Wo ist Simba?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KW2F46ZHNCO7CMSJJUFV6D2K5I.jpg)
Didem Cetin vermisst ihren Kater, den sie während des Urlaubs in eine Katzenpension gegeben hat.
© Quelle: rg
Stadthagen. Rund drei Woche ist es her, da freute sich Didem Cetin auf ein Wiedersehen mit Simba. Der getigerte Kater hatte zwei Wochen in der Rintelner Katzenpension „VergissMeinNicht“ verbracht, während die 23-Jährige mit den Eltern und ihrem Bruder für den Sommerurlaub in der Türkei weilte. Dann der Schock: Simba, hieß es in der Pension, ist leider weg.
Eine Hamelner Familie hatte das Tier irrtümlich mitgenommen. Zu Hause öffneten sie die Katzenbox. Simba, nur an die Wohnung gewöhnt, nahm sofort Reißaus vor all den fremden Leuten. Seitdem ist der knapp vier Jahre alte Kater im Ortsteil Klein Berkel der Rattenfängerstadt verschollen.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5PUFYBO3FAFQFCQ76ZPDZ3UC5E.jpg)
So sieht Simba aus.
Über Facebook sucht Cetin seitdem das Tier, das sie großgezogen hat. Durch den Post lernte sie auch eine Frau kennen, die ihr sagte, ihr selbst habe man in der Rintelner Pension bei Rückgabe die Katzenbox in die Hand gedrückt, ohne dass sie den Inhalt habe überprüfen können. Ähnlich, vermutet Cetin, ist es auch bei ihrem Stubentiger gewesen. Auf diese Weise habe die Hamelner Familie ihren Irrtum erst zu spät bemerkt.
Dieser Darstellung widerspricht allerdings Achim Rößler, der „VergissMeinNicht“ mit Frau und Tochter führt. Die Hamelner, sagt er, hätten die Katze durchaus gesehen, bevor sie sie in die Box gepackt haben. Ihr Tier sei aber ebenso wie Kater Simba grau-getigert – daher wohl die Verwechslung. „Ich habe mich mehrfach entschuldigt“, sagt Rößler. „Aber mehr als entschuldigen kann ich mich nicht.“ Selbstredend frage er sich jetzt, ob er genauer hätte hinschauen und auf besondere Merkmale der so ähnlichen Tiere hätte achten müssen. In knapp 15 Jahren Pensionsgeschichte sei so etwas zum ersten Mal passiert.
Vom Hamelner Tierheim an der Klütstraße hat Rößler eine Katzenfalle geliehen und auf dem Grundstück in Klein Berkel aufgestellt. Inzwischen sei er aber davon ab. Das Futter in der Falle sei nie angerührt gewesen. „Ich denke, die kommt nicht zurück“, sagt Rößler. Als Entschädigung habe er Cetin eine neue Katze angeboten, nach eigenen Angaben durchaus im Wissen, den emotionalen Verlust damit nicht wettmachen zu können.
"Die Ungewissheit ist das Schlimmste"
„So eine schreckliche Geschichte“, sagt Claudia Gebhardt. Die Leiterin des Hamelner Tierheims steht mit Cetin in Kontakt, sollte die Katze auftauchen. „Die Ungewissheit ist das Schlimmste“, sagt sie. „Da ist es besser, man findet das Tier tot.“
Die Chancen, dass Simba wieder auftaucht, sieht Gebhardt bei 50/50. „Natürlich ist er durcheinander, er kennt nur das Haus und steht plötzlich in einer völlig anderen Gegend.“ Manchmal trieben Hunger und Durst Katzen auf die Terrasse von Fremden. „Die Leute melden sich aber unter Umständen erst nach Monaten bei uns“, sagt Gebhardt.
Didem Cetin durchlebt derweil tränenreiche Tage. „Zuerst dachte ich, es wäre ein schlechter Witz“, sagt die Stadthägerin. „In Hameln habe ich nur geheult.“ Außerdem habe sie sich Vorwürfe gemacht, Simba aus den Händen gegeben zu haben. Allerdings sei er nicht zum ersten Mal in der Pension untergekommen, und bisher sei nie etwas gewesen. Geht sie jetzt durchs Haus, stellt Cetin fest: „Etwas fehlt.“ Die 6,50 Euro pro Tag für die Unterbringung hat sie nicht gezahlt.
Jan-Christoph Prüfer
SN