Fernsehen in der Sommerpause: Darum zeigen TV-Sender vor allem Klassiker und das Beste von gestern
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Trixi (Alwara Höfels) bringt Hintz (Dieter Hallervorden) Frühstück. Eine Geste, die er nicht zu schätzen weiß. Szene aus “Mein Freund, das Ekel”.
© Quelle: ZDF/Conny Klein
In den Sommermonaten läuft das Fernsehen traditionell auf Sparflamme; Premieren eigenproduzierter Filme und Serien sind echte Mangelware. Das liegt nicht nur an der Ferienzeit: ARD und ZDF könnten es sich gar nicht leisten, auf den Fernsehfilmsendeplätzen jede Woche Erstausstrahlungen zu zeigen. Aber auch ein privates Programm wie Sat.1 muss seine Eigenproduktionen mehrmals wiederholen, bis die Werbeeinnahmen die Produktionskosten ausgleichen. Deshalb zeigen die Sender in den nächsten Monaten das Beste von gestern: “Ausgesuchte Produktionen, die bei der Erstausstrahlung besonders erfolgreich waren”, sagt Andrea Wich, Leiterin der Programmplanung für das Erste.
Bei der Auswahl der Filme spielen laut Florian Kumb, Leiter der ZDF-Programmplanung, viele Faktoren eine Rolle. “Ganz wichtig ist gerade im Sommer die Frage: Was passt zur Jahreszeit?” Ziel sei eine gute Mischung aus Produktionen, die bei der Premiere nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft hätten, und Publikumserfolgen wie “Mein Freund, das Ekel” (2019): “Die Komödie mit Dieter Hallervorden lebt von ihrer Situationskomik und hat das Zeug zum Evergreen, weil man sie sich immer wieder anschauen kann.”
Nicht nur Wiederholungen
Allerdings besteht das Sommerprogramm keineswegs nur aus Wiederholungen. Das Erste ersetzt die Werktags-Talkshows durch Dokumentarfilme und zeigt außerdem zwei Spielfilmreihen: Am 29. Juni eröffnet die sehenswerte Ehekomödie “Und wer nimmt den Hund?” (mit Martina Gedeck und Ulrich Tukur) das diesjährige Sommerkino, und im August folgt zum 20. Mal “Filmdebüt im Ersten”. Die deutschen Kinokoproduktionen beginnen allerdings erst um 22.45 Uhr. Das ist etwas früher als die Sendetermine der ZDF-Reihe “Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten” (ab 16. Juli, Auftakt: “Glück ist was für Weicheier”, 23.15 Uhr).
Dabei könnten gerade ARD und ZDF den Sommer nutzen, um anspruchsvollen Werken um 20.15 Uhr ein größeres Publikum zu bescheren. Den “Shooting Star”-Film “Der Mann aus dem Eis”, einen Steinzeitwestern mit Jürgen Vogel, zeigt das ZDF gar erst um 23.45 Uhr. Kumb sagt dazu: “Einen ‘kleinen’ Film montags um 20.15 Uhr zu zeigen, hieße, ihn ungeschützt einer starken Konkurrenz auszusetzen; er hätte keine Chance.” Gerade jüngere Nutzer würden solche Angebote ohnehin unabhängig von der Sendezeit in der Mediathek nutzen.
Archivschätze auf den Spartensendern
Ältere Zuschauer fragen sich allerdings, warum ARD und ZDF nicht auch mal Klassiker aus ihrer Kindheit und Jugend wiederholen, spannende Mehrteiler wie “Die Schatzinsel” (1966) oder “Der Seewolf” (1971) zum Beispiel. Laut Kumb liegen die entsprechenden Rechte jedoch gar nicht mehr bei den Sendern. “Archivschätze” seien in den “Dritten”, in den Spartenprogrammen One (ARD) und ZDF neo sowie bei den Kulturkanälen 3sat und Arte besser aufgehoben. Tatsächlich zeigt 3sat im Rahmen des Programmschwerpunkts “Krimisommer” neun alte Edgar-Wallace-Filme.
Immerhin hat sich die ARD für das diesjährige “Tatort”-Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen: Bis Ende August können die Zuschauer selbst bestimmen, welche Krimis sonntags um 20.15 Uhr im Ersten wiederholt werden. Die Abstimmung startet nach jeder Ausstrahlung wieder neu. Die ältesten Filme stammen indes aus dem Jahr 1999. Man habe auf frühere Produktionen verzichtet, erläutert ein Sprecher der ARD-Programmdirektion, um jüngere Zuschauer nicht zu verschrecken.