Aus für Musikmagazin „Spex“: Letzter Blick in den Pop

Fast 40 Jahre lang war „Spex“ die Stimme für das Besondere.

Fast 40 Jahre lang war „Spex“ die Stimme für das Besondere.

Berlin. . Als Musikfan las man Anfang der Achtzigerjahre entweder die "Spex" oder den "Musikexpress/Sounds". Ein wenig flößte einem die "Spex", das etwas andere Popblatt aus Köln, durchaus Angst ein. Zum Jahresende wird es nun eingestellt – so verkündete es der Chefredakteur Daniel Gerhardt am Montag im Editorial des 383. und vorletzten Hefts.

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„Spex“ ging intellektueller an die Bauchsache Rockmusik heran als die Konkurrenz. Es pflegte auch einen eigenen „Spex“-Sprech, den die einen liebten, die anderen hassten, und dessen Lektüre in jedem Fall Muße erforderte. Seit 1980 wurde vom Rhein aus mit akademischer Tiefenschärfe in die Bandhistorien und Subkulturen geblickt, wurde die Populärmusik ernster genommen als anderswo. Edelfedern wie Diedrich Diedrichsen oder Dietmar Dath schrieben da. Und vermittelten einem das Gefühl: Diese Zeitschrift ist klüger als du.

Das Cover von „Spex“ im September / Oktober 2017.

Das Cover von „Spex“ im September / Oktober 2017.

„Spex“ – die Stimme für das Besondere

„Spex“ hielt wenig bis nichts von Mainstream. Die Redakteure schätzten eher die Bands und Songwriter, die abseits des Kommerzwegs standen. Wer sich etwas traute in der Popmusik, wer poetisch auf Seitenstraßen unterwegs war, und radikal in der Form, der kam ins Blatt. „Spex“ war die Stimme für das Besondere. Sinkende Verkaufs- und Abonnementzahlen sind jetzt der Grund für das Aus.

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Die englische Punkband“ X-Ray Spex“ gab damals die Inspiration für den Namen, ein Herausgeberkollektiv veröffentlichte das Heft in Eigenregie. Ab 2000 übernahm der Piranha-Verlag die Geschäfte, 2007 zog man nach Berlin. Es erschienen zuletzt nur noch sechs Ausgaben pro Jahr (statt vorher elf), die letzten offiziellen Zahlen stammen aus dem Jahr 2015, damals schwankte die Auflage angeblich zwischen 8000 und 18.000 Exemplaren. Die Abschiedsworte des letzten der vielen „Spex“-Chefredakteure, Daniel Gerhardt, zeugen von Resignation: „Vermutlich ist es heute schwieriger, über Pop zu schreiben, als selbst Pop zu machen“, zitiert er den Musiker und Musikjournalisten Jens Friebe.

Kann Streaming ein Grund für das Aus von „Spex“ sein?

Gegen den Kundenschwund habe man „ebenso wenig ein Mittel gefunden wie gegen die zunehmend prekäre Marktlage“, so Gerhardt. Die „Gatekeeper“-Funktion von Popjournalisten, die Bands und Trends entdeckten und sie in Worte fassten, habe sich mit der permanenten Verfügbarkeit von Popkultur aller Art via Streaming erschöpft. Zwei Mal noch bittet Gerhardts Team zum besonderen Blick auf den Pop. Am 27. Dezember endet dann die fast 40-jährige Geschichte von „Spex“ nach 384 Ausgaben.

Von Matthias Halbig / RND

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