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Wenn der Stadthäger Krammarkt zwei Gesichter hat

Liebe Leserinnen und Leser,

der kunterbunte Krammarkt in Stadthagen hat in diesem Jahr leider nicht nur für positive Schlagzeilen gesorgt. Mehrere Gruppen Jugendlicher begingen auf dem Festplatz gleich mehrere Straftaten. So wurde eine 16-Jährige sexuell belästigt. Als ihr Freund sie vor den Tätern schützen wollte, wurde er am Boden liegend verprügelt und später noch ausgeraubt. Die Tatverdächtigen sind 15 und 16 Jahre alt und kommen aus Stadthagen.

Dann gab es da noch eine sich anbahnende Schlägerei mehrerer Personen - ebenfalls Jugendliche und Heranwachsende. Als die Polizei dazwischen ging und die Personalien eines 22-Jährigen aufnehmen wollte, kam dessen Bruder angerannt und trat einem Beamten in den Bauch, um den Stadthäger zu befreien. Den 16-Jährigen erwartet ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, tätlichen Angriffs und Gefangenenbefreiung.

Für weitere Schlagzeilen sorgte ein Steinwurf auf einen Streifenwagen. Die Polizei war zum Festplatz gerufen worden, weil sich an die 30 jungen Männer weigerten, nach Messeschluss Fahrgeschäfte zu verlassen. Als die Beamten eintrafen und die Gruppe auflösen wollten, bewarf ein 17-Jähriger den Wagen mit einem Stein. Er muss sich wegen Landfriedensbruchs verantworten.

Fast schon harmlos kommt da der kuriose Vorfall in einem Grill-Pavillon daher. Dort stiegen Unbekannte nachts ein und bereiteten sich die dort gelagerten Bratwürstchen zu. Im Anschluss verspritzten sie allerdings Ketchup und Co. in der Bude und ließen den Feuerlöscher mitgehen. Für den Betreiber sicherlich sehr ärgerlich, ein wenig schmunzeln mussten wir in der Redaktion allerdings schon. Die Vorstellung, dass die Täter sich nachts den Grill anmachen und auch die Würstchen direkt vor Ort in aller Ruhe verzehren, ist schon ulkig.

Doch die davor erwähnten Übergriffe sind alles andere als zum Schmunzeln. Dass Gruppen junger Männer zu einer Gefahr für Krammarkt-Besucher werden und solch eine kriminelle Energie an den Tag legen, bereitet Sorgen. Apropos Tag: Die Polizei spricht mittlerweile von zwei Gesichtern der Kirmes. Bis 18 Uhr fröhliche Familien, lachende Kinder und eine friedliche Stimmung. Nach 18 Uhr wendet sich das Blatt. Familien meiden den Krammarkt und immer mehr Gruppen junger Männer bestimmen das Bild auf dem Festplatz. Zugegeben: In meiner Jugend waren abends selbstverständlich auch mehr junge Menschen auf Jahrmärkten unterwegs als tagsüber. Allerdings waren die Cliquen wild gemischt - Ältere, Jüngere, Jungs und Mädchen. Und natürlich gab es früher auch schon Raufereien am Autoscooter. Doch solch organisierte Überfälle und Übergriffe von Gruppen junger Männer sind ein neues Phänomen.

Das stellen auch Polizei und Schausteller fest. Beide sprechen von fehlendem Respekt - auch gegenüber dem Sicherheitsdienst. Da werde provoziert, sich nicht an Aufforderungen gehalten und prompt kommen bis zu 30 Jugendliche und stellen sich hinter den Aggressor. Kein Wunder, dass die Beamten bei den Vorfällen auf dem Festplatz immer mit mehreren Streifenwagen anrücken - unter anderem mit Unterstützung aus Bückeburg, Bad Nenndorf und sogar Stolzenau. Die Behörde analysiert nun noch mal in Ruhe die Geschehnisse und stellt sich nach eigenen Angaben für den kommenden Krammarkt möglicherweise anders auf. Ehrlich gesteht ein Sprecher, dass Einsätze diesen Ausmaßes so nicht zu erwarten gewesen seien.

Zumindest seit der Raub-Serie sollte man in Stadthagen aber um kriminelle Gruppen junger Männer, die besonders in der Innenstadt ihr Unwesen treiben und für Verunsicherung in der Bevölkerung sorgen, wissen. Spätestens jetzt sollten sich die Verantwortlichen von Stadt, Polizei und Jugendpflege noch einmal zusammensetzen.

Und was die Schausteller betrifft: Für sie sind solche Vorfälle besonders bitter. Nach den Corona-Ausfällen, einem dadurch veränderten Ausgeh-Verhalten sowie steigenden Preisen aufgrund der Inflation haben sie es eh schon schwer. Wenn nun wegen solcher Jugendgruppen Besucher wegbleiben, trifft sie das noch härter. Und dabei soll so ein Messebesuch einem doch eine schöne, fröhliche und ausgelassene Zeit bescheren.


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