Darum geht es in der sechsten Staffel von „Orange is the New Black“
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Dasselbe Outfit seit 2013: Taylor Schilling als Piper Chapman in einer Szene der sechsten Staffel von „Orange Is the New Black".
© Quelle: dpa
Berlin. Ja, sie sitzt immer noch hinter Gittern. Auch nach fünf Staffeln hat Piper Chapman den orangefarbenen Gefängnisanzug noch nicht abgelegt. Die 2013 gestartete Serie „Orange Is the New Black“ steht für den Übergang des Streamingdienstes Netflix vom belächelten Nischenanbieter für die Nerdbespaßung zum dominanten Player in der Fernsehlandschaft, der international Maßstäbe für die Serienproduktion setzt.
Doch wenn am Freitag die sechste Staffel der Frauenknast-Saga startet, stellt sich die Frage: Läuft sich nicht die beste Serie irgendwann aus? Der Zuschauer hat Taylor Schilling in der Hauptrolle mit Vergnügen dabei zugesehen, wie sie sich binnen 65 Folgen von einer fehlgeleiteten Maus zur toughen Prügelbraut entwickelte. Die Testosteronvariante dieses Entwicklungsdramas – „Breaking Bad“ – ist auch deshalb in so guter Erinnerung, weil die Produzenten den Stoff nicht bis ins Drogendelirium ausreizten, sondern nach der fünften Staffel ein starkes Finale setzten.
Bei „Orange Is the New Black“ versuchte man in der fünften Staffel, mit einer geänderten Zeitdramaturgie für frischen Wind zu sorgen: Statt wie zuvor zwischen Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart zu springen, spielte sich die gesamte Staffel innerhalb der kurzen Zeit eines gewaltsamen Aufstands der Gefangenen ab. Die Kritiken fielen aber eher mau aus. Es stellte sich der Verdacht ein, dass die Drehbuchproduzenten mit immer drastischeren Szenen den Ermüdungserscheinungen vorzubeugen versuchten. Das ist ihnen nur teilweise gelungen. Für diese Staffel hätte sich der Abschluss eines Netflix-Abos nicht gelohnt.
Auch in Staffel sechs soll wieder alles ganz neu sein. Nach der Anarchie folgt jetzt die Abrechnung: Die Rebellinnen werden auseinandergerissen und auf unterschiedliche Gefängnisse verteilt.
Latinas gegen Schwarze gegen Weiße
In der Serie spielte die klare Abgrenzung zwischen den Gesellschaftsgruppen Latinas, Schwarze sowie Weiße – mit der Untergruppe der Rassistinnen – schon immer eine große Rolle. So hielten die Frauen von Litchfield der US-Gesellschaft den Spiegel vor, in der es einen Zusammenhang zwischen Hautfarbe und Verteilung von Gefängnisstrafen gibt.
In der neuen Staffel zeigen sich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Frauengruppen umso schärfer: Latinas und Schwarze, Block C und Block D. Wer sich an den falschen Tisch setzt, riskiert eine Schlägerei, wer Schwäche zeigt den Spott der anderen. Chapman verliert einen Zahn, als eine Mitgefangene sie brutal zu Fall bringt.
Gerechtigkeit zählt wenig, wenn es darum geht, bei der Suche nach den Rädelsführern des Aufstands nicht zu den Hauptschuldigen zu gehören. Die Ermittler haben enormen Druck von oben, sie sollen die Schuldigen liefern, die für den Tod des Wärters Desi Piscatella verantwortlich sind. Und so geht es um existenzielle, unangenehme Fragen: Wer nennt den Ermittlern Namen? Wer ist bereit, andere zu verraten? Wer soll zu lebenslänglich verurteilt werden?
Netflix hat bereits eine Staffel sieben der Serie angekündigt, die womöglich die letzte sein wird. Und so stellt sich langsam die Frage: Wenn Orange das neue Schwarz war – was wird dann das neue Orange?
Von Nina May/RND/dpa