Spenden-Aktionen

Erdbeben in der Türkei und Syrien: So helfen Schaumburger den Opfern

07.02.2023, Syrien, Aleppo: Rettungsteams durchsuchen die Trümmer eingestürzter Gebäude. Die Zahl der Toten im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze steigt - und nach wie vor werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Foto: Omar Sanadiki/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

07.02.2023, Syrien, Aleppo: Rettungsteams durchsuchen die Trümmer eingestürzter Gebäude. Die Zahl der Toten im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze steigt - und nach wie vor werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Foto: Omar Sanadiki/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Stadthagen. Millionen türkischstämmiger Menschen leben in Deutschland, unter anderem auch viele im Landkreis. Nicht zuletzt in Stadthagen ist diese Bevölkerungsgruppe groß – und mit ihr die persönliche Betroffenheit ob des Erdbebens.

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Mehmet Yabas legt das Telefon seit Montag nur selten aus der Hand. Die Eltern des Vorsitzenden der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Stadthagen (Ditib) leben in Kayseri, 300 Kilometer vom Ort des schrecklichen Geschehens entfernt. Jetzt wohnen sie vorübergehend in einem kleinen Haus in einem nahen Dorf.

Das Haus schwankt, die Lampen wackeln

In ihrer Wohnung im Hochhaus in der knapp 1,5-Millionen-Stadt haben die beiden die Ausläufer des Bebens zu spüren bekommen: „Das Haus schwankt, die Lampen, das wackelt dann alles“, beschreibt Yabas, dessen Vater 1972 als Gastarbeiter in Probsthagen ankam und der seine Rente nun wieder in der Türkei verbringt.

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Im Haus unter den Tisch, aus dem Hochhaus raus und nicht den Fahrstuhl nehmen – so lernten es türkische Kinder in der Schule. Viele, die wohnen wie Yabas‘ Eltern, trauten sich nun erst einmal nicht zurück in ihre Wohnungen, wichen mitunter auf Zelte aus. Mit seinen Eltern und Geschwistern spricht der Stadthäger Yabas viel in WhatsApp-Videoanrufen.

Die anderen Anrufe, die er annimmt, seien Hilfsangebote. Die kommen aus größerem Radius, denn seit einem Jahr ist Yabas auch Vorsitzender des Ditib-Landesverbandes Niedersachsen und Bremen. Zum Beispiel Tiefbauer und Leute mit Baggerführerschein böten Hilfe an und würden auch gebraucht, ebenso wie solche, die Erfahrungen etwa vom Technischen Hilfswerk mitbrächten.

„Über das Risiko muss natürlich jeder für sich persönlich entscheiden“, sagt Yabas – Nachbeben könnten nicht ausgeschlossen werden. Für Hilfsangebote alle Art ist Yabas erreichbar unter Telefon (01 72) 1 75 57 43 und per E-Mail anyabas.hm@hotmail.com.

Rezan Jendo ist vor sieben Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Sein Vater und weitere Verwandte leben noch immer in Afrin, das ebenfalls von dem Erdbeben erschüttert wurde und wo viele Gebäude einstürzten. Er habe mit seinem Vater sprechen können, dem sei nichts passiert.

Weitere Last für Kriegsopfer in Syrien

Aktuell könne er ihn jedoch nicht erreichen, weil immer wieder der Strom ausfalle und es kein Internet gebe. Für die Menschen, die von den Auswirkungen des Krieges in Syrien seit 2011 bereits schwer getroffen sind, ist das Erdbeben eine weitere harte Belastung.

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„Die Menschen sind vor dem Krieg weggelaufen zum Sterben“, würden die Menschen in Syrien Jendo zufolge zu dieser Tragödie sagen. Der 30-Jährige, der als sozialer Kümmerer bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Begegnungsbüro Stadthagen arbeitet, findet selbst kaum Worte und wiederholt immer wieder: „Es ist eine schlimme Sache.“

Er hoffe, dass sich viele Menschen wie seine Kollegen von der Schaumburger Awo bereit erklären, für die Menschen in den betroffenen Gebieten zu spenden.

Angehörige haben alles verloren

„Die Gebäude sind alle kaputt, die Menschen haben ihr Zuhause verloren“, sagt Mehmet Kurt. Der Jurist stammt gebürtig aus Osmaniye, lebt seit der Flucht aus der Türkei – wegen staatlicher Repressalien und Verfolgung – vor zwei Jahren mit Frau Banu und Kindern in Stadthagen. Seine Angehörigen hätten das verheerende Beben zwar überlebt, jedoch alles verloren.

Erkan Koc bangt unter anderem um seine Großeltern, die nach dem Beben nun in ihren Autos leben müssten. Koc ist bei der Initiative Forum Dialog, die Geflüchtete auch in Schaumburg unterstützt, Ansprechpartner für die Hizmet (auch Gülen)-Bewegung. Ein Problem, mit dem die bundesweit agierende Dialoginitiative nach der Katastrophe zu kämpfen habe, seien die Menschen, die derzeit in der Türkei inhaftiert sind. Die Regierung erlaube keinen Kontakt zu ihnen.

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Hilfsorganisationen nehmen Geld aus Angst nicht an

Viele wüssten daher überhaupt nicht, wie es um ihre Angehörigen im Erdbebengebiet stehe. Die Initiative habe auch Geld gesammelt. Die Hilfsorganisationen vor Ort würden das Geld aber nicht annehmen wollen – zu groß sei die Angst vor der Regierung aufgrund der Verbindung zu Hizmet.

Auch im restlichen Schaumburg und darüber hinaus schauen derweil die Menschen, wie sie im Großen und im Kleinen helfen können. Ramazan Özkeles aus Bückeburg etwa ist Inhaber des dortigen Dönerhauses und hat Verwandte und Bekannte in der Region. Sie seien mit dem Schrecken davongekommen, berichteten aber von Schäden bei Nachbarn, Freunden und Bekannten. Um zu helfen, spendet das Dönerhaus sämtliche Einnahmen und die Löhne der sechs Mitarbeiter vom Dienstag und Mittwoch.

Erste Spenden auf dem Weg

Hamiyet Demir aus Stadthagen hat privat zu Sachspenden aufgerufen. Sie hat Familie, Freunde und Nachbarn mobilisiert, um Kleidung, Decken und Lebensmittel für die Erdbebenopfer zu sammeln. „Ich danke allen, die sich so großzügig beteiligt haben“, so die Stadthägerin. Die Spenden seien bereits auf dem Weg in die betroffenen Gebiete.

„Viele Städte und Orte können immer noch nicht erreicht werden“, sagt die ehrenamtliche Interhelp-Krankenschwester und Berufsbetreuerin Nevin Savas. Die hiesige Hilfsorganisation ist um Hilfe gebeten worden. „Es gibt sehr viele Opfer“, sagt Vorsitzender Ulrich Behmann.

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Viele Erdbeben-Opfer werden sterben, wenn wir jetzt nicht alle an einem Strang ziehen.

Nevin Savas, Interhelp-Krankenschwester

Die Not sei unvorstellbar groß, fügt Vorstandsmitglied Alexander zu Schaumburg-Lippe hinzu. Die Ehrenamtlichen rufen zu Spenden auf. Vor allem Geld werde benötigt – damit könnten in der Türkei die Medikamente und Hygieneartikel eingekauft werden, die dringend benötigt werden. „Viele Erdbeben-Opfer werden sterben, wenn wir jetzt nicht alle an einem Strang ziehen“, sagt Interhelp-Krankenschwester Nevin Savas.“

Interhelp-Spendenkonten: IBAN: DE32 2545 0110 0000 0332 33 – BIC: NOLADE21SWB (Sparkasse Hameln-Weserbergland); IBAN: DE49 2546 2160 0700 7000 00 – BIC: GENODEF1HMP (Volksbank Hameln-Stadthagen). jcp, tbh, col, cr, cs

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