Nervige Sexanfragen auf Facebook: Was hilft gegen den Spam?
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Facebook hat ein Spamproblem.
© Quelle: Thibault Camus/AP/dpa
Hannover. Die blonde Frau trägt einen ungewöhnlichen Namen: „Vancouvere Malika“. Kreativ. Auf ihrem Profilbild ist sie mit rosa Strickpulli und grauem Schal zu sehen. Um wen es sich auf diesem Bild tatsächlich handelt, ist nicht ganz klar – gut möglich aber, dass es sich hier um Identitätsdiebstahl handelt. Wie ein professionelles Stockfoto sieht das Bild nämlich nicht aus, auch die Google-Bilder-Rückwärtssuche liefert kein übereinstimmendes Ergebnis.
Blickt man auf das Profil von „Vancouvere“ findet man dort nur einen einzigen Post. Er beginnt mit zwei Emojis, die vor lauter Freude Sternchen in den Augen haben. „Hallo allerseits“, schreibt Vancouvere, „wenn Sie Mitglied der Whatsapp-Sexgruppe werden möchten, gibt es viele schöne Frauen in dieser Gruppe, die Sex brauchen.“ Es folgen drei Feuer-Emojis.
Dann fordert Vancouvere ihre „Freunde“ auf, einer Gruppe beizutreten, denn „ohne Geld ist alles kostenlos“ – was auch immer das bedeuten soll. Schließlich postet Vancouvere einen Link, der sich hinter dem Kurz-Link-Dienst „bit.ly“ verbirgt.
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„Frauen“ wie „Vancouvere “ gibt es derzeit viele auf auf Facebook. Sie heißen „Lulu“, „Mechthild“ und „Wanja“ – und sie alle möchten Freunde werden.
Facebook-Nutzer berichten bereits seit einigen Wochen von nervtötenden Spamaccounts, die auf der Plattform Freundschaftsanfragen verschicken und auf ihren Profilen für ominöse Whatsapp-Sexgruppen werben. Manchmal schreiben die Bots auch Direktnachrichten über den Facebook-Messenger.
Doch was steckt hinter der Spamwelle? Und wie kann man davor schützen?
Was Facebook zur Problematik sagt
Über Linkscannerportale wie etwa dem des Virenschutzprogramms „Dr. Web“ lässt sich herausfinden, wohin die verschickten „bit.ly“-Links führen. Der von „Vancouvere “ leitet Nutzer zu einer Website mit dem Namen „Snapchat Grupseks“. Immerhin: Malware scheint laut Linkanalyse über diese Seite nicht verbreitet zu werden. Vielmehr scheint es hier um finanzielle Absichten zu gehen. Wer der Anbieter der Website ist, bleibt unklar.
Bei Facebook weiß man von dem Problem. „Viele dieser Fake Accounts werden in Spamkampagnen eingesetzt und sind finanziell motiviert“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage. „Wir nehmen an, dass diese Zahl im Laufe der Zeit variiert, basierend auf den finanziellen Anreizen zur Erstellung von Fake Accounts.“
Gleichzeitig betont das Unternehmen, dass man gezielt gegen Accounts wie den von „Vancouvere“ vorgehe. „Wir priorisieren Maßnahmen gegen Nutzer und Konten, deren Ziel es ist, Schaden zu verursachen“, teilt das Unternehmen mit. „Mithilfe unserer Erkennungstechnologie können wir täglich Millionen Versuche verhindern, gefälschte Konten zu erstellen – und noch häufiger als zuvor können wir Millionen solcher Versuche bereits innerhalb von Minuten nach der Erstellung erkennen“, heißt es weiter.
Spambots tricksen Facebook-Filter aus
Gegen die aktuelle Spamwelle jedoch scheint selbst diese „Erkennungstechnologie“ machtlos. Das Profil von „Vancouvere Malika“ wird erst mehrere Tage später gelöscht – zu diesem Zeitpunkt hat der Sex-Spambot bereits Dutzenden echten Menschen die Freundschaft angeboten.
Auch über private Nachrichten wird Sexspam versendet: Hier verschicken vermeintliche Nutzerinnen mit Namen wie „Ausilia Longo“ anzügliche Nachrichten mit Verweis auf ein „Masturbationsvideo“. „Ardith Garner“ verkündet derweil, sie sei „hypersexuell“ und schickt darum den nächsten Spamlink mit.
Facebook-Nutzer sind davon inzwischen gehörig genervt. Der österreichische Grünen-Politiker Marco Schreuder beispielsweise schreibt auf Twitter: „Wie @FacebookDE je Hass und Fakes in den Griff bekommen will, während ich täglich ungefähr zehn bis zwanzig solcher Freundschaftsanfragen und Messengeranfragen pro Tag bekomme, ist mir ja ein Rätsel. Sie haben einfach nix im Griff. Nix. Gar nix.“
Dazu postet Schreuder mehrere Screenshots von Spamaccounts, die ihm Freundesanfragen schicken. Sie tragen Namen wie „Käte Bastian Panzer“ und „Lulu Nothnagel“ – viele der Profile sind noch immer online.
Was kann man gegen den Spam tun?
Was also tun gegen den Spam, wenn Facebook es nicht tut? Das soziale Netzwerk selbst schlägt vor, fragwürdige Accounts auf der Plattform zu melden. Dazu muss der Nutzer auf das Profil des Spamaccounts gehen und die drei kleinen Pünktchen anklicken. Hier findet sich der Button „Profil melden“. Das ergibt allerdings erst dann Sinn, wenn man bereits von dem Spamaccount belästigt wurde. Und da es sich um immer neue Profile handelt, ist das Blocken weitestgehend wirkungslos.
Möchte man nervige Anfragen von vornherein verhindern, helfen die Privatsphäreeinstellungen von Facebook weiter. Diese finden sich in der Browserversion unter dem Pfeilbutton rechts oben, dann unter „Einstellungen und Privatsphäre“ und schließlich unter „Privatsphäre-Check“. In der mobilen Facebook-App klickt man rechts unten auf sein Profilfoto und dann auf den Button „Privatsphäre auf einen Blick“.
Hier findet sich der Button „So können andere dich auf Facebook finden“. Dort lässt sich einstellen, wer Freundesanfragen verschicken darf. Steht der Button auf „Alle“, so ist die Chance ziemlich hoch, dass man von Spamaccounts belästigt wird. Ratsam ist daher, den Button auf „Freunde von Freunden“ umzustellen. Die Möglichkeit, Freundesanfragen von Fremden gänzlich zu blockieren, ist jedoch nicht möglich.
Messengernutzer sind den Bots hilflos ausgeliefert
Deutlich schwieriger gestaltet sich das Unterbinden von Spamnachrichten über den Messenger. Noch vor einigen Jahren bot Facebook die Möglichkeit, Nachrichten von fremden Personen gänzlich zu unterbinden – das ist jedoch heute nicht mehr möglich. Stattdessen wandern Nachrichten von fremden Personen in den Ordner „Nachrichtenanfragen“ oder „Spam“.
Auf der Hilfeseite des Messengers wirbt Facebook in einer Animation damit, dass Nutzer Nachrichten von Fremden grundsätzlich blockieren können. „Du bestimmst, wer es in deine Chatliste schafft, wer in deinem Ordner ‚Nachrichtenanfragen‘ auftaucht und wer dir letztendlich Nachrichten senden oder dich anrufen darf“, heißt es da. Tatsächlich gibt es die genannte Funktion im Messenger jedoch nicht. Eine weitere Hilfeseite zum Thema ist offline.
Da selbst Spamaccounts jedoch häufig den Weg in die „Nachrichtenanfragen“ schaffen, gibt es de facto derzeit keine effektive Möglichkeit derartige Nachrichten zu unterbinden. Die einzige Lösung: Das vollständige Ausschalten der Benachrichtigungen des Facebook-Messengers. Dann allerdings bekommt man auch die Nachrichten seiner echten Freunde nicht mehr mit. Wer darauf angewiesen ist, dem bleibt nur der Wechsel zu einem anderen Messengerdienst.