Immer Ärger mit Harry – die Sci-Fi-Serie „Resident Alien“ bei Sky

Mensch, Alien! Harry (Alan Tudyk, r.) ist ein Außerirdischer, der kleine Max (Judah Prehn, l.) ist der einzige Mensch in Patience, Colorado, der ihn in seiner wahren Gestalt erkennt.

Mensch, Alien! Harry (Alan Tudyk, r.) ist ein Außerirdischer, der kleine Max (Judah Prehn, l.) ist der einzige Mensch in Patience, Colorado, der ihn in seiner wahren Gestalt erkennt.

Der Sheriff ist der eigentliche Manager des Bergstädtchens Patience. Er ist groß, schwarz und unerbittlich. Und als er an die Fischerhütte am See kommt, um den dort den urlaubenden Doktor Harry Vanderspeigle einzusammeln, weil der den Totenschein für den frisch ermordeten Arzt von Patience ausstellen soll, stellt er sich im Brustton des Obercoolio mit Stern vor. Mike Thompson heiße er, Harry solle ihn aber ruhig „Big Black“ anreden. Vanderspeigle nun kann mit der Farbzuweisung so gar nichts anfangen und vermutet dann laut und erleichtert „Ach so!“, das sei ja wohl wegen Thompsons schwarzen Polizeitrucks.

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Was „Big Black“ (Mike Thompson) wie ein rassistischer Witz vorkommt, ist in Wahrheit mangelndes Einfühlungsvermögen in menschliche Dinge. Denn unter Harrys Haut steckt ein Astronaut aus einer fernen Welt. Bruchgelandet ist der Sternenmann in der Schneelandschaft, hat mittels molekularen Chamäleonsimsalabims das Aussehen Vanderspeigles angenommen, von dem er zuvor angegriffen wurde und den er im zugefrorenen See versenkt hat.

Durch Bingen der Serie „Law & Order“ hat Harry sich Grundkenntnisse in menschlicher Sprache beigebracht – aus Langeweile, nicht aus Not. Eigentlich wollte er nur möglichst schnell die beim Crash verschütt gegangene „Vorrichtung“ finden, gemäß seinem Befehl die Menschheit auslöschen und zurück nach Hause brausen. Aber finde mal auf die Schnelle einen koffergroßen Spezieskiller im meterhohen Schnee von Colorado.

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Die Menschen zerren Harry in ihre kleine Leben

Und jetzt zerren einen diese Menschen, deren Intellekt Harry knapp über dem von Eidechsen einstuft, doch glatt in ihre Stadt, in ihre Leben und ihre seltsamen, kleinen Menschengeschichten. „Dem Geruch nach würde ich sagen, sie ist sechs Stunden tot“, erklärt Harry gleich mal fachmännisch beim Leichencheck, aber was für ihn schon tot riecht, ist nur die schlafende indianische Krankenschwester Asta Twelvetrees (Sara Tomko).

Der tatsächliche Tote sei vergiftet worden, stellt Harry alsbald fest. Als später noch ein einzelner Fuß aus dem See auftaucht, sieht Tatmensch „Big Black“ bereits einen Serienmörder am Werke und veranlasst eine DNA-Analyse des Körperteils. Was Harry unbedingt verhindern muss, denn natürlich handelt es sich um das linke untere Ende des echten Vanderspeigle.

Und dann ist da auch noch Max (Judah Prehn), das Söhnchen des netten Bürgermeisterpärchens Ben und Kate (Levi Fiehler, Meredith Garretson). Aufgrund einer genetischen Sonderveranlagung sieht er als einziger Bewohner von Patience Harry so, wie er ist – als ein gruseliges grünlila Wesen mit großen schwarzen Augen und einem zweiten paar Ärmchen in der Körpermitte. Am Anfang reagiert Max komplett panisch und seine „Alien unter meinem Bett“-Storys werden von den zutiefst genervten Altvorderen seiner überbordenden Fantasie zugeschrieben. Später wird Max mutiger, nimmt der Dreikäsehoch das „Duell“ mit Harry auf.

Tudyk ist fantastisch als extraterrestrischer Inklusionsflüchter

Alan Tudyk ist fantastisch in der Rolle des schmallippigen, verhaltensauffälligen Inklusionsflüchters aus dem All. Der 50-jährige Texaner, der zu Beginn des Millenniums mit Rollen in Filmen wie „28 Tage“ (2000) und „Ritter aus Leidenschaft“ (2001) bekannt wurde und mit seiner Rolle des „Serenity“-Piloten Wash im Sci-Fi-Serienklassiker „Firefly“ (2002) Kultstatus erlangte, könnte drei Staffeln dieser Serie allein mit seinen hinreißenden Irritationen über Homo sapiens sapiens füllen und mit seinen Versuchen, nicht aufzufallen, einfach so zu sein wie alle anderen.

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Denn sein Lachen klingt weiterhin wie ein Türknarren und er lacht über Dinge, die andere peinlich oder traurig finden. Wenn er als Pathologe eine Eingebung hat, hängt er ans Satzende Musikgeräusche, wie er es im Soundtrack zu „Law & Order“ gehört hat. Wenn er sich nachts durchs Fenster in Max‘ Zimmer windet („um den Jungen zu töten“), wirkt er wie ein ungeschickter riesiger Mauergecko. Und wenn er nach zu vielen Whiskys („Schmeckt scheußlich! Warum will ich mehr davon?“) selig in der Kneipe tanzt, nun ja. So haben Sie garantiert noch niemanden tanzen sehen, lieber Serienfreund. Der Pinocchio-Twist vom alten Raumschiff Orion ist dagegen Salsa.

Die Frauen von Patience lieben den im Grunde netten Autisten

Auf die Frauen von Patience wirkt der Fremde, der zur kommissarischen Übernahme der Praxis des toten Doktors Sam verdonnert wird, allerdings wie ein im Grunde netter und beschützenswerter Autist, der nicht anders kann als ungehobelt und unverblümt zu sein. Die mollige, einfühlsame und schüchterne Deputy Liv (Elizabeth Bowen) ist selbst eine Außenseiterin und hat ein großes Herz für alle und jeden. Barfrau D’Arcy (Alice Wetterlund) wird automatisch von allen halbwegs schrägen Mannsbildern angezogen.

Das Alien bekommt ein Herz

Und Krankenschwester Asta beschließt, dem Neuen in der Stadt, all seinen Rüpeleien zum Trotz, eine Freundin zu sein. Zumal er ihrem brutalen Noch-Mann eine ziemlich drastische Lektion in häuslicher Gewalt erteilt. „Ich fühle mich manchmal wie ein Alien“, seufzt Asta. „Ich mich auch“, antwortet Harry. Er bekommt ein Herz, es wächst in ihm Tag für Tag. Wir vermuten, dass es ihm zunehmend schwerer fallen wird, seiner Mission treu zu bleiben.

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Serienschöpfer Chris Sheridan (Autor und Produzent der Trickfilmserie „Family Guy“) macht keinen harmlosen „Mork vom Ork“-Verschnitt aus dem Herrn vom andern Stern. Harry wird im Erlernen menschlicher Konzepte nicht zum berührenden Nachhausetelefonierer à la E.T. Und die düstere Färbung der hinreißenden Serie bleibt erhalten, das Leben der Leute von Patience fühlt sich bei aller Komik echt an, dem herausragenden Ensemble sei Dank.

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Weshalb die Wesen von ganz weit weg den Planeten nun unbedingt von seiner Alphaspezies befreien wollen, wird in den ersten drei zur Verfügung gestellten Episoden noch nicht verraten. Aber man kann es sich zusammenreimen. Schon Klaatu, der erste nette Außerirdische der Filmgeschichte aus Robert Wise‘ Sci-Fi-Klassiker „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ (1951), kam in seiner spiegeleiförmigen fliegenden Untertasse bei uns vorbei, um eine letzte Warnung auszusprechen.

Würde die der damals noch jungen Atomkraft mächtige Menschheit ihr kriegerisches Gewese fortsetzen, sei ihr Untergang ausgemachte Sache, so Klaatu damals sinngemäß. Ein Wunder, dass der Mann an einem „Tag, an dem die Erde endgültig stillstand“ noch nicht mit einer ähnlichen „Vorrichtung“ zurückgekehrt ist. Wobei sich Harry, wenn mans recht bedenkt, ja bislang noch nicht mit seinem richtigen Namen vorgestellt hat.

„Resident Alien“, erste Staffel, acht Episoden, bei Sky, von Chris Sheridan, mit Alan Tudyk, Sara Tomko, Alice Wetterlund, Corey Reynolds (ab 8. April)

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