Royal-Experten über Harry-und-Meghan-Doku

„Auf persönlicher Ebene ist Charles unglaublich verletzt“

Büroangestellte in London sehen sich die Netflix-Doku „Harry & Meghan“ an.

Büroangestellte in London sehen sich die Netflix-Doku „Harry & Meghan“ an.

Nach dem in der vergangenen Woche ausgebliebenen Rundumschlag hat Netflix an diesem Donnerstag den zweiten Teil seiner mit Spannung erwarteten Dokuserie „Harry & Meghan“ veröffentlicht. In drei weiteren Episoden erzählten Prinz Harry (38) und seine Frau Herzogin Meghan (41), wie sie ihren Abgang aus dem britischen Königshaus erlebt haben. Und diesmal wurde es „schmutziger“, wie Harry es wohl sagen würde – er hatte in einem Vorabtrailer von einem „schmutzigen Spiel“ gesprochen. Den anderen Mitgliedern der royalen Familie, vor allem Harrys Bruder Prinz William sowie Harrys Vater, dem heutigen König Charles III., werden schwere Vorwürfe gemacht.

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„Es war schrecklich, dass mein Bruder mich anschrie und mein Vater Dinge sagte, die einfach nicht wahr waren“, sagt Harry etwa über ein Treffen Anfang 2020, in dem es um den Ausstieg des Paares ging, das nach eigenen Angaben zwar aus Großbritannien weggehen, aber trotzdem weiter für die royale Familie arbeiten wollte. Außerdem wirft er seinem Vater und anderen Familienmitgliedern vor, ihn und speziell Meghan nicht genug vor der Presse geschützt zu haben.

Charles wird sich Sorgen über die Auswirkungen auf seine Regierungszeit machen.

Catherine Mayer,

Journalistin, Royal-Expertin und Autorin der Biografie „Charles III. – Mit dem Herzen eines Königs“

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Die Königsfamilie hat sich wie erwartet bisher nicht zu der Dokumentation geäußert. Doch Catherine Mayer, Journalistin, Royal-Expertin und Autorin der Ende November im Heyne-Verlag veröffentlichten Biografie „Charles III. – Mit dem Herzen eines Königs“, ist sich sicher, dass sie sich Gedanken darüber machen. „Charles wird sich Sorgen über die Auswirkungen auf seine Regierungszeit machen“, sagt sie im Gespräch mit dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). Er sei bereits alt und wisse, dass seine Mutter und Vorgängerin, die Queen, sehr beliebt gewesen sei, womit er konkurriere. Was immer für ihn gesprochen habe, sei, dass er eine enge, liebevolle Familie hatte. „Doch jetzt zeigt sich eine familiäre Dysfunktion“, so Mayer. Sie meint zu wissen, dass die Vorwürfe dem König nahegehen: „Auf persönlicher Ebene ist Charles unglaublich verletzt. Das habe ich von vielen Leuten gehört, die ihn kennen.“

Catherine Mayer, Royal-Expertin und Autorin einer Biografie über König Charles.

Catherine Mayer, Royal-Expertin und Autorin einer Biografie über König Charles.

Auch William dürfte verletzt und wütend sein, vermutet Mayer, die neben dem heutigen König Charles in der Vergangenheit auch die Brüder Harry und William sowie dessen Frau Kate mehrfach treffen durfte, allerdings vor dem Kennenlernen von Harry und Meghan. Bereits Meghans Kommentar aus einer der ersten Folgen, Williams und Kates äußere Formalität spiegele sich auch im Inneren wider, dürfte ihnen nicht gefallen. „Was sie da sagt, ist sehr real, beide sind sehr steife und förmliche Menschen“, befindet auch sie. Eine Reaktion von William, aber auch von Charles erwartet sie dennoch eher nicht.

Ein expliziter Vorwurf gegen Prinz William

Das sieht auch Craig Prescott, Verfassungs- und Monarchieexperte von der walisischen Universität Bangor, so. Er sieht den explizitesten Vorwurf Harrys gegen seinen Bruder an der Stelle, als es um ein gemeinsam herausgegebenes Statement von Harry und William geht, für dessen Veröffentlichung Harry nach eigenen Angaben nicht um Erlaubnis gebeten wurde. „Es zeigt, dass es insbesondere zwischen Harry und William Feindseligkeiten gibt“, so der Experte im RND-Gespräch. Eine Rückkehr Harrys und Meghans nach der Doku nach Großbritannien hält er für ausgeschlossen. „Ich hatte immer das Gefühl, dass es vielleicht eine Chance geben könnte, dass sie in irgendeiner Form zurückkommen könnten, vielleicht, wenn Charles König wird, was ja nun der Fall ist. Aber ich denke, das ist eindeutig von der Tagesordnung und wird es noch sehr lange sein.“

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Der Verfassungs- und Monarchieexperte Craig Prescott ist an der walisischen Universität Bangor tätig.

Der Verfassungs- und Monarchieexperte Craig Prescott ist an der walisischen Universität Bangor tätig.

Expertin Mayer: Doku und Monarchie werden unterschätzt

Mayer glaubt aber auch, dass die Doku von vielen als Entertainment unterschätzt werde. „Ein Großteil der Berichterstattung in Großbritannien behandelt diese Geschichte als Unterhaltung und behandelt die Monarchie als Unterhaltung“, sagt sie. Dabei sei die Monarchie eine ernst zu nehmende politische Institution und durch das Abtun der Doku als Entertainment werde die Diskussion darüber vermieden, ob die Monarchie weiter existieren sollte. „Meghans und Harrys Ausstieg hat der Monarchie großen Schaden zugefügt, weil er das Argumentieren für die Existenz der Monarchie schwerer gemacht hat“, ist sie sicher. Zudem betont sie: „Wenn Sie sich die demografischen Daten der Menschen ansehen, die auf Meghans und Harrys Seite sind, nämlich junge Menschen und People of Colour, sind das sehr wichtige Menschen für die Monarchie, die diese verloren hat – und ich denke, unwiederbringlich verloren.“

Hinzu komme, dass die in der Doku aufgebrachten Themen wie Rassismus und das Funktionieren der Medien in Großbritannien ernsthafte Probleme seien, mit denen man sich auseinandersetzen müsse. Allein dafür lohne sich das Anschauen, so Mayer. Sie kritisiert allerdings, dass bei der ganzen Kritik an den Medien und auch dem Palast und deren Vorgehen, manche zu beschützen und sogar für sie zu lügen, Prinz Andrew und der Missbrauchs­skandal um ihn mit keinem Wort erwähnt werde. „Ich denke, dass sie in dem Versuch, ihre eigene Geschichte zu erzählen und wahrscheinlich die Gefühle ihrer Freundin Eugenie, der Tochter von Prinz Andrew, zu schonen, einiges von dem getan haben, was sie anderen vorgeworfen haben“, sagt die Expertin, sie also Teile der Geschichte ausgelassen haben.

Prescott: Doku „schwankte im Ton“

Während Mayer die Wechsel zwischen persönlicher Geschichte von Harry und Meghan und Experten­kommentaren unter anderem über das Commonwealth oder zu Rassismus in Großbritannien gefallen, findet Craig Prescott die Kombination eher „seltsam“, wie er sagt. „Für mich passten diese beiden Elemente nicht gut zusammen. Es schwankte im Ton“, meint er. Aber in gewisser Weise spiegele das Harrys und Megans Problem wider, dass sie alles auf die zutiefst persönliche und private Ebene gebracht hätten. „Sie haben es nie geschafft, eine Art goldenen Mittelweg oder eine Trennung zwischen ihrem Privatleben und der Öffentlichkeit zu finden.“

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