Der Moralist der Nation: Wie Jan Böhmermann sich neu erfunden hat
„Johannes B. Kerner kann Gefühle verkaufen, wo er gar keine hat, bei mir ist es leider andersherum“: ZDF-Moderator Jan Böhmermann bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021 im WDR-Funkhaus in Köln.
ZDF-Star Jan Böhmermann ist der einflussreichste TV-Influencer des Landes. Mit solidem Journalismus wurde seine Sendung „ZDF Magazin Royale“ zum Stachel im Pelz der Nation. Jetzt geht der Moralist in die Sommerpause – nach seiner bisher erfolgreichsten Saison.
Er sei doch nur ein „unseriöser Quatschvogel“, sagt Jan Böhmermann gern in branchenunüblicher Demut. Ganz so, als staune er noch immer selbst über die Wirkung manches seiner Worte und die Wucht seines Schaffens. Da steht er, der optisch unscheinbare Polizistensohn aus Bremen, und hat wieder mit einem Tweet im Affekt, einem bösen Satz in einem Interview oder einer 20-minütigen TV-Enthüllung in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ an den Grundfesten der Republik gerüttelt. Warum? Weil er es kann.