Peter Heinrich Brix über seinen Einstieg in der Serie „Nord Nord Mord“
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Die Spur in Carl Sievers‘ (Peter Heinrich Brix) erstem Fall führt ausgerechnet in sein ehemaliges Kommissariat nach Kiel.
© Quelle: Foto: Marion von der Mehden/ZDF
Herr Brix, Sie treten bei der Krimireihe „Nord Nord Mord“ in die Fußstapfen Robert Atzorns. Ist das eine Bürde?
Ich bin mir über das Erbe durchaus im Klaren und mache das mit dem angemessenen Respekt. Ich habe ihn auch ein paar Mal gesehen in den Filmen und mich natürlich sehr gefreut, da einsteigen zu dürfen. Die Reihe ist was ganz Besonderes, hat einen guten Humor, der nicht so 08/15 daherkommt, das gefällt mir.
Haben Sie sich als eingefleischter Norddeutscher darauf gefreut, auf Sylt arbeiten zu dürfen?
Sagen wir mal so, ich hatte nicht das Gefühl, da nicht hinzugehören. Ich bin ja aus Schleswig-Holstein, wenn auch von der anderen Seite, von der Ostseeküste. Aber ich komme natürlich mit der Landschaft und den Menschen auf Sylt wunderbar klar, auch wenn ich privat seit zwölf Jahren glaube ich nicht mehr auf Sylt war.
Warum so lange nicht mehr?
Es hat sich einfach nicht ergeben. Zum Urlaub machen ist mir die Insel in der Saison zu überlaufen. Ich mag es eher ruhig.
Also haben Sie Sylt ganz bewusst nicht mehr angesteuert.
Sagen wir mal so, ich hatte nicht mehr das Gefühl, da hin zu müssen. Ich bin aber davon abgesehen sowieso kein Reisemensch, ich habe ja neben meinem Wohnort in Hamburg noch eine Dependance an der Ostsee, meinen Bauernhof, wo ich mich sehr gerne aufhalte. Ich bin gelernter Landwirt und fühle mich da pudelwohl. Aber um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Ich bin eigentlich sehr gerne auf Sylt, die Insel ist ja nicht umsonst so beliebt – und selbst heute findet man auf Sylt noch Ecken, wo man sich zurückziehen kann.
Der von Ihnen gespielte Kommissar Sievers ist kein Sylt-Fan, dem ist dort alles viel zu schickmicki.
Richtig, der ist ja nach Sylt versetzt worden und wollte da gar nicht hin. Der kommt nicht zuletzt deshalb auch ein bisschen spröde daher. Und dass er in der Kneipe 14 Euro für ein Käsebrot blechen soll, kann er auch nicht so richtig nachvollziehen.
Können Sie das denn nachvollziehen?
Das ist eine Frage von Angebot und Nachfrage, denke ich. Und wenn es Leute gibt, die 14 Euro für ein Käsebrot zahlen, dann kostet es eben so viel. Aber Krabbenbrot ist sowieso leckerer.
Sievers ist ein Einzelgänger, Sie auch?
Einzelgänger ist vielleicht ein bisschen viel gesagt, aber das Verhältnis von Distanz und Nähe bestimme ich schon gerne selbst. Ich ziehe mich von Zeit zu Zeit bewusst zurück und hefte dann mal geistig die ganzen Dinge ab, die ich so erlebt habe. Ich habe den Eindruck, dass sich die Welt zunehmend verdichtet, schon allein was die Flut an Informationen angeht, die täglich auf uns einprasseln. Dazu schaffe ich ab und zu einen Ausgleich. Da kann es dann schon sein, dass ich mal einen ganzen Tag lang nicht rede und mich nur im Garten beschäftige oder so. Holz hacken macht mir Spaß.
Was sagt denn Ihre Frau dazu, wenn Sie den ganzen Tag schweigen?
Ach, es ist natürlich nicht so, dass ich das Ganze streng orthodox auffasse, im Sinne eines Schweigegelübdes oder so. Also, wenn sie mir eine Frage stellt, dann beantworte ich die schon (lacht). Aber sie weiß, wie ich bin, und ich habe das Glück, dass sie meine ganzen Macken toleriert. Wenn sie merkt, dass ich so einen Tag habe, dann kommt sie mir zum Glück nicht allzu textlastig (lacht).
Sie sind erst spät zur Schauspielerei gekommen. Stimmt es, dass Sie Ihr Erweckungserlebnis mit 28 auf der Bretterbühne eines Feuerwehrfestes in Ihrem Heimatort Angeln hatten?
Das stimmt, ich habe damals ja hauptberuflich als Landwirt gearbeitet, und das Stück war ein Einakter mit dem Titel „Der schlaue Peter“, und ich habe die Titelrolle gespielt. Ich hatte eine unglaubliche Freude am Spielen und habe mich dann nach sechs Jahren bei der Niederdeutschen Bühne Flensburg dafür entschieden, das hauptberuflich zu machen.
Haben Sie es je bereut?
Gar nicht, die Freude am Spielen ist mir geblieben. Ich bin immer noch beknackt genug, meine Klatsche zu kultivieren. Ich mache mich gern zum Affen. Das ist doch großartig, und wenn man dann noch das Glück hat, gut beschäftigt zu sein, dann kann man sich einfach nur bedanken.
Zurück zur Serie: Kommissar Sievers ist ja nicht ganz gesund, er leidet unter rätselhaften Schwindelanfällen. Wird da etwa schon sein Ausstieg vorbereitet?
Nein, nein, an Ausstieg denken wir jetzt noch nicht. Er hat gesundheitliche und auch noch ein paar andere Probleme, der Mann ist mit ziemlich viel Gepäck unterwegs. Man weiß nicht so genau, was mit dem los ist, was die Figur ja auch spannend macht. Der Sievers ist ein bemerkenswerter Charakter.
Und wie lange wollen Sie ihn spielen?
Och, ich sag mal, möglichst lange. Das ist eine Open-End-Veranstaltung, wenn Sie so wollen.
Von Martin Weber