Wie eine zweite Familie
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© Quelle: tbh
Von Tina Bonfert
Die Kiba ist ein Bereich des Jugendamtes und für die Verwaltung der Tagespflegeangebote sowie des Betreuungspersonals zuständig. Tagesmütter arbeiten auf selbstständiger Basis, daher können sie auch die Kosten für die Tagesbetreuung selbst bestimmen. Diese liegen Baumgarten zufolge im Landkreis aber nicht über fünf Euro pro Stunde. Außerdem haben Eltern die Möglichkeit, Zuschüsse zu beantragen, die je nach Einkommen bei bis zu 3,50 Euro pro Stunde und Kind liegen können.
Zurzeit, so die Zahlen der Kiba, sind knapp 160 Menschen in Schaumburg als Tagespfleger tätig, die Kleinkinder bis zu drei Jahren vom Frühstück bis in die Abendstunden umsorgen. Die Tagesmütter und die Betreuer in den sogenannten Großtagespflegestellen springen flexibel in der Zeit ein, in der die Eltern ihrer Arbeit nachgehen.
„Im Alltag habe ich schon den Eindruck gewonnen, dass wir den meisten Eltern, die sich an die Kiba wenden, helfen konnten“, erklärt Baumgarten. Dennoch gäbe es Zeitphasen, wo es schon mal „kniffelig“ werde. Die späten Abendstunden oder Sonnabende seien für Eltern mit Berufen, in denen zum Beispiel in Schichten gearbeitet wird, oftmals problematisch.
Am 1. August dieses Jahres tritt eine neue Regelung in Kraft, der zufolge Eltern von Kindern unter drei Jahren, unabhängig davon, ob sie berufstätig sind, einen Anspruch auf einen Krippenplatz geltend machen können. Baumgarten geht davon aus, dass dort, wo Angebote geschaffen werden, auch die Nachfrage steigt und das auch zu einer Weiterentwicklung des Betreuungsangebotes führen wird.
Wie wird man Tagesmutter?
Grundsätzlich kann sich jeder, der Interesse und Freude am Umgang mit Kindern hat, als Tagesmutter bewerben. Die Voraussetzungen sind jedoch klar geregelt. Um eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt zu bekommen, ist ein Qualifizierungslehrgang von 160 Unterrichtsstunden Pflicht. Der Lehrgang bei der Kinderbetreuungsagentur (Kiba) des Landkreises Schaumburg in Stadthagen umfasst zusätzlich 20 Stunden zum Thema Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung.
In diesem Jahr nehmen 18 Frauen und ein Mann an der Schulung teil. Männer, die Betreuer werden wollen, sind zwar selten, jedoch sind nach Angaben von Antje Baumgarten von der Kiba auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder "Tagesväter" ausgebildet worden. Jeweils freitags und sonnabends wird der Kurs abgehalten. Unter anderem leitet Birgit Schaper-Gerdes vom Kinderschutzbund Schaumburg die Schulung, in der die Grundlagen der Entwicklungspsychologie von Kindern, Sicherheitsmaßnahmen, aber auch die Bereiche gesunde Ernährung, Kommunikation mit den Kindeseltern und rechtliche Sachverhalte vermittelt werden. Bevor die Teilnehmer das Zertifikat für Tagesmütter vom Bundesverband für Kindertagespflege bekommen, müssen sie eine mündliche und eine schriftliche Prüfung ablegen.
Außerdem wird bei einem Hausbesuch geschaut, ob die Räume den Standards für Tagespflege entsprechen, also hell, sicher, sauber und kindgerecht sind, wie Baumgarten erklärt. Davon hängt auch ab, wie viele Kinder eine Tagesmutter betreuen darf. Wer sich bewerben möchte, muss einen Fragebogen zur Person ausfüllen sowie ein polizeiliches Führungszeugnis und ein ärztliches Attest einreichen. Weitere Informationen gibt es bei der Kiba unter der Telefonnummer (0 57 21) 8 90 82 57 und per E-Mail unter jugendamt.kiba.51@landkreis-schaumburg.de.
Krabbelnd in die Selbstständigkeit
Haufenweise Spielsachen, bequeme Sitzmöbel und jede Menge Platz zum Toben. Für Michelle (2), Lars (2), Jonathan (2), Jonas (2) und Nesthäkchen Michel (1), die zurzeit im „Windelfang“ betreut werden, ist es das reinste Spielparadies. Seit Anfang Januar kümmern sich Maria Suhr (26) und Helga Erenler (53) in einem frisch renovierten Haus in Stadthagen-Reinsen um das Wohl ihrer Rasselbande. Davor war der „Windelfang“ drei Jahre lang in Bad Nenndorf ansässig.
Um die Selbstständigkeit der Jungen und Mädchen zu fördern, sind alle Räume von der Küche bis zum Badezimmer kindgerecht ausgestattet. Für Erwachsene ist das eher eine merkwürdige Umgebung, aber die stehen in solchen Tagesbetreuungseinrichtungen auch nicht im Mittelpunkt. Waschbecken und Toilette befinden sich knapp über dem Boden. Sofa, Bänke und andere Sitzgelegenheiten sind ideal dafür geeignet, um auch krabbelnd erklommen werden zu können. „Man merkt, dass die Kinder viel früher selbstständig werden“, sagt Erenler, die Erzieherin gelernt hat, und selbst Mutter von vier Kindern ist. Gerade als Mutter falle es ihr manchmal schon schwer, sich zurückzuhalten und nicht sofort zu helfen, wenn ein Kind mal Schwierigkeiten beim Essen oder Umziehen hat, verrät sie. „Schließlich soll es so sein, dass die Kinder von uns angeleitet werden, statt ihnen alles abzunehmen“, erklärt die gelernte Erzieherin.
Auch wenn die meisten Kinder noch Windeln tragen, ist die Toilette zum Beispiel entsprechend niedrig, sodass keine Gefahr besteht, dass sie herunterfallen. Den Wickeltisch kann der Nachwuchs über eine Treppe ebenfalls selbst besteigen. Zwang ist keine Erziehungsmethode im „Windelfang“. „Wenn einer beispielsweise nicht essen möchte, muss er das auch nicht, aber die Kinder wissen dann auch, dass es nichts anderes gibt und sie nicht Süßigkeiten bekommen, nur weil ihnen das Gemüse nicht schmeckt“, erläutert Suhr, die im Alter von 19 Jahren mit der Arbeit in der Kinderbetreuung begann.
Extra auf die Körperhöhe der Kinder angebrachte Arbeitsplatten in der Küche bieten Gelegenheit für gemeinsames Kochen. Freitags ist zum Beispiel der Tag für besondere Mittagsgerichte. Dann können die Kinder bei der Zubereitung von Pizza, Quarkpfannkuchen und Milchreis fleißig mithelfen. „Hier kommt aber nichts aus der Tüte oder Dose“, betont Suhr.
Der Tagesablauf wird von einem festen Programm bestimmt. Zwischen 7 und 9 Uhr werden die Kinder von ihren Eltern in den „Windelfang“ gebracht, wo der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt. Im Anschluss gibt es den sogenannten Spielkreis, wo Gitarre gespielt, Lieder gesungen und gemeinsam musiziert wird. Bevor sich alle gegen 12 Uhr um den Mittagstisch versammeln, können sich die Kinder beim Rutschen, Türmchenbauen und Gruppenkuscheln bei Vorlesegeschichten vergnügen.
Um die Zubereitung von Möhrenbrei, Suppe und Gemüsestreifen kümmern sich Suhr und Erenler selbst. „Bei den Lebensmitteln achten wir darauf, dass es frische Ware ist und wenn möglich sogar Bioprodukte sind“, sagt Suhr. Daher stehen vor allem viel Obst und Gemüse sowie Fleisch aus der Landfleischerei von Suhrs Ehemann Gerhard Suhr auf dem Speiseplan. Pommes und Süßigkeiten sind tabu.
Wenn alle satt sind, geht es für die ganze Bande ins Bett zum Mittagsschlaf. Gut erholt dürfen die Kinder dann am Nachmittag wieder die Spielstätte stürmen. Im Sommer steht ihnen auch ein großer Garten mit Planschbecken und Spielgeräten zur Verfügung. Regelmäßige Ausflüge in den Zoo nach Hannover sowie zum gemeinsamen Spielen mit den Kindern aus anderen Tagespflegeeinrichtungen gehören nach Angaben von Suhr ebenfalls zum Programm.
„Zurzeit haben wir fünf Schützlinge, ideal wären sieben bis acht Kinder, insgesamt dürfen wir bis zu zehn Kinder aufnehmen“, erklärt Suhr. Besonderen Wert legen die Tagesmütter darauf, dass ihre Schützlinge regelmäßig, mindestens drei Tage in der Woche und fünf Stunden pro Tag kommen. Deswegen werden in der Einrichtung von Suhr und Erenler auch keine Betreuungsplätze geteilt. Die Kontinuität soll den Kindern eine gewisse Gewöhnung an die Spielkameraden, aber auch die Routinen im Alltag der Betreuungseinrichtung ermöglichen. Die Plätze können auch von der Kinderbetreuungsagentur (KIBA) des Landkreises Schaumburg, mit der die Einrichtung kooperiert, gefördert werden. „Wir würden uns jedoch wünschen, dass die KIBA uns auch mehr vermittelt“, merkt Suhr an. Auch Anmeldungen für 2014 werden schon entgegengenommen.
Sauberkeit gehört dazu
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Der beste Freund des einjährigen Michel (Bild) ist sein Stoffhase. Die beiden sind unzertrennlich. Das Plüschtier ist sein ständiger Begleiter. Er ist beim Spielen dabei und wacht natürlich auch beim Mittagsschlaf über Michel.
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Sauberkeit muss sein und ist bei der zweijährigen Michelle und Jonas (Bild) sowie ihren Freunden vom "Windelfang" auch selbstverständlich. Mit Begeisterung stürmen die Kinder nach dem Essen das Badezimmer. Hygiene ist dabei wohl eher ein willkommener Nebeneffekt als eine lästige Pflicht.
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Wie in jedem Haushalt gehört das Putzen der Küche auch bei den Jüngsten schon dazu. Michelle (Bild) übernimmt den Putzdienst in der Kinderküche gerne. Den Schwamm über das Spülbecken geschwungen und schon kann wieder gekocht werden.
Adressen
Tagespflegepersonen und Großtagespflegeeinrichtungen im Landkreis:
- Stadthagen: "Kinderwohnung", Seilerstraße 58, Telefon (0 57 21) 89 86 00.
"Kinderwohnung", Mirabilisweg 2, Telefon: (05721) 99 83 681.
"Windelfang", An der Bergkette 65, Telefon: 0151-17827327. - Niedernwöhren: "Mini und Maxi", Im Flakenholz 7, Telefon: (0 57 21) 8 90 98 40 und 01 77-4 56 17 52.
- Lindhorst: "Alte Schule Ottensen", Mühlenstraße 2, Telefon: (0 57 25) 9 87 95 17.
- Hagenburg: "Großtagespflege Hagenburg", Steinhudermeerstraße 3, Telefon: 01 72-5 47 82 46 und 01 74-2 66 33 66.
- Bad Nenndorf: "Zoozwerge", Stadthagener Straße 4, Telefon: (0 57 23) 9 80 28 61 und 01 77-2 95 73 48.
- Lauenau: Großtagespflegestelle Lauenau, Deisterstraße 31, Telefon: 01 62-2 49 18 90 und 0163-14 76 195.
- Auetal: Kinderbetreuung Auetal, Lindenweg 18, Telefon: (0 57 53) 92 72 50 und 01 51-18 14 12 44.
- Beckedorf: "Minikäfer", Glück-Auf-Straße 11, Telefon: (05725) 91 43 61 und 0171-26 31 104.
- Bückeburg: "Waldzwerge", Am Walde 12, Telefon: (0 57 22) 2 17 97 und 01 72-4 13 34 85.
"SOS 24", Neue Straße 10, (0 57 22) 89 34 02 und 01 74-6 05 33 55. - Obernkirchen: "Kinderwerkstatt", Auf der Papenburg 9, Telefon: (0 57 24) 9 57 91 79.
- Rinteln: "Zwergnasen", Marktplatz 5, Telefon: 01 76-50 53 51 25 und 01 74-1 82 62 82.
Adressen und Kontaktdaten privat arbeitender Tagesmütter vermittelt die Kinderbetreuungsagentur (Kiba) des Landkreises Schaumburg unter Telefon: (0 57 21) 8 90 82 57 und per E-Mail an jugendamt.kiba.51@landkreis-schaumburg.de.
SN