Uwe Graells stirbt im Alter von 56 Jahren
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Uwe Graells
© Quelle: pr
Landkreis/Göttingen. Aufgeben kam für ihn nie infrage. Selbst gegen einen so mächtigen Gegner wie den Krebs hat Uwe Graells tapfer gekämpft. Hat lange alles gegeben, um ihn zu besiegen. Und am Ende doch verloren. Die Schaumburger Nachrichten trauern um ihren ehemaligen Chefredakteur und Geschäftsführer.
Als freier Mitarbeiter des Göttinger Tageblatt hat Uwe Graells einst begonnen – dort, wo er es 2013, nach seiner Schaumburger Zeit, an die Spitze gebracht hat. Auf den ersten Blick hat sich hier ein Kreis geschlossen. Aber das ist falsch. Dieses Leben ist einfach viel zu früh, nach nur 56 Jahren, zu Ende gegangen. Zwei Jahre lang hat sich Uwe Graells, unterstützt und getragen von seiner wunderbaren Familie, gegen die heimtückische Krankheit gestemmt.
Die Aufzählung seiner beruflichen Stationen beschreibt nicht annähernd die eindrucksvolle Biografie dieses außergewöhnlichen Menschen.
1996 Wechsel nach Schaumburg
Nach dem Studium der Publizistik, Politikwissenschaft und Sportwissenschaft in Göttingen, das er später mit einer Dissertation krönte, volontierte er in seiner Heimatstadt Hildesheim. 1996 wechselte er zu den Schaumburger Nachrichten, zunächst als Redakteur in Bad Nenndorf. Im Jahr 2000 wurde er zum Chefredakteur berufen, ab 2008 übte er parallel dazu das Amt des Geschäftsführers aus.
In einer scheinbar immer komplexeren Welt schien der Kosmos von Uwe Graells überraschend klar sortiert. Im Kern reduzierte sich für ihn nahezu alles im Umgang mit Menschen auf wenige fundamentale Werte: Vertrauen, Loyalität und Fürsorge. Wen er neu ins Team holte, der durfte mit einem überwältigenden Vertrauensvorschuss rechnen.
Wer mit ihm Geschäfte machte, konnte seinen Handschlag als Ersatz für einen umfangreich formulierten Vertrag nehmen. Wer dem Team gegenüber Loyalität zeigte, durfte sich der seinen jederzeit sicher sein. Und wer auch immer aus der Crew der Fürsorge bedurfte, bekam diese vorbehalt- und bedingungslos. Uwe Graells war nicht nur Journalist und Medienmanager durch und durch, sondern als leidenschaftlicher Sportler auch ein Teamspieler im allerbesten Sinn.
In den 13 Jahren, in denen er Verantwortung trug für den Kurs der SN, hat er im Verbund mit der Madsack Mediengruppe viel Kraft darauf verwendet, die Zeitung zukunftsfit zu machen. Dabei hat er den Medienwandel nie als Krise begriffen, sondern darin eine Chance gesehen, journalistischen Inhalten noch mehr Reichweite zu verschaffen. Früh hat er sich mit digitalen Inhalten auseinandergesetzt, und doch fest auch an die gedruckte Tageszeitung geglaubt, die er als gesellschaftliche Klammer und wesentlichen Teil eines funktionierenden Gemeinwesens verstand.
Neue Geschäftsfelder erschlossen
Und ebenfalls frühzeitig erkannte er, dass regionales Wachstum ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg und Fortbestand von Medienunternehmen ist. So haben die Schaumburger Nachrichten unter seiner Führung begonnen, neue Geschäftsfelder zu erschließen – lange vor anderen Verlagshäusern. Viele bis heute erfolgreiche Veranstaltungsformate hat er mit aus der Taufe gehoben und geprägt: von Funky Castle bis zur Schaumburger Regionalschau. Der Umzug in moderne Räume an der Vornhäger Straße war 2013 sein letztes großes Projekt als SN-Chef.
Uwe Graells wusste auch, dass sich die Macher einer Zeitung mit der Region, in der sie erscheint, und den dort lebenden Menschen identifizieren müssen. Dass es wichtig ist, nicht nur ganz nah dran, sondern Teil des Ganzen zu sein. Und so war es für ihn selbstverständlich, beim Schützenfest auszumarschieren oder beim Schaffermahl die Festrede zu halten. Wenn er als gefragter Moderator in die Bütt stieg, dann weil er wusste, dass eine Lokalzeitung auch auf diese Weise Flagge zeigen muss.
Teammanager der Wasserball-Nationalmannschaft
Seine große Leidenschaft galt bekanntermaßen dem Sport. Schon als Jugendlicher feierte er beim Wasserball Erfolge, später avancierte er in dieser Disziplin sogar kurzzeitig zum Teammanager der Herren-Nationalmannschaft. Fußballerisch reichte es nicht ganz bis an die Spitze, der Leidenschaft tat das keinen Abbruch. Eisern hielt er Eintracht Braunschweig als Fan die Treue – selbst wenn die lautstarken Anhänger der Roten um ihn herum noch so sehr spotteten.
Für ein Spiel seines zweiten Lieblingsclubs, des FC Barcelona, flog er schon mal nach Katalonien, wo er familiäre Wurzeln hatte. Im Trikot des FC Schaumburg kickte er mit lokalen Größen. Natürlich war das für ihn Netzwerken auf dem Platz. Das karitative Engagement dieser Hobbymannschaft war ihm aber ein nicht minder wichtiges Anliegen.
Dauerhafte Freundschaften
Ob beim Fußball, in seiner Zypern-Runde oder im Rottlokal – nicht wenige der hier entstandenen Freundschaften überdauerten seinen Wechsel nach Göttingen.
Und so trauern nicht allein die ehemaligen Kollegen der SN um Uwe Graells, sondern zahlreiche Weggefährten aus Schaumburger Tagen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Von Christoph Oppermann und Marc Fügmann
SN