Ein mörderischer Film aus der Krimireihe „Nord bei Nordwest“

Ermittler Hauke (Hinnerk Schönemann) wird von Jens Kolbe (Niels Bormann) bedroht.

Ermittler Hauke (Hinnerk Schönemann) wird von Jens Kolbe (Niels Bormann) bedroht.

Während die Kommissare im „Tatort“ bloß älter werden, dürfen sich die Hauptfiguren zumindest in einigen der Donnerstagskrimis im Ersten weiterentwickeln. Gerade „Nord bei Nordwest“ ist ohnehin ähnlich wie eine Romanreihe aufgebaut, weil der Autor und Schöpfer Holger Karsten Schmidt immer wieder auf frühere Ereignisse zurückgreift. Das Drehbuch zu „Ein Killer und ein Halber“ stammt diesmal von Niels Holle, der bereits die Episode „Frau Irmler“ geschrieben hatte.

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Polizistin tastet sich in den Alltag zurück

Diesmal erlaubt sich Holle den Spaß, auf eine frühere Figur zurückzugreifen: Nachdem die Schwanitzer Polizistin Lona Vogt (Henny Reents) beinahe bei einer Bombenexplosion gestorben wäre, tastet sie sich mithilfe von Hauke Jakobs (Hinnerk Schönemann) in den beruflichen Alltag zurück.

Tot: Das Ermittlerduo Lona (Henny Reents) und Hauke (Hinnerk Schönemann) kommt zu spät.

Tot: Das Ermittlerduo Lona (Henny Reents) und Hauke (Hinnerk Schönemann) kommt zu spät.

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Der Tierarzt und ehemalige Kommissar hatte sich zeitweise zumindest halbwegs reaktivieren lassen, als Lona im Koma lag, und darf daher offiziell ermitteln, als in einem Streusalzkasten ein Mann mit durchschnittener Kehle gefunden wird. Als er und Vogt die Identität des Opfers feststellen, ist höchste Eile geboten, denn zur gleichen Zeit macht sich in Schwanitz ein Mann gleichen Namens an Jacobs’ Freund und Ex-Kollegen Timo (Lasse Myhr) ran.

Dieser hatte als verdeckter Ermittler dafür gesorgt, dass einem Mafiaboss der Prozess gemacht werden kann. Bevor er für Jahre im Zeugenschutzprogramm verschwindet, möchte er sich von Jacobs’ Assistentin Jule (Marleen Lohse), in die er sich bei seinem letzten Besuch („Frau Irmler“) verliebt hatte, verabschieden – oder sie überreden mitzukommen. Jacobs hat allerdings keinerlei Verständnis für die Aktion, weil Timo damit nicht nur sein Leben, sondern auch das von Jule gefährdet.

Tatsächlich zieht das Tempo des Films etwa zur Hälfte merklich an. Bis dahin ist „Ein Killer und ein Halber“ ein sanft erzählter, mit angenehmer Musik unterlegter Familienfilm. Wenn Szenen am Meer spielen, sorgt die Kamera (Uwe Neumeister) stets dafür, dass das Sonnenlicht in den Wellen glitzert. Der Tonfall ändert sich jedoch, als Vogt und Jacobs klar wird, dass ein Killer auf Timo angesetzt worden ist. Nun überschlagen sich die Ereignisse, als wollten Drehbuchautor Holle und Regisseurin Nina Wolfrum wie zwei Langstreckenläufer mit einem Zwischenspurt die vertrödelte Zeit aufholen.

Die Beziehung des Polizistenpaares nimmt viel Zeit ein

Allerdings ist der Film aller Gemütlichkeit zum Trotz auch in der ersten Hälfte schon sehenswert, weil sich Wolfrum, die ihre Erfahrungen vor allem bei Serien wie „Jenny – Echt gerecht“ (RTL) sowie „Milk & Honey“ (Vox) gesammelt hat, viel Zeit für die Beziehung zwischen dem Polizistenpaar nimmt. Die noch schwache Polizistin Lona wehrt sich zwar gegen das „betreute Ermitteln“ von Hauke Jakobs, aber die Fürsorge des Tierarztes schätzt sie trotzdem.

Außerdem leidet sie offenkundig unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, weshalb ihr ein Verdächtiger zunächst entkommen kann.

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Die zweite Filmhälfte könnte für Menschen, die an „Nord bei Nordwest“ vor allem die Gelassenheit schätzen, fast zu spannend werden. Das Drehbuch deutet die spätere Wende allerdings schon früh an. Die Mitwirkung von Leonard Carow ist ohnehin ein eindeutiges Signal: Der bedauernswerte Schauspieler muss seit seiner Jugend stets junge Männer neben der Spur verkörpern. Hier spielt er als zweite Titelfigur den Lehrling des leicht schrägen Bestatterduos Töteberg und Bleckmann (Stephan A. Tölle, Regine Hentschel): Azubi Matti hatte offenbar schon immer eine Schwäche für den Tod. Später wird ihm der Killer (Niels Bormann), der in dem jungen Mann einen Bruder im Geiste erkennt, attestieren, es sei doch schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen könne. Die gegenseitige Sympathie wird Matti nicht daran hindern, anlässlich des mit allerlei unerwarteten Wendungen aufwartenden und entsprechend fesselnden Finales die Seiten zu wechseln.

Amüsante Beiläufigkeiten, schrullige Nebenfiguren

Davon abgesehen erfreut Holles Drehbuch durch amüsante Beiläufigkeiten und schrullige Nebenfiguren, etwa einen Fußchirurgen, der sich als „pedophil“ bezeichnet und Patienten nicht anhand ihrer Gesichter, sondern anhand ihrer Füße wiedererkennt. Ähnlich erheiternd ist der berufliche Sarkasmus der Bestatter („S-Kurve oder Altenheim?“), die in diesem Film wieder einmal ziemlich viel Arbeit bekommen.

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