Erdoberfläche. Des Weiteren sind sie von einer sehr stabilen Sandsteinschicht überlagert. Wie der städtische Bauamtsleiter Gerd Hegemann dazu mitteilt, hat es deswegen hier „noch keine Absenkungen des Bodens gegeben“. Dementsprechend seien, anders als in anderen früheren Bergbaugebieten, auch keine Schäden an Gebäuden aufgetreten.
Das LBEG schätzt die Lage auf Anfrage so ein: „Vom ehemaligen Steinkohlebergbau geht kaum eine Gefahr auf die Wohnbebauung in Stadthagen aus. Die abgebauten Kohleflöze hatten nur eine geringe Mächtigkeit und unmittelbare Auswirkungen (Senkungen nach Abbau) sind heute aufgrund des Alters nicht zu erwarten.“
LBEG durch fachliche Stellungnahme beteiligt
Gleichwohl muss die Stadtverwaltung bei der Überlegung, wo Baugebiete eingerichtet werden sollen, den Bergbau-Aspekt im Auge haben. Denn es gibt an einigen Stellen Reste sogenannter Blindschächte, die mehrere übereinanderliegende Gänge miteinander verbunden haben. Wo die Blindschächte liegen, ist durch entsprechendes Kartenmaterial bekannt. In diesen Fällen ist das LBEG durch eine fachliche Stellungnahme beteiligt. Hierbei geht es unter anderem um die Frage, wie stabil oder gut verfüllt der ehemalige Schacht ist. Ein Beispiel dafür hat es nach Darstellung von Hegemann in jüngerer Vergangenheit bei Überlegungen gegeben, im Bereich An der Sandkuhle neue Bauplätze auszuweisen. Das LBEG habe hier aber alle Bedenken zerstreut.
Etwas anders sieht die Lage nach Schilderung von Hegemann an der Bergkette aus. Denn hier seien im Rahmen des sogenannten Notbergbaus von Privatleuten zu Kriegs- und Nachkriegszeiten knapp unter der Erdoberfläche Gänge angelegt worden, um dort Kohle abzubauen. Sichtbare Relikte sind die sogenannten Kummerhaufen, durch den Abraum entstandene kleine Hügel. In einigen wenigen Fällen, "wo es uns nicht ganz geheuer erschien", habe man an der Bergkette schon von der Ermöglichung von Bebauung abgesehen. ssr
Bergbau: 60 Jahre Blütezeit
Seine ersten Ursprünge hatte der Bergbau in Stadthagen schon Anfang des 16. Jahrhunderts, wenn auch lange Zeit eher in rudimentärer Form. Mit dem Bau und der Abteufung des Georgschachtes, der 1902 von Fürst Georg zu Schaumburg-Lippe eingeweiht wurde, begann schließlich die 60-jährige Blütezeit des hiesigen Bergbaus. Die mit damals modernster Technik betriebene Anlage umfasste den Förderturm, das Maschinenhaus mit Dampffördermaschine, die Kohlewäsche, das Elektrizitätswerk, das Zechenhaus mit Büros und Waschkaue, ferner den Wasserturm und verschiedene Werkstätten. 1925 wurde mit der Teufung eines zweiten Schachtes eine Tiefe von 353 Metern unter Tage erreicht. Zeitweise etwa 2600 Kumpel fanden auf dem Georgschacht Arbeit, außerdem 64 Beamte und Angestellte. Hoffnungen auf eine Ausdehnung des Abbaureviers auf Beckedorf, Auhagen, Düdinghausen und Blyinghausen in den fünfziger Jahren erfüllten sich nicht, und so beschloss 1960 die Preussag die Stilllegung der Schachtanlagen, weil der Abbau nicht mehr wirtschaftlich war. Seitdem ist der Georgschacht eine Industrieruine. Der Kohlebunker der ehemaligen Kokerei wurde 2007 abgerissen. r
SN